Wenn es um das Thema digitale Spiele geht, sind Eltern und Fachkräfte oft ratlos. Die Faszinationskraft ist oft nicht nachvollziehbar und Berichterstattungen in den Medien werfen häufig ein negatives Licht auf verschiedene Games. Da digitale Spiele Chancen und Risiken bietet, ist es wichtig, sich mit dem Hobby der Kinder und Jugendlichen auseinanderzusetzen.
Zeigen Sie Interesse
Was und warum spielt Ihr Sohn oder Ihre Tochter? Geht es um den Kontakt zum Freundeskreis? Wird im Spiel Spannung und Abenteuer gesucht? Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Plattformen, Spielarten (Genres) und die momentan angesagten Spiele. Pädagogische Angebote bieten weitreichende Informationen zu Inhalten, Altersfreigaben, Chancen und Risiken der gängigen Spiele.
Fragen Sie andere Eltern und Fachkräfte, wie sie mit dem Medienkonsum ihrer Kinder umgehen. Informieren und unterstützen Sie sich gegenseitig. Das gibt Ihnen Sicherheit und fördert die eigene Kompetenz.
Spielen Sie mit
Versuchen Sie gemeinsam einen Einblick in die Spielwelten zu bekommen. Neben dem Spaß können Sie sich ein Bild darüber machen, was an einem Spiel fasziniert und ob Inhalte vorkommen, die Sie als ungeeignet erachten. Über das Spielen finden Sie einen tieferen Zugang zu den Kindern und Jugendlichen und können Themen ihrer medialen Lebenswelt aufgreifen und miteinander ins Gespräch kommen.
Interesse und Austausch ermöglichen eine vertrauensvolle Basis. Suchen Sie daher das offene Gespräch und begegnen Sie dem Thema Gaming mit einer grundlegend unvoreingenommenen Einstellung.
Begegnen Sie Spielen mit gelassener Skepsis
Für Eltern wird es immer schwieriger, in der Welt der digitalen Spiele den Überblick zu behalten. Eine Skepsis ist durchaus angebracht, allerdings sind digitale Spiele bei den meisten Heranwachsenden ein Hobby unter vielen. Vermeiden Sie daher vorschnelle Verurteilungen. Heranwachsende, denen Halt und Anerkennung in der Familie oder im Freundeskreis fehlen, suchen den Ausgleich in den Spielen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Eltern genau das im Alltag fördern müssen. Glauben Sie daran, dass Ihr Kind die Herausforderungen meistert und unterstützen Sie es dabei.
Vertrauen stärkt Ihr Kind, ist die Basis für die Entwicklung von Selbstvertrauen und Mut, bietet Sicherheit und bringt Entlastung in Konfliktsituationen.
Vereinbaren Sie Regeln
Erstellen Sie gemeinsam verbindliche und nachvollziehbare Regelungen zu Medienkonsum und -zeiten. Dazu zählen neben der Nutzung des Computers auch das Fernsehen und die Konsolenspiele. Dieser Rahmen kann nach und nach dem Alter bzw. dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend angepasst werden. Mit älteren Kindern kann auch über Spielzeiten diskutiert werden. Schließlich sollen die Kinder lernen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und ihre Mediennutzung selbst zu regulieren. Die Konsequenzen für die Nichteinhaltung getroffener Vereinbarungen sollten ebenfalls gemeinsam verhandelt und festgehalten werden. So kann aus erzielten Kompromissen ein Leitfaden für den Umgang mit Medien in der Familie werden, an den sich alle Familienmitglieder halten.
Begründen Sie Verbote, damit Ihr Kind sich ernstgenommen fühlt und einsieht, warum Sie Grenzen setzen.
Achten Sie auf Alterskennzeichen
Prüfen Sie unter www.usk.de, ob ein Spiel für die Altersgruppe freigegeben ist und somit ein entsprechendes Alterskennzeichen der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle trägt. Diese bieten Ihnen eine wichtige Orientierungshilfe, stellen dabei allerdings keine pädagogische Empfehlung dar. Auch unterliegen viele Spiele im Internet keiner Kennzeichnungspflicht. Nutzen Sie hierzu ergänzende Beratungsangebote.
Der Spieleratgeber-NRW gibt Informationen zu den gesetzlichen Alterskennzeichen sowie einer pädagogischen Eignung digitaler Spiele.
Nehmen Sie Haltung ein
Man muss nicht jedes Spiel selber mögen, sollte sich jedoch informieren, um eine Haltung einzunehmen und auch argumentieren zu können. Wer das Hobby von Kindern und Jugendlichen pauschal verurteilt, findet vermutlich keinen Zugang zu ihnen. Dies erschwert auch die kritische Auseinandersetzung. Denn Gamer*innen wollen über ihre Medienerlebnisse berichten (dürfen) und von Erwachsenen ernstgenommen werden. Eine vertrauensvolle Basis ist dabei der Nährboden für die sinnvolle Erziehung.
Grundsätzlich gilt, das Freizeitinteresse von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und verstehen zu wollen.
Bieten Sie Alternativen
Digitale Spiele sind ein Teil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und dürfen als Hobby darin ihren Platz haben. Sorgen Sie aber auch dafür, dass Ihre Kinder vielfältigen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, damit digitale Spiele und Internet keinen zu hohen Stellenwert einnehmen. Bieten Sie Anregung und Alternativen zum digitalen Spiel, um Selbstwirksamkeitserlebnisse im Alltag zu fördern, z.B. in Form gemeinsamer Unternehmungen oder Hobbys wie Sport, Musik und Treffen mit Freund*innen. Diese Alternativen müssen für Ihr Kind interessant sein und Freude bereiten, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
In unserem Methoden-Bereich finden Sie Anregungen für medienpädagogische Praxisangebote.
Thematisieren Sie Datenschutz
Persönliche Daten lassen sich im Bereich digitaler Spiele einfacher recherchieren und zusammentragen als man denkt. Daher sollte man so wenig persönliche Daten wie möglich öffentlich einsehbar machen, denn auch aus Spieldaten lassen sich Lebensgewohnheiten und Vorlieben ableiten. Es ist sinnvoll sich eine E-Mail Adresse für die Anmeldung bei unbekannten Anbietern anzulegen, keine Nicknamen oder Avatere zu nutzen, die Rückschlüsse auf die eigene Person zulassen und die Daten nicht unnötigen zu vernetzen und weiterzugeben.
Eltern sollten Kinder bezüglich der Weitergabe persönlicher Daten sensibilisieren.
Beachten Sie Sonderregeln bei Online-Games
Bei der Auswahl von Online-Games sollte nicht ausschließlich der Inhalt oder das gesetzliche Alterskennzeichen berücksichtigt werden, sondern auch die Community, die vorherrschenden Verbindlichkeiten, das Regelgerüst und welcher Druck von der Gemeinschaft ausgeht. Gerade für Kinder, die mit Online-Begegnungen wenig Erfahrung haben, könnten problematische Verhaltensweisen als durchaus verunsichernd, bei dauerhafter Nutzung gegebenenfalls sogar desensibilisierend wirken. Für Eltern ist es wichtig zu wissen, welche Verhaltensweisen vom Spiel oder der Community sanktioniert werden. So sollten Erziehungsregeln an die Spielumgebung angepasst werden.
Heranwachsende sollten den Umgang mit Online-Kommunikation bestenfalls in Begleitung erlernen. Kinder stark machen bedeutet jedoch auch, ihnen Selbstständigkeit zuzutrauen und ihnen Vertrauen zu schenken.
Nutzen Sie technische Schutzmaßnahmen
Um Spielzeiten Ihrer Kinder im Auge zu behalten, können zusätzlich technische Schutzmaßnahmen verwendet werden, die in einigen Spielen, Betriebssystemen und Spielkonsolen bereits vorhanden sind. Auch bei Smartphones und Tablets können je nach Betriebssystem entsprechende Einstellungen vorgenommen oder passende Apps installiert werden. Allerdings sind solche Programme kein Rundum-Sorglospaket und erfordern dennoch eine Begleitung.
In unserem Plattformen-Bereich finden Sie Informationen zu den Jugendschutzeinstellungen der unterschiedlichen Betriebssysteme.