Packshot Anno 1800 für den PC mit USK ab 6
Spielbeurteilung

Anno 1800

Spannende Aufbaustrategie mit Wirtschaftssimulation.

Ein geschäftiger Hafen einer großen Stadt im Jahr 1800.
Im Hafenbecken einer großen Stadt liegt ein großes Schiff.
Ein Dorf aus mehreren Bauernhöfen und Windmühlen liegt inmitten mehrerer Felder.
Eine alte Industriestadt aus dem 19 Jahrhundert. Aus den Schornsteinen der Fabriken kommt Dampf.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Ubisoft
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 16. April 2019
Plattformen:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 6
USK ab 6 freigegeben

Kosten:

  • Kostenpflichtige Zusatzinhalte erhältlich, die das Spiel um Inhalte erweitern

Spielmodi:

  • max. 16 Spieler*innen
  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

10
spielbar ab 10 Jahren

Spielbeschreibung

Anno 1800 ist der neueste Teil der Anno-Reihe, in der sich alles um Aufbaustrategie und Wirtschaftssimulation dreht. Spielende beginnen entweder in einer Kampagne, wo sie gezielt Missionen erfüllen müssen, bestreiten ein freies Spiel, in dem sie mit fast nichts beginnen und ihre Stadt immer weiter vergrößern, industrialisieren und expandieren müssen, oder treten online gemeinsam oder gegeneinander mit anderen Spielenden an. Wie der Titel schon sagt, ist das Setting des neuesten Ablegers zur Zeit um das 18. und 19. Jahrhundert angelegt, also dem Übergang von ländlichen Strukturen hin zu einer industrialisierten Gesellschaft.

Pädagogische Beurteilung

Wenn Ungeduld und Möglichkeiten aufeinandertreffen

Das grundlegende Spielziel in Anno 1800 ist immer das gleiche. Vergrößere deine Stadt, stelle deine Bevölkerung zufrieden und achte auf dein Geld. Denn neben der reinen Aufbaustrategie werden Spielende hier auch mit einer eigenen Wirtschaft konfrontiert. Jedes Gebäude hat laufende Kosten, die Bewohner*innen besitzen ein eigenes Vermögen, was sie ausgeben wollen und Handel mit anderen aufstrebenden K.I. Städten kann betrieben werden. In Anno 1800 versteckt sich also ein durchaus komplexes System, welches Planung und strategisches Handeln erfordern. Auf der einen Seite kann dieses System relativ schnell und einfach verstanden und verinnerlicht werden, auf der anderen Seite stoßen Ungeduldige, die einfach nur schnell alles bauen, was sie mit dem Mauszeiger finden können, schnell auf Hürden und Grenzen. Denn wenn nicht auf das Gold geachtet wird, geht die Stadt ruckzuck pleite. Dann können geduldige Spielende zwar noch zurückrudern, indem die zu schnelle Expansion zum Teil wieder rückgängig gemacht wird. Wer jedoch vor Ungeduld zu schnell pleite geht, hat meist auch keine Motivation mehr, zurück zu gehen und nochmal langsamer voranzuschreiten. Wer sich jedoch darauf einlassen kann langsam und ruhig zu spielen und auch mal gar nichts zu tun zu haben, der wird einige spannende Runden erleben können und vielleicht auch noch Kompetenzen, wie logische Zusammenhänge ziehen können oder Geduld und taktisches Warten, erlernen können.

Masse erfordert Multitasking

Kommen interessierte Spielende über diese erste Hürde hinaus und expandieren mit ihrer Stadt, wächst diese natürlich auch immer weiter. Immer mehr Güter und Ressourcen werden gleichzeitig wichtig, immer mehr Gebäude müssen verwaltet, Handelsbeziehungen gepflegt und bei Streitigkeiten Krieg verhindert oder geführt werden. Irgendwann müssen auch weitere Inseln für Ressourcen, die nur dort vorkommen, besiedelt werden und dort muss dann auch eine neue Stadt gegründet und ebenfalls verwaltet werden. Dieser Faktor der steigenden Aufgaben und Verantwortungen gehört natürlich zur Herausforderung, kann aber für viele Spielende zur Überforderung führen, gerade bei jüngeren Kindern. Auch hier gilt jedoch, wer damit Probleme hat, kann das Spiel auch dazu nutzen, die eigenen Verwaltungskompetenzen zu erweitern, ohne an Spielspaß einzubüßen.

Informationen und Steuerung

Die Steuerung ist denkbar einfach, alles kann komplett mit einer Zweitastenmaus erledigt werden. Es gibt auch einige Hotkeys auf der Tastatur, diese müssen jedoch nicht genutzt werden. Die Spielmenüs sind dafür teilweise verschachtelt aufgebaut, sodass immer nur bestimmte Bauoptionen im Vordergrund sind. Da auch hier irgendwann eine richtige Masse an Möglichkeiten besteht, können Spielende gerade zu Beginn den Überblick verlieren. Irgendwann sind jedoch auch die ganzen Menüs verinnerlicht und die meisten Spielenden wissen, wo was zu finden ist. Darüber hinaus gibt es einstellbar auch regelmäßige Hinweise was als nächstes sinnvoll zu tun ist, sogar als Sprachaufforderung eines netten NPC, welche in Textform meist auch eine kleine Erklärung mitliefern.

Historisch korrekt?

Das Setting in Anno 1800 möchte die Zeit der Industrialisierung wiedergeben. Die Spielenden durchleben einzelne Phasen des industriellen Fortschritts, erspielen quasi immer wieder neue Stufen der Wirtschaft. Während die dargestellten Aspekte der geschichtlichen Vorlage in vereinfachter Form durchaus nachkommen, lassen die Entwickler jedoch einige historisch bedeutende Aspekte außen vor. Ein Beispiel hierfür wäre die Thematik rund um Sklaverei und Sklavenhandel zu dieser Zeit. Auf die Thematisierung dieses Hintergrundes wurde, möglicherweise zugunsten eines weniger beklemmenden Spielgefühls, verzichtet. Hier entsteht nun jedoch eine Diskrepanz zwischen dem Bestreben des Spiels diese Epoche nachzuempfinden und dem Auslassen historisch bedeutender, jedoch thematisch ernster und kritischer Thematiken. Das Ergebnis in diesem Fall ist nun, dass das Spiel eine gewaschene, eine geschönte Variante dieser Epoche wiedergibt. Es stellt sich also die Frage ob, was und wie Spielende in diesem Titel lernen können, oder vielleicht auch auch Gefahr laufen eine verfälschte Vorstellung der realen Geschichte bekommen. Zu Bedenken gilt hier jedoch ebenfalls, dass es sich in erster Linie um ein Unterhaltungsmedium mit den entsprechenden Prioritäten handelt. Die Geschichte der Konolialisierung lässt sich hier nicht in vollem Umfang lernen oder begreifen. Allerdings ist das auch nicht das vorrangige Ziel des Spiels Anno 1800. Es kann jedoch sehr gut als Anstoss fungieren, um ein Interesse zu wecken sich weiter über die Epoche der Industrialisierung zu informieren.

Fazit

Anno 1800 ist der neueste Teil einer Spielereihe mit Fokus auf Aufbaustrategie und Wirtschaftssimulation, in dem Spielende ihre am Anfang kleine Stadt immer weiter vergrößern, expandieren und auch mit anderen Städten interagieren. Dabei fordert das Spiel im voranschreitenden Verlauf immer mehr Kompetenzen, wie Geduld, einen Sinn für Timing, Aufmerksamkeit, Bereitschaft zum Lesen, die Motivation sich in die komplexe Spiel- Bau- und Menüstruktur hineinzufinden sowie Multitasking. Für schnelles Konsumieren ohne die Regeln zu kennen eignet es sich hingegen nicht. Wer sich jedoch auf die ersten Hürden einlässt, spielt hier nicht nur entspannt und mit Spaß, sondern kann auch noch an genannten Kompetenzen feilen und diese ein wenig weiter entwickeln. Das Spiel bietet zu der Komplexität zum Großteil auch erklärende Hilfestellungen.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

Stadtbibliothek Kalk

Köln
Spielspaß: