
Bendy and the Ink Machine
Survival-Horrorspiel, das die düsteren Seiten der Cartoon-Industrie enthüllt.
Allgemeines
Schreckmomente und Verfolgung.
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
2018 brachte Joey Drew Studios das Survival-Horrorspiel Bendy and the Ink Machine heraus, das im gleichnamigen fiktiven Cartoon-Studio Joey Drew Studios spielt. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle des pensionierten Zeichners Henry Stein, welcher der Einladung folgt, zum nun verlassenen Cartoon-Studio zurückzukehren. Durch Audiokassetten, welche die ehemaligen Mitarbeitenden hinterlassen haben, erfährt Henry von paranormalen Aktivitäten innerhalb des Studios und stößt auf eine kolossale Erfindung: Eine Tintenmaschine, die Cartoon-Figuren zum Leben erwecken kann. Als diese aktiviert wird, entwickeln der Cartoon-Dämon Bendy und die anderen Figuren ein Eigenleben. Jedoch sind nicht alle von ihnen freundlich gesinnt, sodass der Nostalgie-Trip zum Studio für Henry zu einem horrormäßigen Kampf ums Überleben mit Schreckmomenten und Verfolgung wird.
Durch seinen charmanten, aber düsteren Cartoon-Stil und der mysteriösen Geschichte hat Bendy and the Ink Machine nach seiner Veröffentlichung rasch an Popularität gewonnen. Ähnlich wie bei Five Nights at Freddy’s erschienen mehrere Bücher zu dem Spiel und eine Vielzahl von Fanproduktionen, wie Fan-Songs, Fanzeichnungen, Fanfictions und Theorie-Videos. Mit Bendy and the Dark Revival erhielt das Franchise 2022 eine Fortsetzung.
Pädagogische Beurteilung
Spielprinzip
Bendy and the Ink Machine ist in fünf Kapitel unterteilt. Um diese abzuschließen, müssen eine Reihe von Aufgaben in den Räumen des verlassenen Cartoon-Studios erfüllt werden. Beispielsweise müssen Gegenstände gesucht, Hebel umgelegt oder mit Schlüsseln Räume aufgeschlossen werden. Im späteren Verlauf müssen mit einer Axt ein Weg freigeschlagen, Pappaufsteller von Bendy zerstört oder Tinten-Monster erledigt werden. Meist schließt ein Kapitel mit einer Verfolgungsszene ab, bei der Henry vor Bendy und seiner schwarzen Tinte fliehen muss. Das Spiel kombiniert somit eine First-Person-Walking-Simulation mit Kampfelementen, die nicht besonders schwierig sind, aber erschrecken können: Denn die Gegner erscheinen oft plötzlich oder hinter einem.
Während des Spielens gibt es einige Schreckmomente, beispielsweise wenn plötzlich ein Pappaufsteller von Bendy aus einem Schrank gesprungen kommt. Gleichzeitig weisen diese die Spielenden aber auch auf bestimmte Zielorte hin. Insgesamt gelingt es durch Licht und Geräusche, die Orientierung im umfangreichen Gebäude nicht zu verlieren. Jedoch können die Effekte, wie die flackernden Lichter und das Schwanken der Kamera, nach längerem Spielen irritieren und bei empfindlichen Spielenden Kopfschmerzen oder Motion Sickness auslösen.
Die Schattenseite der fröhlichen Cartoon-Welt
Nicht nur der Zeichenstil und die Sound-Kulisse, sondern auch die Charaktere erinnern an alte Disney-Cartoons aus den 1960er Jahren. So weist Bendy viele Parallelen mit Mickey Mouse auf, wie der hüpfende Gang oder ein fröhliches Pfeifen. Gerade dies macht den besonderen Charme aus. Jedoch schlägt Bendy and the Ink Machine die düstere Richtung ein und zeigt die Schattenseiten der Cartoon-Industrie: Die Spielenden erfahren durch Audio-Kassetten von den harschen, widrigen Arbeitsbedingungen aller Beteiligten, persönlichen Intrigen und Begünstigungen. Dies wirkt besonders verstörend und erschreckend mit dem Hintergrundwissen, dass die Arbeitsbedingungen in der früheren Film- und Cartoon-Industrie teilweise tatsächlich einem niedrigen Standard entsprachen, der teils bis heute, beispielsweise in der Anime-Industrie, aufrechterhalten wird. Während im echten Leben überwiegend Menschen darunter leiden, sind es in Bendy and the Ink Machine die Cartoon-Charaktere, die ihrem Hass, ihrer Wut und ihrem Schmerz Ausdruck verleihen. Dadurch werden die Probleme der Industrie auf eine emotionalen Ebene begreifbar, wenn auch nur unterschwellig, denn ältere Kinder und Jugendliche fokussieren sich in der Regel mehr auf das Lösen der Mysterien und das Kämpfen, statt die Inhalte zu hinterfragen.
Fanatismus
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die offene Verwendung von religiösen Motiven. So stellt Bendy mit seinen spitzen Ohren einen Teufel dar, während seine Freundin Angel zu einem rachsüchtigen Engel wird. Innerhalb des Spiels gibt es immer wieder Beschwörungsrituale und Verweise auf Bendys Erschaffer, der die Mitarbeitenden mit seinem religiös konnotierten Fanatismus in den Wahnsinn getrieben hat. Die Tintenmaschine, die ihn näher an sein Verehrungsobjekt Bendy bringen soll, ist nur eine Auswirkung davon.
Dieser Kult um Bendy ist auch in die Wirklichkeit übergeschlagen. Vor allem nach der Veröffentlichung des Spiels entstand ein großer Hype zu der Figur Bendy. Bis heute laufen auf Comic-, Manga- und Spielemessen manche Jugendliche mit selbst-gemalten Bendy-Masken herum oder singen Fan-Songs zu Bendy. Einerseits fördert das Spiel somit die Kreativität von Jugendlichen. Andererseits müssen dessen Inhalte kritisch reflektiert werden, vor allem da bei Bendy and the Ink Machine die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.
Spielanforderungen
Gerade wegen den kritischen Inhalten, der Comic-Gewalt und den Erschreckmomenten richtet sich Bendy and the Ink Machine erst an Jugendliche ab 14 Jahren, die fähig sein, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden, um sich bewusst zu machen, dass Bendy nicht real ist. auch das Thema der widrigen Arbeitsbedingungen der Cartoon- und Animationsstudios erfordert Reflexionsfähigkeit.
Das Spiel unterstützt deutsche Untertitel für die englische Sprachausgabe und übersetzt handlungsrelevante Wörter. Trotz der vielen Räume, die es zu erkundigen gibt, bleibt das Spiel dank klarer Anweisungen übersichtlich. Leider gibt es keine Möglichkeit, die stroboskopischen Effekte oder die Erschreckmomente auszustellen, weswegen das Spiel für empfindliche Personen weniger geeignet ist.
Fazit
Bendy and the Ink Machine ist ein Überlebens-Horrorspiel, welches die düsteren Schattenseiten altbekannter Cartoons darstellt. Dafür bedient es sich an einigen Kampf- und Horrorelementen, weswegen es mit Vorsicht genossen werden sollte. Trotz der unheimlichen Atmosphäre und der Erschreckmomente kann das Erkunden des verlassenen Cartoon-Studios und das Aufdecken der Geheimnisse viel Spaß für Jugendliche bringen.