Brothers: A Tale of Two Sons
Emotionales und sehr ästhetisches Adventure.
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Ernste und erwachsene Themen.
Spielbeschreibung
Brothers – a Tale of Two Sons ist ein Adventure, bei dem sich alles um große Emotionen dreht. Zwei Brüder, die ihre Mutter bei einem Unglück auf See verloren haben und noch um diese trauern, müssen nun auch noch um ihren schwerer krankten Vater bangen. Um ihn zu retten begeben sich die beiden ungleichen Brüder auf eine große Reise voller Gefahren. Hierbei ist der ältere Bruder groß und stark, während der jüngere Bruder zwar klein, aber sehr flink ist und oft ein gutes Gespür für die jeweilige Situation hat. Gemeinsam wollen sie
auf den Gipfel eines Berges steigen, um dort das Heilmittel für ihren Vater zu finden. Unterwegs unterstützen sie sich auf verschiedene Art und Weise, gleichen die Schwächen des jeweils anderen aus und begegnen auf ihrem emotionalen Weg vielen Feinden und neuen Freunden. Ein Spiel mit viel Gefühl, das Themen wie Freundschaft, Verlust, Trauer, Angst, Zusammenhalt und Liebe thematisiert.
Pädagogische Beurteilung
Eine märchenhafte Welt
Das Spiel ist grafisch nicht mit den aktuellsten Titeln seiner Zeit zu vergleichen, muss dies als Adventure jedoch auch nicht unbedingt. Trotzdem werden sehr abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaften gezeichnet, die sogar an einigen Stellen zum Pausieren und Genießen einladen, so denn sich Spielende die Zeit für den einen oder anderen Augenschmaus nehmen möchte. Die Brüder können sich auf ihrem Weg immer mal wieder auf eine Bank setzen, was mit einer neuen Kameraperspektive belohnt wird, die in der Regel ein beeindruckendes Panorama zeigt. Die stimmungsvolle Musik fördert noch die Emotionen, die die meisten Spielenden packen dürften.
Multitasking bei der Steuerung…
Eine relativ neue Spielidee von Brothers: A Tale of Two Sons stellt die Steuerung dar. Denn bei dem Titel handelt es sich eigentlich nicht um einen Multiplayer-Titel, jedoch gibt es zwei Protagonisten, die beide gesteuert werden. Anders als in einigen anderen Spielen mit dieser Idee, in denen man zwischen den Charakteren wechseln kann, steuert der*die Spielende hier beide Brüder gleichzeitig. Dies geschieht z.B. mittels der zwei Sticks eines dringend empfohlenen Controllers (der im Fall der PC Version auch mit dem PC kompatibel sein muss). Ein Bruder wird mit dem linken Stick und einer linken Schultertaste des Controllers, der andere mit dem rechten Stick und der rechten Schultertaste gesteuert. Die Schultertasten dienen als „Aktionstasten“. Werden diese gedrückt spricht einer der Brüder z.B. eine Person an, weist den weiteren Weg, bedient etwas in der Nähe oder interagiert mit dem anderen Bruder. Letzterer Aspekt, also das Interagieren der beiden Brüder miteinander, stellt einen zentralen Punkt des Spiels und verschiedener Rätsel dar. So muss ein Bruder beispielsweise einen gefährlichen Hund ablenken, damit der andere diesen umgehen kann und umgekehrt. An einer anderen Stelle hilft der größere Bruder dem kleineren mit einer Räuberleiter an einem Felsen hoch, damit der jüngere Bruder ihm ein oben liegendes Seil herunterlassen kann. Oder aber der jüngere Bruder kriecht durch eine schmale Öffnung, um dem großen Bruder anschließend den Weg zu ebnen. Wer hierbei keinen Controller nutzen möchte, oder keinen besitzt, kann aber auch – anderes als in der Spielbeschreibung behauptet – die Tastatur wählen. Dies macht die Steuerung allerdings etwas schwieriger. Generell ist die Steuerung gewöhnungsbedürftig, was allerdings als eine weitere Herausforderung des Spiels angesehen werden kann. Hat man sich daran gewöhnt, ist das Multitasken eine spannende Aufgabe, da man häufig beide Brüder tatsächlich zeitgleich – und in verschiedene Richtungen – steuern muss, was den ein oder anderen Knoten in den Daumen oder dem Hirn bewirken kann.
… oder wie man sich die Aufgaben teilt
Im Test wurde Brothers: A Tale of Two Sons allerdings auch etwas anders als vorgesehen gespielt. So lässt sich die ganze Geschichte auch sehr schön durchspielen und genießen, indem man sich die Steuerung auf der Tastatur teilt und eine zweite Person den kleinen Bruder, der andere den großen Bruder steuert. Zwar geht hier die Herausforderung des Multitaskens verloren, dennoch lässt sich der Titel zu zweit genießen. Außerdem führte das gemeinsame Spielen zu viel Gesprächsstoff über die Hintergrundgeschichte, die Optik, das Spielgeschehen und das weitere gemeinsame Vorgehen. Während also ein Aspekt beim gemeinsamen Spielen verloren geht, kommen dadurch wiederum einige andere hinzu.
Viel Emotion statt viel Innovation
Völlig ohne Sprachausgabe (und ohne Untertitel) – es gibt nu rein Fantasie-Gebrabbel – schafft Brothers: A Tale of Two Sons eine Atmosphäre voller Emotionen. Ob man nun mit den Protagonisten über ihren Verlust der Mutter trauert, sich mit ihnen darüber freut, dass man den fiesen Nachbarn aus dem Dorf ausgetrickst hat oder ob man die Skepsis gegenüber einer andersartigen Figur erst versteht und sich dann darüber freut, wie sich eine Freundschaft entwickeln kann: Brothers: A Tale of Two Sons kann die Spielenden emotional sehr berühren, wenn sie sich darauf einlassen. So kommt es zu allerlei schönen, witzigen, spannenden, aber auch gruseligen und bedrückenden Momenten. Je weiter man sich in der Welt bewegt, desto unheimlicher wird auch die ganze Atmosphäre. Während es dem Spiel an Gefühl absolut nicht mangelt, fehlt ihm ein wenig die Innovation. Zwar ist die Idee der Steuerung spannend, aber leider wiederholen sich einige Rätsel häufig, so dass die reine Spielmechanik – anders als das Setting – nicht immer sehr viel Abwechslung bietet. Außerdem ist der Titel bedauerlicherweise sehr kurz und die Herausforderung sind eher gering, da keine Möglichkeit geboten wird, den Schwierigkeitsgrad zu verändern und die Rätsel recht leicht gehalten sind. Haben die Spielenden nicht das Bedürfnis abseits der Hauptgeschichte alles auszuprobieren und alle spielinternen Erfolge zu erlangen, ist man in ca. 4-5 Stunden durch.
Fazit
Spielende die Wert darauf legen, dass ihnen eine gute Geschichte erzählt wird, dürften mit Brothers sehr zufrieden sein. Auch wenn es keine großen Herausforderungen und Dauerspielspaß bietet, hat es die Testenden allerdings auf der emotionalen und ästhetischen Ebene sehr angesprochen. Brothers: A Tale of Two Sons ist gespickt mit kleinen, lustigen Nebenaktionen, die einen auch immer wieder über die Unterschiedlichkeit der Brüder schmunzeln lassen. Anders als vorgesehen lässt sich das Spiel sowohl alleine, als auch zu zweit spielen, was jeweils seine Vor- und Nachteile mit sich bringt. Da es im Laufe der Geschichte auch zu Bildern kommt, die von Gewalt zeugen und die Stimmung teilweise sehr bedrückend ist, ist Brothers: A Tale of Two Sons eher für Kinder ab 14 Jahren spielbar. Richtig interessant wird dieses „Märchen für Erwachsene“ aber erst, wenn man es entweder mit dem Kind zusammen spielt und reflektiert – dann sicher auch schon ab 12 Jahren – oder ein gewisses Interesse an der Ästhetik der Geschichte und des Spiels besteht.