Bury me, my Love
Adventure im Instant-Messenger-Stil mit Kriegs- und Fluchtthematik.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielende werden mit den Themen Gewalt, Krieg, Flucht, Tod und illegalen Handlungen konfrontiert.
Spielbeschreibung
Nour und Majd sind ein junges, syrisches Ehepaar. Nachdem Nours Schwester durch einen Bombenangriff auf die Stadt Homs ums Leben kommt, beschließt sie von Syrien nach Europa zu flüchten. Ihr Mann Majd bleibt bei seinen pflegebedürftigen Verwandten. Er unterstützt seine Frau jedoch aus der Ferne: Um in Kontakt zu bleiben und Nour Informationen zukommen zu lassen, besorgen sich beide ein Handy. So können sie via Instant-Messenger miteinander schreiben. Sie lässt ihren Mann durch Textnachrichten aktiv an ihrer Reise teilhaben und fragt ihn bei schwierigen Entscheidungen um Rat. Bury me, my Love (auf Deutsch Begrabe mich, mein Schatz) ist eine syrische Redewendung, welche bei Verabschiedungen gebräuchlich ist. Grob übersetzt bedeutet diese, dass der andere nicht daran denken soll zu sterben, bevor es die verabschiedete Person tut.
Pädagogische Beurteilung
Eine Geschichte im Nachrichten-Format
Das Spiel ist inspiriert von Chatfunktionen, wie man sie von WhatsApp gewohnt ist. Es gibt Fotos, Selfies, Emojis und Textnachrichten. Die Spielenden nehmen dabei die Rolle von Nours Ehemann Majd ein und die Unterhaltung erfolgt in Pseudo-Echtzeit. Wenn Nour eine Aktion durchführt, die ein paar Stunden andauert, können die Spielenden sie in der Zeit nicht erreichen. Sie bekommen dann eine Pushnachricht aufs eigene Smartphone, wenn sie wieder verfügbar ist. Diese Funktion kann aber auch ausgestellt werden, sodass die Geschichte zusammenhängend gespielt werden kann. Die Fotos und Selfies von Nour sind illustriert und die Geschichte wird durch einen Instrumental-Soundtrack begleitet. Dieser wiederholt sich immer wieder und bietet wenig Abwechslung, allerdings kann er auch in den Einstellungen ausgeschaltet werden.
Traumatische Erlebnisse, Gewalt, Krieg und Tod
Die Geschichte von Nour und Majd beruht auf wahren Gegebenheiten. Diese beiden Charaktere sind zwar frei erfunden, jedoch stehen sie stellvertretend für eine Vielzahl von Menschen, die flüchten oder dabei zusehen müssen, wie ihre Liebsten flüchten. Durch die Nachrichten von Nour bekommen die Spielenden mit, welche traumatischen Ereignisse sie erlebt. Sie erfahren von Gewalt, Krieg, Tod und illegalen Handlungen. Zwar werden diese nicht visuell wiedergegeben, dennoch kann dies belastend für Spieler*innen sein.
Wird Nour es schaffen?
Das Besondere an diesem Adventure ist, dass die Spielenden mit ihren Ratschlägen und Entscheidungen aktiv den Verlauf der Geschichte beeinflussen können. Je nach Entscheidung und Erlebnissen verändern sich die Variablen „Moral“, „Beziehung“, „Budget“ und „Ausrüstung“ von Nour. Aufgrund dessen hat Bury me, my Love 19 verschiedene Enden. Im besten Fall gelingt Nour die Flucht und sie kommt über die Grenzen bis nach Deutschland. Im schlimmsten Fall überlebt sie die Flucht nicht.
Bildungsauftrag
Die Entwickler*innen haben für dieses Spiel mit dem Kultur-Fernsehsender ARTE zusammengearbeitet. An manchen Stellen ist der Informationsfluss von Majd an seine Frau etwas aufdringlich. Dadurch wirkt es manchmal leider wie der gewollte Versuch, unbedingt den Bildungsauftrag erfüllen zu müssen. An anderen Stellen funktioniert die Bildung durch die Hintertür allerdings sehr gut. Dadurch eignet sich dieses Spiel im schulischen Kontext, um Schüler*innen die Kriegs- und Fluchtthematik zu vermitteln.
Fazit
Bury me, my Love erzählt trotz seiner einfachen Aufmachung eine Geschichte, welche Spannung erzeugt und die Spielenden an das Schicksal von Nour und Majd fesselt. Durch das Storytelling und das eingesetzte Medium „Handy“ wirkt es sehr nahbar und eröffnet einen neuen Blick auf die Lebensrealität flüchtender Menschen, ohne allzu aufdringlich zu sein. Durch die Vielzahl an verschiedenen Enden eignet sich der Titel für den Einsatz im schulischen Kontext, wo Schüler*innen anschließend in den Austausch kommen und die Handlungen sowie Entscheidungen vergleichen und diskutieren können. Je nach Reife der Schüler*innen kann es ab der neunten Klasse, spätestens aber in der Oberstufe eingesetzt werden. Da Themen wie Tod, Gewalt, Krieg und Flucht vorkommen, sollten die Jugendlichen eine gewisse Reife und Medienerfahrung besitzen, um diese Themen vernünftig einordnen zu können. Jüngere Jugendliche ab 12 sollten während des Spiels durch erziehungsbeauftragte Personen begleitet werden, um über die Inhalte sprechen und diese vernünftig verarbeiten zu können.