Cover von Call of Duty Infinite Warfare für XBOX ONE
Spielbeurteilung

Call of Duty: Infinite Warfare

Technisch solider, aber mit sehr flacher Story aufwartender Shooter.

Ein Soldat in einer Kampfszene.
Ein Soldat rennt vor einem heranfliegenden Flugzeug weg.
Nahaufnahme eines schießenden Soldaten.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Activision Blizzard
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 4. November 2016
Besondere Hinweise:

Steam- und Windows Store-Version sind nicht kompatibel.

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 18
USK ab 18

Kosten:

  • Online Modus setzt kostenpflichtigen Playstation Plus oder Xbox Live Gold Account voraus.

Spielmodi:

  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

18
spielbar ab 18 Jahren

Spielbeschreibung

Im nunmehr 13. Ableger der Call of Duty Serie sind erstmals Marsmenschen die Bösewichter. In der Zukunft wird der Mars besiedelt und Rohstoffe auf Planeten abgebaut. Mit der Zeit hat sich jedoch ein Wirtschaftskrieg zwischen Erde und den Marssiedlern entwickelt, der dann in ein Bürgerkrieg mündete. Während einer Militärparade in der Welthauptstadt Genf kommt es zu einem Angriff der Settlement Defence Front (SDF), die die planetare Verteidigung der Erde hacken konnte und nun Kanonen gegen die eigenen Schlachtschiffe feuern. Der*die Spieler*in übernimmt die Rolle von Leutnant Reyes und führt einen Trupp Soldaten gegen die Angreifer. Nach dem Militärschlag wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Nur noch zwei intakte Raumschiffe sind übrig. Reyes wird zum Captain befördert und befehligt das Trägerschiff Retribution zu verschiedenen Boden- und Raummissionen in der Galaxis.

Pädagogische Beurteilung

Interaktiver C-Film

Was sich spannend anhört, ist im wirklichen Spiel jedoch nur leidlich spannend. Genaue Hintergründe des Konfliktes bleiben im Unklaren. Die Story bewegt sich auf dem Niveau von platt inszenierten Filmen, die auf übertriebene Bombast-Action setzen. Spielende werden durch schlauchartige Level von Highlight zu Highlight geführt. Gegner fordern mit Masse, statt mit Intelligenz und tauchen immer an der selben Stelle auf. Die Figuren sind eindimensional gezeichnet und bieten kaum Identifikationspunkte, die Spieler*innen emotional berühren könnten. Zudem ist der durchweg militaristische Grundton, ohne Reflexion oder gar Zweifel, sehr kritisch zu sehen. Dabei gibt es eine Reihe von Spielen, die trotz Krieg und Zerstörung, eine spannende Geschichte erzählen oder das Wesen des Krieges hinterfragen.

Die Zukunft des Krieges

Gesteuert wird wie gewohnt aus der Ich-Perspektive mit Maus und Tastatur auf dem PC und mit dem Joypad auf den Konsolen. Die PC Steuerung ist erfahrungsgemäß schneller und intuitiver. Anfänger*innen benötigen eine Zeit, um das komplexe Steuerungsschema für Figur, Waffen und Ausrüstung zu verinnerlichen. Mit dem ebenfalls in der Zukunft angesiedelten Vorgänger „Black Ops 3“ wurden neue Bewegungsmuster eingeführt. Die Soldaten tragen Düsen, um höher zu springen oder einen tiefen Fall abfedern können. Mit diesen Düsen ist es auch möglich, an Wänden entlang zu laufen, um größere Abgründe zu bewältigen. Zudem kann die Figur aus dem Lauf heraus auf dem Hosenboden rutschen, wie es Parkour Kletterer machen. Das sieht stylish aus, bringt einen spielerischen Vorteil aber nur im Online-Spiel.
Vor jeder Mission stehen Captain Reyes etwas moderne Varianten von bekannten Projektilwaffen zur Verfügung. Trotz Zukunftsszenario und Weltraumeinsätzen gibt es seltsamerweise kaum Strahlenwaffen, was das Szenario nicht konsistent erscheinen lässt. Futuristisch sind Ausrüstungen wie Begleitdrohne, selbstsuchende Minen oder eine Gravitations-Handgranate, die Gegner mit Schwerelosigkeit umgeben und sie leicht abschießen lässt. Zwischen den Schießereien setzen sich Spielende öfters in einen Gleiter und liefern sich Weltraumschlachten gegen Gegnerscharen, die wie die Bodenmissionen an vielen Stellen reizüberflutend sind. Das Gewaltniveau ist nicht hoch, es gibt nur selten Gewaltspitzen, trotzdem ist die Einstufung ab 18 Jahren aufgrund der Militärthematik sowie der unreflektierten Handlungen nachvollziehbar.

Das Spiel gegen menschliche Gegner

Die Kampagne ist wie immer schnell durchgespielt. Anschließend können Spielende den zentralen Online-Modus nutzen. Es ist Ansporn und Herausforderung zugleich, sich gegen menschliche Gegner zu messen. Hier liegt allerdings ein nicht zu unterschätzendes Problem. Das reizvolle Online Spiel kann schnell zu einem Zeitgrab werden, wie auch bei anderen Beschäftigungen, denen man sich zu intensiv widmet.
Diverse Spielmodi mit unterschiedlichen Anforderungen machen besonders Spaß, wenn man sie mit Freunden spielt. Es ist auch möglich eine*n weitere*n Spieler*in im geteilten Bildschirm einzuklinken, doch diese*r muss zwingend ebenfalls einen Playstation Plus Account haben. Nicht so schön! In „Jeder gegen Jeden“ und „Team Deatmatch“ gilt es vor allem Abschüsse zu landen. Mit „Capture the Flag“ muss die Flagge des Gegners in die eigene Basis geholt werden. In „Domination“ werden Punkte eingenommen und verteidigt. Und vieles Mehr. Das Online Spiel ist sehr rasant. Wer nicht über schnelle Reflexe und ein scharfes Auge verfügt, kann auch schnell frustriert werden, weil viele erfahrene Spielende dabei sind, über deren Abschussquoten Anfänger*innen und Gewohnheitsspieler*innen sich nur wundern können. Nervig ist übrigens das ständige Rumgehüpfe mit den Sprungdüsen einiger Spielenden, die dadurch kaum noch zu treffen sind.
Durch Abschüsse und Erfolge bekommen Spielende Punkte und arbeiten sich die militärische Karriereleiter hoch. Dadurch schalten sie nach und nach bessere Waffen und Ausrüstung frei oder kaufen Prototypen von Waffen. Dieser Motivationsfaktor, dem Jagen und Sammeln Prinzip geschuldet, ist nicht zu unterschätzen und sorgt dafür, sich intensiver mit dem Spiel zu beschäftigen. Oder man geht den einfachen und kostspieligen Weg und kauft sich Call of Duty Punkte für echtes Geld, die in neue Waffen, Verbesserungen und Aussehen gesteckt werden können. Dabei ist es eigentlich unfair, sich Vorteile zu erkaufen.
Durch in Reihe ausgeführte Abschüsse, bekommen Spielende die Möglichkeit, Drohnen und Luftangriffe anzufordern. Daneben können sie aus mehreren Klassen wie Soldat, Söldner, Roboter etc. auswählen, die individuelle Vor- und Nachteile bieten. Trotzdem spielen sich die Klassen, Combat Rigs genannt, doch recht ähnlich. Der spaßige Zombie Modus ist wieder dabei. Alles in allem sind die Veränderungen im Online-Spiel marginal und die Frage ist berechtigt, ob die für Besitzer des Vorgängers überhaupt einen Kaufgrund darstellen.

Fazit

Technisch ist Call of Duty: Infinite Warfare wie gewohnt auf hohem Niveau. Das Online-Spiel ist schnell und macht vor allem mit Freunden Spaß. Das war es dann aber auch, trotz neuem Szenario bleibt alles beim Alten. Zu wenig für viel Geld, zumal es dieses Jahr auch spannendere Alternativen für Erwachsene gibt. Die Altersfreigabe ab 18 Jahren ist berechtigt, obwohl der Gewaltfaktor nicht hoch ist. Aber das militärische Setting und die unreflektierten Handlungen der Protagonisten setzen erwachsene Menschen voraus, die das Gezeigte jederzeit als übertriebene Fiktion einordnen können.