Catherine: Full Body
Erwachsener Erotik-Thriller mit umfangreichen Puzzleelementen.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Kosten:
- kostenpflichtige Erweiterungspakete verfügbar
Spielmodi:
- max. 2 Spieler*innen
- Miteinander
Zusatzinfos:
- problematischer Alkohol- und Nikotinkonsum der Protagonisten
Pädagogische Altersempfehlung
- Geschick
- räumliches Denken
- Kombinationsgabe
Spielbeschreibung
Vincent Brooks, der Hauptcharakter von Catherine: Full Body, ist in einer Beziehung mit Katherine Mcbride, einer bodenständigen und selbstbewussten Frau. Er ist bereits seit 5 Jahren mit ihr zusammen, beginnt jedoch langsam an der Beziehung zu zweifeln. Als die junge Catherine in sein Leben tritt und er eine Affäre mit ihr beginnt, kommt sein Leben deutlich durcheinander. Ab diesem Punkt plagen ihn schwere Albträume, in denen er Nacht für Nacht Türme aus Blöcken erklimmen muss. Die neue Protagonistin Rin gibt Vincent Sicherheit in dieser schweren Zeit, gleichzeitig macht sie seinen Alltag noch komplizierter. Wird es ihm gelingen die geheimnisvollen Albträume zu besiegen und welche Frau wird letztendlich sein Herz erobern?
Pädagogische Beurteilung
Katherine, Catherine oder Rin?!
Vincent ist ein 32-jähriger Durchschnittstyp, der durch Bindungsängste und generelle Unsicherheit gekennzeichnet ist. Katherine ist Vincents Jugendliebe aus dem College, dennoch wurden beide erst nach einem späteren Klassentreffen zu einem Paar. Nach 5 Jahren bringt sie das Thema Ehe ins Gespräch, was ihn schwer überfordert. Plötzlich tritt die blonde Verführerin Catherine in Vincents Leben und flirtet mit ihm in seiner Lieblingsbar „Stray Sheep“. Noch mitgenommen von den ganzen neuen Entwicklungen in seinem Leben, guckt Vincent an diesem Abend besonders tief ins Glas, was schließlich dazu führt, dass er mit Catherine im Bett landet. Ab diesem Punkt plagen ihn Schuldgefühle und schwere Albträume, in denen er um sein Leben klettern muss. Einen alten Schulfreund haben die Albträume bereits das Leben gekostet, wodurch das Gerücht verbreitet wird, dass ausschließlich untreue Männer von den Albträumen heimgesucht werden.
Obwohl er bereits von der Dreiecksbeziehung und den Albträumen überfordert ist, trifft Vincent in einer Nacht die junge Frau Rin und rettet sie von einem bedrohlich wirkenden Verfolger. Rin hat außer ihrem Namen alles vergessen und Vincent ist so freundlich, ihr eine Bleibe zu organisieren. Als die Spannungen zwischen den beiden Namensvetterinnen zu turbulent werden, bietet Rins unschuldige Weltsicht ihm ein wenig Geborgenheit in dieser schweren Zeit. Als wären zwei Frauen nicht genug, stehen plötzlich drei Frauen in Vincents Leben.
Neuauflage mit interessanten Erweiterungen
Ursprünglich kam Catherine im Februar 2011 für PS3 und Xbox360 heraus. Erst 2019 folgte eine Umsetzung für den PC mit dem Namen Catherine: Classic. Atlus hat sich besonders viel Mühe mit dem Remaster für PS4 gemacht, da sie dem alten Spiel nicht nur ein grafisches Upgrade verpasst haben. Die offensichtlichste Neuerung ist der weibliche Neuzugang Rin, die den Wiederspielwert verdoppelt, da alle drei Frauen unterschiedliche Enden hervorbringen, wodurch der Titel mindestens dreimal durchgespielt werden kann. Dazu kommt noch ein neuer Klettermodus für die Hauptgeschichte, ein sehr leichter Schwierigkeitsgrad, in dem nicht gestorben werden kann, eine Funktion namens „Auto-Play“, die alle Blockrätsel wie von Geisterhand selbständig löst, neue Zwischensequenzen, neue Getränke in der Bar und neue Musikstücke für die Jukebox.
Kletter oder Stirb!
In seinen Albträumen muss Vincent, nur mit seiner Unterhose, einem Kissen und neu gewachsenen Widderhörnern bewaffnet, Nacht für Nacht verschiedene Blockkombinationen erklimmen, um so aus der Hölle, Richtung Himmel zu klettern. Jeder Unglückliche, der von Albträumen heimgesucht wird, verwandelt sich in dieser surrealen Welt in Schafe. Jede Nacht hat ein eigenes Thema und bietet eigene Herausforderungen. Dabei begegnen einem viele unterschiedliche Arten von Blöcken, die alle eine andere Herangehensweise erforderlich machen. Weiße Blöcke können einfach verschoben werden, schwarze Blöcke können nur langsam verschoben werden und manche Blöcke lassen sich gar nicht verschieben. Angebrochene Blöcke gehen nach einiger Zeit kaputt und Sprungblöcke besitzen ein eingebautes Trampolin. Auf Eisblöcken wird es rutschig und Fallenblöcke besitzen tödliche Stacheln, die langsame Schafe sofort zu Hackfleisch verarbeiten. Bombenblöcke explodieren nachdem sie betreten wurden, wohingegen andere Blöcke mit ihrem schwarzen Loch alles einsaugen. Monsterblöcke bewegen sich unabhängig von Vincent und Rätselblöcke verheimlichen ihre wahre Gestalt und überraschen schließlich die Spieler*innen, indem sie ihren Typ erst bekanntgeben, nachdem sie betreten wurden.
Nächte sind in unterschiedliche Level aufgeteilt, die durch eine Landezone unterbrochen werden. Dort kann man sich mit anderen Schafen unterhalten, Strategien austauschen und im Beichtstuhl mehrere Fragen beantworten, die den Ausgang des Spiels beeinflussen. Vincent muss sich auch gegen andere Schafe zur Wehr setzen, die ihm nicht freundlich gesinnt sind. Um die Kletterpassagen zu vereinfachen, kann er unterschiedliche Items nutzen, die einem ermöglichen, Gegner zu besiegen oder mehrere Blöcke gleichzeitig zu überspringen. Im letzten Teil einer Nacht trifft Vincent auf einen Endboss, der seine Ängste wiederspiegelt und das Klettern durch zusätzliche Angriffe erschwert.
Das Stray Sheep als Zufluchtsort
Nach jeder erfolgreich absolvierten Nacht trifft sich Vincent am nächsten Abend mit seinen Freunden in seiner Lieblingsbar, dem Stray Sheep. Neben seinen Freunden, kann er sich mit anderen Charakteren, die ihm vielleicht schon aus seinen Träumen bekannt vorkommen, unterhalten. Da keine Bar ohne alkoholische Getränke auskommt, ist es klar, dass man dort auch unterschiedliche Drinks bestellen kann. Zur Auswahl stehen Wein, Cuba Libre, Sake und Bier. Am linken Rand des Bildschirms erkennt man eine Alkoholanzeige, die den Trunkenheitsgrad von Vincent veranschaulicht. Je betrunkener er ist, desto schneller kann er in den Albtraumpassagen klettern. Ist ein Drink leer getrunken, meldet sich ein Erzähler zu Wort, indem er einige interessante Informationen über das vergangene Getränk verliert. Darüber hinaus steht Vincent das Arcade-Spiel Rapunzel zur Verfügung, in dem er das Erklimmen von Blöcken in aller Ruhe üben kann, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein. Zwischendurch klingelt sein Handy, was entweder für eine erhaltene Nachricht oder für einen Anruf steht. Aus einer Auswahl an Möglichkeiten können die Spieler*innen sich ihre ganz eigenen Antworten zusammenbauen und so auf unterschiedliche Weise reagieren. Je nachdem wie man antwortet und welche Anrufe man annimmt, verändert sich das eigene Karma zum Guten oder zum Bösen. Zuletzt kann Vincent auf der Toilette erotische Bilder von seinen Verehrerinnen anschauen und beim Waschbecken eine Vorschau auf den Endboss der kommenden Nacht erhalten.
Anführer oder schwarzes Schaf
Im Laufe der Geschichte haben die Spieler*innen die Wahl, ob sie den anderen Charakteren in den Albträumen und der echten Welt zuhören wollen oder ob ihnen die Probleme der anderen egal sind. Je nachdem wie sich Vincent verhält, steigt oder fällt sein Karma. Werden Charaktere zu oft vernachlässigt, laufen sie Gefahr, in der Albtraumwelt beim Klettern zu scheitern und so auch in der echten Welt zu sterben. Entscheiden sich die Spieler*innen ein schwarzes Schaf zu werden, kann die Bar im Laufe der Geschichte immer leerer werden und die Anzahl der Interaktionspartner sinkt. Ist eine Person den Albträumen zum Opfer gefallen, wird davon in den Nachrichten berichtet, um die Spieler*innen mit ihren schlechten Taten zu konfrontieren. Die viel unterhaltsamere Vorgehensweise ist es, den anderen Personen bei ihren Problemen behilflich zu sein, um so als hilfsbereiter Anführer alle Schafe gemeinsam ins Ziel zu führen. Werden viele oder alle Hilfsbedürftigen gerettet, kann ihre Dankbarkeit die Spieler_innen zu wahren Helden werden lassen.
Engel oder Teufel
Je nachdem, wie sich die Spieler*innen entscheiden, steigt oder sinkt ihre Karmaanzeige und beeinflusst damit den Ausgang des Spiels. Eine weitere Variable, die das Ende bestimmt, ist für welche Frau man sich entscheidet. Der Neuzugang Rin erweitert die ursprünglichen neun auf zehn Nächte und erhöht damit die Spielzeit. Werden alle Möglichkeiten addiert, kommt Catherine: Full Body somit auf insgesamt 13 unterschiedliche Enden. Manche Möglichkeiten sind jedoch so gut versteckt, dass sie kaum auf eigene Faust gefunden und stattdessen nur mit einer ausführlichen Anleitung aufgespürt werden können. Die Zwischensequenzen vermitteln die Qualität einer richtigen Anime-Serie und wurden von berühmten Sprecher*innen, wie Troy Baker, synchronisiert. Der Soundtrack untermalt stets die jeweilige Stimmung, indem er Jazzstücke und verschiedene Horrorklänge nutzt. Die Endbosse, die Gestaltung der Level und die Tode des Hauptcharakters sind teils brutal oder in anderen Fällen auch extrem verstörend, was Kinder schnell überfordern oder sogar verängstigen kann. Ebenfalls ist der hohe Alkohol- und Nikotinkonsum der Hauptcharaktere problematisch hervorzuheben. Darüber hinaus wird einem hohen Alkoholkonsum eine positive Note verliehen, indem er die Spieler*innen in den Kletterpassagen schneller macht und deshalb dazu anspornt, so viel wie möglich zu trinken. Die einzige negative Konsequenz die das Spiel vermittelt ist ein wackeliger Gang und ein gerötetes Gesicht von Vincent. Zu jungen Spieler*innen kann damit ein falsches Bild von Alkoholkonsum vermittelt werden, da alle restlichen negativen Konsequenzen ausgeblendet werden. Die negativen Folgen von hohem Nikotinkonsum werden auch nicht behandelt. Dieser Umstand macht die Fähigkeit erforderlich, das Spielgeschehen korrekt einordnen zu können, was bei den verwendeten Themen erst von jungen Erwachsenen zu erwarten ist.
Fazit
Die einzigartige Formel von Catherine ist wie ein guter Wein gealtert und hat dabei nichts von seiner Besonderheit eingebüßt. Die zahlreichen Ergänzungen haben das Spiel im Bereich der Geschichte und des Gameplays sinnvoll erweitert und verleihen der Neuauflage eine frische Note. Die mangelnde Beleuchtung der negativen Folgen von Alkohol und Nikotinkonsum macht den Titel für junge Spieler*innen ungeeignet. Die bizarre Darstellung von Vincents Albträumen und Toden kann Kinder nachhaltig überfordern, da diese viele Horrorelemente enthalten. Die Handlung und die darin enthaltenen Themen machen eine ausgeprägte Reflektionsfähigkeit erforderlich, um das Spielgeschehen richtig einordnen zu können. Haben die Spieler*innen das erforderliche Alter erreicht, vermittelt Catherine: Full Body mit seiner verrückten Geschichte einige tiefgründige Lebensweisheiten, die einen noch nachhaltig zum Grübeln bringen können.