Doom-Packshot: Eine Person in futuristischer Rüstung hinter dem Schriftzug Doom.
Spielbeurteilung

Doom

Schneller und fordernder First-Person-Shooter.

Vier Dämonen kommen auf uns zu. Wir sind bewaffnet mit einer doppelläufigen Schrotflinte und sind in einer Futuristischen Schmiede.
Ein dämonisches Portal in einer futuristischen Fabrikhalle welche mit Blut verschmiert ist.
Drei fliegende Dämonen kommen auf uns zu. Wir sind mit einem Sturmgewehr bewaffnet und befinden uns in einer dämonischen Steinlandschaft.
Eine Landschaft voll von dämonischen Steingebäuden und Mauern.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Bethesda
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 13. Mai 2016

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 18
USK ab 18

Spielmodi:

  • max. 12 Spieler*innen
  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

18
spielbar ab 18 Jahren

Spielbeschreibung

Als das erste Doom (engl. Verhängnis, Untergang) 1993 erschien, löste es zwei gegensätzliche Wellen aus. Die Videospielgemeinde wurde zunächst wegen der damals revolutionären und realistischen 3D Spielgrafik sowie dem einfachen, aber spannenden Spielprinzip in Entzücken versetzt. Aus der Ich-Perspektive bekämpfte der Protagonist in einem verschachtelten Labyrinth allerlei Monster und Dämonen mit Schrotflinte und Kettensäge. Vor allem aber sorgte der Mehrspielermodus mit bis zu vier Personen für einen Stillstand in vernetzten Großraumbüros oder Universitäten.
Die zweite Welle bezog sich auf den Jugendschutz. 1994 wurde das gewalthaltige Spiel von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Medien indiziert und durfte erst 2011 aufgrund einer Neuprüfung (ab 16 Jahren) offiziell wieder beworben werden. Seitdem wird Doom, etwas reißerisch, als die Mutter aller Killerspiele bezeichnet. Zeit, das vor Kurzem erschienene Remake aus einer pädagogischen Perspektive zu betrachten.

Pädagogische Beurteilung

Das Spielprinzip ist die Handlung

Durch ein Experiment auf dem Mars wird ein Portal zur Hölle geöffnet und eine Forschungsstation von blutrünstigen Monstern überrannt. Anschließend wird der*die Spieler*in als Elitesoldat aus einer Art Tiefschlaf geweckt und bekämpfen das Böse auf dem Mars und in der Hölle. Das wars! Keine Charakterentwicklung, keine interessanten Storywendungen. Doom ist ein Videospiel in Reinform, grob und rau, das auf schnelle Reflexe und fordernde Gegner setzt. Interessant ist jedoch ein direkter Vergleich zwischen der Version von 1993 und dem aktuellen Remake, der Unterschiede in der Wirkung und in der Gewaltdarstellung zeigt.

Immersiver Unterschied

Das Ur-Doom von 1993 sorgte damals für offene Münder bei den Spielenden. Die Grafik galt als ultra-realistisch, was uns heutzutage aufgrund einer anderen Medienwahrnehmung und -sozialisation eher schmunzeln lässt. Die Gegner waren in 2D und die Spielumgebung bestand aus einem einfachen und texturarmen Labyrinthsystem, das uns nur eine 3D Welt vorgaukelte, aber das erfolgreich. Eine Besonderheit waren mehrere Spielebenen. So konnte die Ich-Figur Treppen steigen – damals noch eine absolute Neuheit. Die Auflösung des PC-Spiels betrug übrigens 320 zu 240 Pixel!
Davon ist natürlich nach 23 Jahren wenig übrig geblieben. Das Remake sorgt ebenso für offene Münder, aber diesmal in Full HD bei schnellen 60 Bildern die Sekunde. Die Areale sind weitläufig und detailliert gestaltet. Aufwändige Texturen vermitteln realistische Strukturen von allerlei organischen und anorganischen Materialien. Schöne Feuer-, Licht- und Schatteneffekte erzeugen eine stimmige Atmosphäre. Auf der Marsstation ist ein neoindustrieller Look mit Laboren und Produktionsstraßen vorherrschend. Die Hölle hingegen sieht aus wie eine Landschaft während der Erdneuzeit. Die unterschiedlichsten und surrealen Monster sind dabei grotesk überzeichnet.
Trotz des grafischen und technischen Quantensprungs gibt es in der Wahrnehmung der alten gegenüber der neuen Version einen entscheidenden Unterschied. Die Immersion, also das Eintauchen in eine virtuelle Welt war 1993, trotz der altbackenen Technik, weitaus größer und intensiver. Die mediale Erfahrung beschränkte sich damals nämlich auf einfache 2D-Spiele mit geringer Detailtiefe. Fehlende visuelle Details wurden einfach in der Fantasie des Betrachters ergänzt und erst so in der Wahrnehmung zu realen Welten. Diese gedankliche Auseinandersetzung sorgte für ein extrem intensives Spielerlebnis und überwältigte regelrecht das noch unerfahrene Publikum. Beim neuen Doom hingegen wird die Fantasie nicht mehr benötigt. Umgebung, Waffen und Monster protzen mit einem Überrealismus, das den Sinneseinsatz nicht mehr anregt. Zudem haben Spieler meistens schon Spiele (oder Filme) mit einem ähnlich hohen Detailgrad gespielt oder gesehen, was das Geschehen auf dem Bildschirm weniger beeindruckend macht.
Auf Videospiele übertragen, findet sich hier der bekannte medientheoretische Ansatz des Kanadiers Marshall McLuhan aus den 1964 Jahren wieder, der Medien in heiß und kalt unterteilte. Beispielsweise sind Comics kalte Medien, die detailarm gezeichnet sind und meistens nur einen sensorischen Kanal erfordern. Deswegen müssen wir uns mit Comics gedanklich intensiver beschäftigen. Ein (heißer) Film hingegen versorgt Auge und Ohr mit vielen Informationen. Daher setzten sich Spielende mit dem detailarmen, kalten Doom aus dem Jahr 1993 gedanklich intensiver auseinander, wo hingegen das aktuelle visuell detailreiche, heiße Remake realistisch genug ist, um unsere Fantasie nicht mehr einzuschalten.

Gewaltiger Unterschied

Waren noch in den 1980er Jahren Filme, vor allem Horror und Zombiefilme, Stein des Anstoßes, wurden Anfang der 1990er zunehmend Videospiele von Jugendschützern genauer unter die Lupe genommen. Mit Wolfenstein 3D, Doom und später Quake standen gewalthaltige Videospiele in der Kritik. Die Annahme war, dass virtuell erlebte Gewalt einen unmittelbaren Einfluß auf die Ausübung von realer Gewalt besitzt. Diese Hypothese ging soweit, dass diese interaktiven Spiele nicht nur das Töten trainieren können, sondern auch Amokläufe verursachen bzw. auslösen können. Im Zusammenhang von Schulamokläufen wurden First-Person-Shooter von Politikern und Medien auch als Killerspiele bezeichnet. Einen monokausalen Zusammenhang konnten wissenschaftliche Studien allerdings nicht belegen. Vielmehr spielen mehrere Faktoren eine Rolle, ob jemand zum Amokläufer wird.
Wie auch die Spielewelt, ist auch der Detailgrad der Gewalt beim Remake extrem hoch. Trefferwunden werden detailliert dargestellt. Gezielt können Extremitäten abgeschossen werden. Explosivprojektile lassen Gegner zerplatzen. Im Notfall sorgt der kurzeitige Einsatz der Kettensäge für zerstückelte Körper. Für Videospielunerfahrene wirkt die (übertriebene) Brutalität und ihr Detailgrad sehr abstoßend. Videospielfans hingegen sehen die Gewalt als comichafte, visuelle Rückmeldung von Treffern. Zudem passt die Gewalt in das Mars-Hölle-Setting des Action-Spiels. Nach kurzer Zeit ebbt aber die Wahrnehmung der digitalen Splatter-Effekte ab. Um das Spiel zu meistern, muss nämlich die gesamte Konzentration dem Spielprinzip „Monster abwehren“ geschenkt werden. Das Spiel ist bereits im normalen Schwierigkeitsgrad fordernd, die Gegner aggressiv und zahlreich. Schon einfache Gegner können einen ins digitale Jenseits befördern, was Frust bedeutet, da die Speichermomente weit verteilt sind. Daher richtet sich Doom in erster Linie an erfahrene und erwachsene Spieler.
In dem Spiel ist zudem ein sogenanntes „Arena Prinzip“ vorherrschend. Von Zeit zu Zeit verschliessen sich alle Türen und der Spieler muss den Abschnitt gegen Wellen von Monstern verteidigen. Dies gelingt aber auch nur, wenn der Protagonist ständig in Bewegung bleibt und taktisch klug agiert. Gesundheitspakete sind nur wenige vorhanden, müssen daher mit den sogenannten „Glory Kills“ erzeugt werden. Das ist ein finaler Schlag gegen schon strauchelnde Gegner und führt bei Aktivierung des rechten Analogsticks zu verschiedenen, wiederum über alle Maßen übertriebenen, Tötungssequenzen.
Das Spiel ist natürlich erst für erwachsene Spieler freigegeben, die zudem in der Lage sein müssen, die übertrieben brutale Darstellung des Geschehens jederzeit als nicht reales und comichaftes Spiel einzuordnen. Dabei darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass Doom durch den hohen Splattergrad für pubertierende Jugendliche große Reizelemente des Verbotenen bietet und bestimmt schon Schulhofthema ist. Hier sollten Eltern ein Auge auf den Medienkonsum ihrer Kinder werfen und sich bei Bedarf mit anderen Eltern austauschen, falls solche Spiele bei Freunden gespielt werden.

Multiplayer und Mapeditor

Selbstverständlich bietet Doom auch einen Multiplayer-Modus mit bekannten Spielvarianten, die jedoch nur im Team gespielt werden können. Ein Jeder-gegen-jeden-Deathmatch ist somit nicht möglich. Die „Glory Kills“ aus dem Solomodus finden auch im Multiplayer Einsatz. Zudem kann man sich kurzzeitig in einen von vier Dämonen verwandeln. Eine Neuerung bietet der Spielmodus „Freeze Tag“. Dabei werden Gegner eingefroren, können aber von Teammitgliedern wieder aufgetaut werden. Erst wenn alle Gegner eingefroren wurden, ist die Partie gewonnen. Durch das ständige Hin und Her bietet dieser Modus einen spannenden Spielspaß. Für den Multiplayer ist jedoch (bei der Version für die PlayStation 4 und Playstation 5) die kostenpflichtige PlayStation Plus Mitgliedschaft für wenigstens 6.99€ pro Monat notwendig. Als Dreingabe ist noch der Mapeditor „Snap Map“ eingebaut, mit dem sich mit wenigen Klicks weitere Multiplayer Level erstellen lassen.

Fazit

Doom ist ein visuell beeindruckender und fordernder First-Person-Shooter, der besonders den Kenner*innen des Vorgängers und erfahrenen Spieler*innen gefallen dürfte. Das Spielprinzip ist simpel, aber schwer zu meistern. Ständig ist man in Bewegung, die Gegner schlau und aggressiv, ein Verstecken kaum möglich. Dadurch befinden sich Spieler*innen in einer Art (erwünschter) Daueranspannung, die jedoch auch nicht jeder Erwachsene verarbeiten kann. Der digitale Gewaltfaktor ist, wenn auch übertrieben, extrem hoch. Doom ist somit reine Erwachsenenunterhaltung und hat in den Händen von Kindern und Jugendlichen nichts verloren.