Dragon’s Dogma 2
Interessantes Rollenspiel mit großartigen Kämpfen und tolleGameplay- und Kampfmechaniken, aber auch einigen großen Schwächen.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
Kosten:
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
In einer großen offenen Fantasy-Welt erleben wir ein außergewöhnliches Rollenspiel-Abenteuer. Der erste Teil galt lange Zeit als Geheimtipp unter Rollenspiel-Enthusiast*innen. Und ganz wie der Vorgänger drückt auch Dragon’s Dogma 2 dem Genre seinen ganz eigenen Stempel auf. Eine Besonderheit der Reihe sind die sogenannten Vasall*innen. Das sind vom Spiel gesteuerte Gefährt*innen, die uns begleiten und bei den vielen großen und kleinen Kämpfen unterstützen. Darüber hinaus erleben wir eine etwas einfallslose Geschichte, die aber mit einigen Höhepunkten aufwarten kann.
Pädagogische Beurteilung
Gameplay-Himmel
Zu Beginn erstellen wir rollenspieltypisch eine Spielfigur. Dabei können wir das Aussehen unseres Charakters extrem detailliert anpassen. Und bereits hier fängt Dragon’s Dogma 2 an vom Rollenspiel-Einheitsbrei abzuweichen. Wie auch in anderen Rollenspielen können wir die Größe, das Körpergewicht und sogar die Bein- und Armlänge unserer Spielfigur anpassen. Im Gegensatz zur Konkurrenz wirken sich diese Anpassungen auf die Fähigkeiten im Spiel aus. Eine große schwere Figur kann etwas mehr tragen und schneller laufen, eine kleine Figur schlüpft dafür aber auch flinker durch die Beine eines großen Bossmonsters und regeneriert schneller Ausdauer.
Danach wählen wir eine Klasse. Diese Entscheidung beeinflusst maßgeblich, wie wir Dragon’s Dogma 2 erleben. Zu Beginn stehen dabei nur die vier Startklassen Kämpfer*in, Bogenschütz*in, Magier*in oder Dieb*in zur Auswahl. Wie in anderen actionlastigen Rollenspielen können wir in den vielen Kämpfen direkt angreifen oder verteidigen. Interessant wird es aber bei den Fähigkeiten der verschiedenen Klassen. Bogenschütz*innen können etwa einen besonders starken, aufgeladenen Schuss einsetzen und Kämpfer*innen können sich in die Luft katapultieren, um so fliegende Gegner zu erreichen. Dabei kämpfen wir aber nie alleine. Stets haben wir den Hauptvasallen bzw. die Hauptvasallin dabei sowie zwei weitere Gefährt*innen, die die wiederum die Hauptvasall*innen anderer Spieler*innen sind. An bestimmten Orten in der Spielwelt können wir online auf eine Auswahl dieser Unterstützungscharaktere zugreifen und uns so das perfekte Team zusammenstellen. Während aber Hauptvasall*innen mit unserer Spielfigur mitleveln, müssen wir die externen Vasall*innen regelmäßig austauschen. Was anfangs nervig klingt, macht aber einen großen Reiz aus, da das Spiel dazu einlädt, die vielen sehr unterschiedlichen Klassen auszuprobieren und wir so unser Team immer genau unseren Bedürfnissen anpassen können. Magier*innen können zum Beispiel die Waffen oder die Pfeile der Teammitglieder verzaubern, so fügen wir Eis- oder Feuerschaden zu, was wiederum bestimmten Gegnertypen besonders viel Schaden macht.
Durch bestimmte Quests schalten wir auch noch weitere Klassen frei, die für Abwechslung sorgen. Wir können jederzeit und fast frei zwischen den Klassen wechseln – eine weitere Besonderheit von Dragon’s Dogma 2. Während wir uns bei vielen anderen Rollenspielen von Anfang an auf eine Spielweise spezialisieren, lädt uns das Spiel ein, zu experimentieren. Das wird von den überaus dynamischen Kämpfen unterstrichen. Wir können unseren Vasall*innen nur rudimentäre Befehle erteilen, aber die Gefährt*innen verhalten sich die meiste Zeit über clever und setzen ihre Fähigkeiten hilfsbereit ein. Zusätzlich zu unseren Angriffen und den Fähigkeiten, können wir Monster und Vasall*innen auf Tastendruck greifen und durch die Gegend werfen. So kegeln wir mal eine Monstergruppe um oder beenden einen Kampf, indem wir einen Goblin über eine Klippe befördern. Drücken wir dieselbe Taste bei den haushohen Bossmonstern, so klammert sich unsere Spielfigur fest und wir können an den Monstern hochklettern, um so Schwachstellen zu erreichen oder Rüstungsteile zu zerstören. Das verbraucht allerdings Ausdauer, allzu lange halten wir es also nicht auf dem Rücken eines Ogers aus. Und wenn wir Pech haben, schüttelt uns das Monster ab oder packt uns gleich und kurz darauf segeln wir die Klippe hinunter. Wenn wir Glück haben, stehen aber ein Teammitglied unter uns und fängt uns auf, was den Fallschaden verhindert. Die Kämpfe spielen sich dabei weder so actionreich wie bei einem Elden Ring oder so taktisch wie bei einem Dragon Age. Dragon’s Dogma 2 findet seinen eigenen Weg und macht vieles richtig. Es macht viel Spaß, die Klassenfähigkeiten aufeinander abzustimmen, die Umgebung mit einzubeziehen und immer wieder kreative Wege zu finden, die Kämpfe zu beeinflussen.
Und Hölle
Umso trauriger, dass uns das Spiel gerade mal eine Handvoll Gegnertypen bietet. Immer und immer wieder treffen wir auf die gleichen Goblins, auf die gleichen Harpyien, auf die gleichen Echsenwesen. Und dann lauern diese Gegner auch noch gefühlt alle paar Meter auf uns. So werden Reisen durch die hübsche Welt schnell zur nervigen Routineaufgabe. Denn Schnellreisen sind nur begrenzt möglich und kosten Ressourcen. In jeder größeren Stadt können wir zwar einen Ochsenkarren bezahlen, der uns dann an unser Ziel bringt, leider werden diese Reisen aber fast immer von Angriffen unterbrochen, die erst abgewehrt werden müssen, bevor es weitergeht. Hier fällt uns regelmäßig das tolle dynamische Kampfsystem in den Rücken. Nicht selten wurde bei diesen Kämpfen der Ochsenkarren durch einen stolpernden Zyklopen zerstört und wir durften unsere Reise wieder per Fuß fortsetzen. Eine lustige Anekdote – die nicht mehr so lustig ist, wenn es zum fünften Mal passiert.
Das Questsystem bekleckert sich auch nicht immer mit Ruhm. Dabei sind die Aufgaben in der Regel durchaus abwechslungsreich gestaltet und die Dialoge sind gut geschrieben und vertont. Leider mussten wir beim Test an mehreren Stellen externe Guides zu Rate ziehen, um nachzuvollziehen, was als nächstes von uns erwartet wird. Das Spiel geizt hier manchmal mit Informationen. Auf der einen Seite eine mutige Entscheidung, die auch sehr motivierend sein kann, wenn aufmerksames Spielen belohnt wird. Auf der anderen Seite eine absolute Frustfalle, wenn wir auf Teufel komm raus nicht die richtige Person finden können. Besonders eine Quest sticht aus der Masse heraus und liefert eine der besten Rollenspiel-Erfahrungen der letzten Jahre. Mehr wollen wir hier nicht verraten, die Quest ist allerdings gut versteckt. Außerdem hält das Spiel noch eine große Überraschung gegen Ende für uns bereit, die viele Spieler*innen wahrscheinlich gar nicht bei ihrem ersten Durchgang entdecken. Auch hier geht Dragon’s Dogma 2 einen mutigen, eigenen Weg und versteckt einige der interessantesten Inhalte. Wenn man diese auf eigene Faust entdeckt, fühlt sich das aber umso belohnender an.
Fazit
Dragon’s Dogma 2 kann seine vielen Stärken leider aufgrund der deutlichen Schwächen nicht immer optimal ausspielen. Und das ist wirklich schade, denn schon lange gab es nicht mehr ein so mutiges AAA-Rollenspiel, das seinen eigenen Weg geht und die teilweise öde gewordenen Gameplay-Trends der letzten Jahre ignoriert. An vielen Stellen glänzt es mit Innovation und dem exzellenten Kampfsystem. Aber fast genauso häufig beißen wir frustriert in den Controller, wenn wir mal wieder eine halbe Ewigkeit einen uns sehr gut bekannten Weg ablaufen müssen, nur damit uns immer und immer wieder ein paar Goblins auf die Nerven gehen können. Spieler*innen sollten also durchaus Frustrationstoleranz mitbringen. Ansonsten fallen die Kämpfe von Dragon’s Dogma 2 zwar blutig, aber nicht übermäßig brutal aus. Die Stimmung ist teils düster und bedrückend, was für Spieler*innen ab 16 Jahren aber verträglich ist.
An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass einige In-Game-Käufe für das Spiel verfügbar sind. Unter anderem lassen sich seltene Items und Ressourcen gegen Echtgeld erwerben. So können weitere Zielkristalle gekauft werden, die sonst nur sehr begrenzt verfügbar sind. Diese ermöglichen feste Schnellreisepunkte in der Spielwelt zu setzen. Außerdem können Lazarussteine gekauft werden, die ebenfalls eher selten sind und dafür sorgen, dass wir nach dem Ableben direkt wieder ins Spiel einsteigen können. Echtgeldkäufe dieser Art sind bei einem Vollpreistitel unangebracht und fühlen sich nach dreister Abzocke an.