Helldivers 2
Erfolgreiche Fortsetzung des PvE Koop-Shooters im Science-Fiction-Setting und mit satirischen Elementen.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
In Helldivers 2 geht es darum, zusammen mit bis zu drei anderen Spielenden online in zufallsgenerierten Missionen Aufgaben zu erledigen und sich der Monsterhorden aus entweder riesigen Käfern oder Roboterarmeen in einem düsteren Science-Fiction-Setting zu erwehren. Der kooperative Online-Shooter wird aus einer Third-Person-Perspektive hinter der eigenen Spielfigur gesteuert. Mit jedem gewonnenen Missionsziel können durch gesammelte und erworbene Gelder und Auszeichnungen neue Waffen, Rüstungen und Unterstützungsfähigkeiten freigeschaltet werden. Die eigene Figur kann durch Stufenaufstiege ebenfalls ihre Werte verbessern. Ein In-Game-Shop mit Echtgeld ermöglicht zudem kosmetische Veränderungen der Rüstungen. Alle Spielergebnisse aus der gesamten globalen Community werden digital gesammelt und ergeben den Spielfortschritt auf einer Weltraumkarte. Helldivers 2 hat sozusagen einen sehr langen Spielverlauf und kann sich dynamisch verändern. Zwar gibt es einen Solo-Modus, in diesem werden die Missionen jedoch kaum schaffbar sein und meistens blockiert, da der Titel für den Multiplayer-Modus ausgelegt ist.
Pädagogische Beurteilung
Überirdische Satire
Bereits der Einstieg und das Tutorial setzen den satirischen Ton in diesem Third-Person-Shooter im Science-Fiction Setting: Die Über-Erde muss sich in der Galaxie gegen zwei Gegner stellen und diese Planet für Planet bekämpfen. Quasi die gesamte weltweite Gamerschaft spielt gemeinsam auf einem globalen Server Mission für Mission in einem Sektor, um die jeweiligen Planeten von den Invasionen riesiger Käfer oder Roboter Armeen zu befreien. Die sehr martialische und militaristische Darstellung um Übersoldaten, die sich aufopferungsvoll für die Menschheit in die vielen Schlachten werfen, um die Demokratie der Über-Erde zu verteidigen, ist gewollt und untermalt den satirischen Unterton, welcher sich inhaltlich deutlich an den Roman Starship Troopers von Robert A. Heinlein von 1959 und visuell noch mehr an dessen Verfilmung des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven von 1997 orientiert.
Inhaltlich 100 Jahre nach dem Vorgänger angesiedelt, bekämpft die demokratische Über-Erde wieder die käferartigen Terminiden, welche sich überdeutlich an die Feinde aus dem Starship Troopers Film, den dortigen Bugs, anlehnen und bekämpft außerdem gleichzeitig eine Armee von Robotern, deren Einheiten aus dem Terminator-Filmuniversum 1 zu 1 übernommen sein könnten. Die Spielenden bekämpfen in den Missionen jeweils nur einen Feind. Menschliche Gegner gibt es nicht, dafür kann man aus Versehen, durch friendly fire, die Mitspielenden treffen und erledigen. Sehr wahrscheinlich werden noch weitere gegnerische Fraktionen integriert, denn das Spiel wird kontinuierlich weiterentwickelt und erweitert.
Fans der Filmvorlage werden den satirischen Unterton und die Gewaltdarstellungen im Kontext zur überdrehten Inszenierung sofort verstehen. Das Spiel geht jedoch nicht kritisch auf die Inhalte der Buchvorlage ein, sondern konzentriert sich nur auf Gefechte. Dies ist etwas schade und man muss sich die Besonderheiten dieser einseitigen und düsteren Welt indirekt aus dem Spielgeschehen herleiten, dafür steht der schwarze Humor mehr im Vordergrund.
Nur gemeinsam sind wir überstark – reiner PvE-Modus
Das Spiel lebt eindeutig von dem Gameplay, mit Gewalt die Invasoren zu bekämpfen und zu zerstören. Die Missionsziele sind darauf ausgerichtet und wechseln sich in den digital erstellten und berechneten Zufallskarten. Zwar kann man die meisten Missionen auch alleine angehen, jedoch ist es kaum möglich, diese Ziele solo zu schaffen. Besonders in den höheren der insgesamt neun Schwierigkeitsgrade, welche nach und nach freigeschaltet werden müssen, ist es ideal, mit mehreren Freund*innen oder fremden Spielenden aus der Online-Community die teils knackig schweren Missionen zu überstehen. Je höher der gewählte Schwierigkeitsgrad, desto höher sind die Belohnungen, aber auch die Gegneranzahl.
Die Missionen und Biotope wechseln sich regelmäßig in der Auswahl der angebotenen Aufträge, welche im Raumschiff auf einer 3D-Karte ausgewählt werden können. Manche Ereignisse erfordern ein direktes Handeln und fördern zudem die Abwechslung und Immersion, sich in einem globalen, planetaren Krieg zu befinden. Grundsätzlich müssen mehrere Aufgaben, wie das Errichten von Funkmasten, das Bestücken von Artilleriekanonen auf dem Planeten oder das Ausräuchern von Käfernestern absolviert werden, bevor man das Shuttle rufen kann, welches einem zum Beenden der Mission abholt. Die Parteien haben zudem ein Zeitlimit, welches auch für die Punktevergabe eine Rolle spielt.
Wieso macht das Spiel so viel Spaß?
Neben dem unverbrauchten Setting und den filmischen Vorlagen wiederholen sich die Missionsziele und Landschaften nach einer gewissen Weile. Durch das Freischalten von neuen Fähigkeiten und globalen Ereignissen (Planet Tien Kwan mit einer besonderen Mechwaffenfabrik wurde befreit und ermöglicht nun die Nutzung von eigenen Kampfmaschinen) findet eine interessante Loop-Spirale statt. Spielende möchten sich weiter verbessern und neues ausprobieren, schalten dadurch neue Waffen und Besonderheiten frei und möchten diese ebenfalls ausprobieren, verbessern sich und schalten wieder etwas Neues frei.
Der eigentliche Reiz des Spiels liegt jedoch im Multiplayer-Modus und dass dieser ausschließlich online gespielt werden kann. Je nach Situationen und Absprachen entstehen einzigartige Erfahrungen und absurde Situationen, welche dauerhaft in Erinnerung bleiben. Dabei ist es nicht immer wichtig, ohne Lebensverlust durch eine Mission zu kommen, sondern den gemeinsamen Spielspaß und gelungene Aktionen zu erleben. Die besondere Grafik und Gefechtselemente, das hektische Herumhantieren von Unterstützungseffekten, während man Feindeshorden bekämpft oder vor ihnen fliehen muss, weil man der letzte Überlebende der Gruppe ist und davon die gesamte Mission abhängig ist, bis die Freund*innen durch einen selbst herbeigerufen wurden, um dann im Finale der Mission noch rechtzeitig mit dem Fluchtraumschiff vor den Monsterhorden zu entkommen und alles in einer riesigen Explosion mündet … Solche Spielrunden bleiben positiv sowie dauerhaft in Erinnerung. Eben weil dieser Spielflow reibungslos funktioniert.
Server-Probleme, Kriegsverherrlichung, In-Game-Shop
Das Spiel richtet sich eindeutig an Ältere. Es gibt keine alternativen Lösungswege, alles wird durch Science-Fiction-Gewalt gelöst. Frustmomente können entstehen, wenn man die Steuerung an der Tastatur oder am Controller in der Hektik nicht blind beherrscht und durch die Gegnerhorden wieder und wieder erledigt wird. Jedoch führt dies kaum zu dauerhaften Auswirkungen, da die Missionen keine Stunde dauern und jede neue Mission wieder anders verlaufen kann. Das satirische Element kann dabei auch nicht allen gefallen oder darüber hinwegsehen lassen, dass mit jedem Ableben einer Figur ein neuer Soldat, eine neue Soldatin aufs Schlachtfeld gerufen wird und Millionen von Spieler*innentode weltweit benötigt wurden, um den Planeten verteidigt oder erobert zu haben. Der In-Game-Shop mit seinen Echtgeld-Angeboten kann ignoriert werden und hat bislang (im Vergleich zu anderen Shops aus anderen Spielen) keine besonders teuren Angebote oder spielerische Auswirkungen. Zur Veröffentlichung kam es zu größeren Serverproblemen, da die Entwickler*innen und Sony selbst als Publisher nicht mit dem riesigen Erfolg von 8 Millionen verkauften Einheiten im ersten Monat gerechnet hatten. Im Testzeitraum kam es zu keinem Abbruch der Runden und die Ladezeiten verhielten sich moderat und bis auf einen einzigen Grafikfehler fielen keine negativen Eindrücke auf.
Fazit
Helldivers II richtet sich an erwachsene Spieler*innen, die gemeinsam online in kurzweiligen Missionen gegen Horden von Monstern und Maschinen antreten wollen. Trotz des hohen Gewaltgrades, welcher sich ausschließlich gegen virtuelle Monster und Maschinen richtet, ist das Setting eindeutig fiktiv. Teamarbeit und taktisches Vorgehen stehen im Vordergrund und wer die satirische Vorlage kennt, wird einen besonderen Wiedererkennungswert und Freude an diesem Spiel finden können. Aufgrund der Steuerung kommt man selbst nach einer Pause schnell in alle Funktionen hinein.
Bewertung der Spieletest-Gruppe
Kinder- und Jugendhaus Brake
BielefeldDie Spieletestung wurde live auf der Gamescom LAN 2024 in Köln im Rahmen des Streams des Twitch Kanals des AWO KiJu Brake durchgeführt. Besonderer Dank geht dabei an Sascha Asendorf von Guided.news.