Packshot Kingom Come Deliverance.
Spielbeurteilung

Kingdom Come: Deliverance II

Komplexes Mittelalter-Abenteuer für Erwachsene.

Mittelalterlich gekleideter Mann sitzt auf einem Pferd und reitet durch Wälder.
Person auf dem Pferd staunt über eine besonders gute Burg im mittelalterlichen Setting.
Zwei mittelalterlich gekleidete Personen sitzen an einem Holztisch bei einem Lager im Wald.
Mann liegt tot auf dem Boden auf einem Waldweg.
Barde spielt auf seinem Zupfinstrument und singt dazu ein Lied über einen Heinrich.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Deep Silver
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 4. Februar 2025
Genres:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 18
USK ab 18

Kosten:

  • Kostenpflichtige DLCs erhältlich, die das Spiel um Inhalte erweitern

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

18
spielbar ab 18 Jahren

Spielbeschreibung

Heinrich schleppt sich mit übervollen Taschen im Schneckentempo durch einen böhmischen Wald. Von seinem Kampf mit den Wilderern hat er schwere Wunden getragen. Die strahlende Plattenrüstung und die schwere Armbrust wollte er aber unbedingt mitnehmen. Kurz vor dem kleinen Dorf Trachau überrascht ihn ein Wegelagerer. Heinrich will diesem Strolch keinen Groschen abgeben und bekommt im nächsten Moment den Knüppel des Übeltäters zu spüren. GAME OVER. Und der letzte Speicherstand liegt eine gute Stunde zurück. Kingdom Come: Deliverance II kann frustrierend, aber auch unglaublich belohnend sein. Die dichte Atmosphäre und die spannende Geschichte saugen uns förmlich ins mittelalterliche Tschechien.

Pädagogische Beurteilung

So viel zu tun

Wer den ersten Teil gespielt hat, wird sich im zweiten Abenteuer sofort wohl fühlen. Die Hauptfigur Heinrich kehrt zurück und auch einige Nebenfiguren tauchen wieder auf. Die Geschichte lässt sich aber auch ohne Vorwissen genießen. Das Spiel schafft es elegant, im Prolog die Ereignisse aus dem Vorgänger zusammenzufassen. Nach der ausführlichen Anfangssequenz werden die Spieler*innen ins weitläufige Böhmen entlassen. Aus der Ego-Perspektive können wir jetzt die Spielwelt erkunden. Und schnell merken wir: Es gibt viel zu tun! Die Dörfer, Wiesen und Wälder erstrahlen in sattem Grün und laden zu ausgiebigen Streifzügen an. Und obwohl das Spiel auf jegliche Fantasy-Elemente verzichtet, stoßen wir ständig auf interessante Figuren und spannende Geschichten. Wir müssen Entscheidungen treffen und dann mit den Konsequenzen leben, denn Speichern ist nur beim Beenden des Spiels oder mithilfe des “Retterschnaps” möglich, von dem wir aber nur einen begrenzten Vorrat haben. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer tollen Rollenspielerfahrung belohnt, bei der die Hauptfigur eben nicht immer der strahlende Held ist. Das führt zu vielen moralischen und ethischen Fragestellungen, die uns zum Nachdenken anregen.

Komplex, komplexer, Kingdom Come Deliverance

Die tolle Grafik und die liebevoll gestalteten Umgebungen sollten nicht über die knallharten Rollenspiel-Mechaniken hinwegtäuschen. Am Anfang der Geschichte ist die Hauptfigur ein recht unfähiger Tollpatsch. Hier reichen schon ein oder zwei stärkere Gegner oder ein Rudel Wölfe, um Heinrich ins Jenseits zu befördern. Alle erledigten Aufträge und Tätigkeiten bescheren uns jedoch Erfahrungspunkte und so klettern wir langsam die Levelleiter nach oben und können nach und nach besondere Fähigkeiten freischalten. Für erledigte Aufgaben oder von besiegten Gegnern bekommen wir außerdem Gegenstände, die unsere Verteidigung erhöhen oder bei unseren Gesprächspartnern Eindruck schinden. Hierbei müssen wir auf die richtige Zusammenstellung achten. Ein schwerer Helm braucht eine Polsterung und auch eine richtige Rüstung können wir nicht ohne Unterkleidung anlegen. Ein klimperndes Kettenhemd sorgt dafür, dass wir beim Schleichen schneller entdeckt werden, eine aufwändig verzierte Mütze kann uns dabei helfen, einen Adeligen zu überreden. Viele Kleinigkeiten haben eine Auswirkung auf andere Figuren oder Mechaniken. Gerade am Anfang kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. Außerdem gilt es das komplizierte und eigenwillige Kampfsystem und viele weitere Spielmechaniken zu meistern. Ausführliche Tutorials helfen zwar bei der Orientierung, bei der schieren Menge an Kleinigkeiten ist ein bisschen Ausprobieren und Scheitern aber vorprogrammiert.

Das Bild vom finsteren Mittelalter

Die Gewalt in Kingdom Come: Deliverance II ist drastisch und durch die realistische Grafik und authentische Präsentation von Figuren und Spielwelt besonders intensiv inszeniert. Regelmäßig werden wir außerdem mit Themen wie Rassismus oder Gewalt gegen Frauen konfrontiert. Das Spiel versucht hier klar dem durchaus fraglichen Narrativ eines rohen und bedrohlichen Mittelalters zu folgen. Es richtet sich mit seinen auf Unterhaltung ausgerichteten Inhalten aber eben klar an Erwachsene, die in der Lage sind, sich abzugrenzen und das Gespielte einzuordnen. Das Spiel schafft es allerdings auch, ein diverses Bild dieser Epoche zu zeichnen, mit vielen verschiedenen Figuren, die unterschiedliche Hintergründe, Motivationen und Orientierungen haben. Und häufig ist es möglich, die vielen Konflikte im Spiel auch auf unterschiedlichen Wegen zu lösen. So können wir Gegner auch mal überreden oder mit anderen Mitteln überlisten und ein Blutvergießen verhindern. Wie bei allen fiktionalen Medienprodukten kann Kingdom Come: Deliverance II eben nur eine mögliche Perspektive abbilden, die natürlich auch zu großen Teilen eine Interpretation der historischen Quellen ist. Auch wenn das Spiel durch die drastische Gewalt nicht für Bildungszwecke im Rahmen von Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden darf, bietet das Spiel Potenzial für eine Auseinandersetzung mit Geschichtsdarstellung in Games.

Fazit

Wer sich auf die komplexen Systeme, den recht hohen Schwierigkeitsgrad und die teilweise etwas sperrige Bedienung einlässt, bekommt mit Kingdom Come: Deliverance II eine tiefergehende Spielerfahrung geboten. Immer wieder überrascht das Spiel mit Details und kreativen Einfällen. Wer sich allerdings nicht mit den vielen Spielmechaniken beschäftigen möchte, wird eine harte Zeit im mittelalterlichen Böhmen haben. Erwachsene können die explizite Darstellung von Gewalt einordnen, sollten aber auch etwas Frustrationstoleranz mitbringen.