Eine Wüste mit einem riesigem Schäden der eine Krone trägt. Darüber steht der Name der Spiels "MILLENNIA".
Spielbeurteilung

Millennia

Tiefgreifendes historisches rundenbasiertes Globalstrategiespiel als Alternative zur Civilization-Spielreihe.

Vogelperspektive auf eine Landschaft mit vielen grünen Flächen.
Vogelperspektivische Ansicht einer Insel, drum herum Wolken.
Anzeige der aktuell erfüllten Aufgabe und den noch ausstehenden Aufgaben. Links ist eine Frau in einem altmodischen Kleid.
Vogelperspektivische Kartenansicht, mit verschiedenen Spielanzeigen an Rand. (z.B. Forschung, Domänen, Regionen, etc.)
Verschiedene sechseckige Felder mit Bauwerken, wie Waffenschmied, Försterei oder Sägegrube, und den Kosten an Ressourcen.
Ein historisch wirkendes Bild mit dem Titel Zeitalter der Aufklärung sowie freigeschaltete Aufgaben/Technologien, um das neue Zeitalter freizuschalten.
Vogelperspektivische Kartenansicht.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Paradox Interactive
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 26. März 2024
Genres:
Plattformen:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Nicht USK geprüft
nicht USK geprüft

Kosten:

  • Kostenpflichtige DLCs erhältlich, die das Spiel um Inhalte erweitern

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

14
spielbar ab 14 Jahren

Spielbeschreibung

Millennia vom Entwicklerstudio C Prompt Games spielt sich nahezu identisch wie der bekannte Klassiker Sid Meier’s Civilization. Rundenweise spielt man die Geschichte eines Volkes von der Steinzeit bis in die nähere Zukunft und entwickelt diese Nation und deren Städte in Konkurrenz zu anderen Völkern auf einer hexagonalen Weltkarte soweit, dass man genügend Punkte für einen Spielsieg errungen hat. Auffällig ist die veraltet wirkende optische Präsentation, die eher Sid Meier’s Civilization V aus dem Jahr 2010 ähnelt. Unter der Haube finden sich jedoch viele Veränderungen, weshalb Millennia zusätzlich einem Städteaufbauspiel ähnelt und sehr viele komplexe und tiefgreifende Strukturen und Spielmöglichkeiten aufweist. Das Spiel ist, für das Genre üblich, auf eine lange Spielzeit mit mehreren Anläufen ausgelegt.

Pädagogische Beurteilung

10.000 BC

In Millennia kann man (genreüblich) eine gesamte Menschheitsgeschichte nachspielen. Dafür entscheidet man sich für ein Volk, kann sehr viele Bedingungen vorab auswählen, den persönlichen Spielstil anpassen und beginnt dann in einer unbekannten, prozedural erstellten Zufallskarte einer alternativen Erde mit hexagonalen (sechs Kanten) Feldern. In den nächsten 20 Spielstunden kann man über 12.000 Jahre einer Erdgeschichte rundenweise nachspielen und sein eigenes Volk von der Steinzeit bis in eine nahe Zukunft voranbringen. Während des Spiels gründet man neue Siedlungen, erschafft mit jeder Runde neue Einheiten, entweder für zivile oder militärische Aufgaben, oder kann neue Gebäude in seiner Startsiedlung bauen lassen. Mit jeder neuen Siedlung erhöhen sich die gleichzeitigen Baumöglichkeiten und Spezialisierungen. Jede neue Siedlung muss jedoch von vorne aufgebaut werden oder man kann mit größeren gestapelten Armeen, welche auch vorher aufgebaut werden müssen, andere Siedlungen überfallen und erobern und somit auch militärisch sein Gebiet vergrößern. Jede neue Errungenschaft oder Technologie muss vorher erforscht und freigeschaltet werden. Währenddessen muss man die Beziehung zu seinen Nachbarn diplomatisch regeln, damit diese einen eventuell nicht angreifen oder sogar um mit ihnen handeln zu können. Außerdem bedrohen Barbarenvölker über mehrere Jahrtausende die eigene Entwicklung und müssen beseitigt werden, damit man sicher sein eigenes Reich verbreiten kann.

eXplore, eXpand, eXploit & eXterminate

Das Spielprinzip, seine eigenen Städte zu entwickeln, zu verwalten, neue Einheiten oder Gebäude zu bauen, die unbekannte Karte Runde für Runde aufzudecken, um somit neue Bauplätze zu finden oder die anderen Nachbarn, Stadtstaaten oder Barbarenortschaften zu entdecken, gehört bereits seit dem ersten Sid Meier’s Civilization aus dem Jahre 1991 zur allgegenwärtigen Formel (Auskundschaften, Ausbreiten, Ausbeuten, Auslöschen) des 4X-Spielgenres in seiner klassischen Form. Wir erschaffen stets von neuem eine eigene Zivilisation und müssen immer entscheiden, wie wir diesmal vorgehen wollen. Manchmal geben uns die Völker mit ihren Einstellungen vor, welche Spielweise wir wählen, also ob wir eher militärisch agieren und die Weltkarte erobern wollen oder ob wir friedliebend und mit einer gewissen Verteidigung unsere Forschung und unser Wirtschaftssystem voranbringen, um später in den Jahrtausenden einen uneinholbaren Vorsprung vor den anderen Nationen zu haben. Dieses Spielprinzip wird mit den Jahrzehnten auch auf andere Bereiche erweitert und so kann man auch im All mit außerirdischen Völkern spielen oder ganz andere Bereiche abdecken. Der größte Anreiz entsteht durch die zufallsgenerierten Karten und welche Völker man trifft und vor allem, welche Ressourcen wo auf den Karten vorzufinden sind und dann in einer Art Wettrennen gesichert werden müssen, damit man z.B. mit Erdöl in der moderne Zeit vorankommen kann und nicht stagnieren muss.

Trotz seiner Vielfältigkeit hat sich besonders im Laufe der Civilization-Reihe eine gewisse gleiche Formelhaftigkeit entwickelt. Der Spielstart ist meistens identisch und bestimmte Spielentscheidungen (auf das Militär oder auf die Forschung zu setzen) eigentlich immer spielgewinnend. Andere Genrevertreter versuchen davon abzuweichen. Aber die grundlegende Oberfläche und Präsentation von Millennia unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum vom großen und geistigen Vorbild, was auch keine Überraschung ist, weil einzelne Entwickler*innen noch von Sid Meier’s Civilization V stammen.

Tiefgreifende Alternative zum Civilization Platzhirsch

Erst nach gewissen Spielstunden erkennt man, dass sich Millennia teilweise anders spielen lässt, als man dies zunächst gewohnt ist. Während einer gesamten Spielrunde passiert man zehn Zeitalter, diese können sich jedoch vollkommen unterscheiden und während der nächsten zwei Stunden völlig neue Strategien eröffnen. Zudem entscheidet die erste Fraktion, welche durch Forschungsfortschritte oder durch Ereignisse ein neues Zeitalter zuerst erreicht (egal ob reale Mitspielende oder Computergegner), wie diese Phase für alle Völker begangen wird. Dies kann eine friedliche, mehr reiseentdeckende Zeit sein, in der Heldenfiguren Aufgaben erledigen oder unbekannte Weltwunder gefunden werden müssen oder das nächste Zeitalter ist geprägt durch religiöse Kriege oder eine von Seuchen geplagte Zeit. Letztendlich geht es darum, wer schneller durch die Zeit kommt, um im nächsten Zeitalter wieder einen Spielstil bestimmen zu können.

Mit jedem Zeitalter wird auch eine wichtige Bedingung eröffnet, die erfüllt werden muss, um die eigene Bevölkerung zufrieden und somit produktiv bei der Stange zu halten. Mal sind es Luxusgüter, die produziert oder importiert werden muss, später sind es der Bedarf nach Energie oder nach Hygiene, die wichtig werden. Sonst kann es passieren, dass die eigene Bevölkerung rebelliert und eine eigene Nation gründet. Je nach Regierungsform, welche man sich mit jedem Zeitalter auswählt, können weitere nutzbare Punkte gesammelt werden, die man dann wieder für eine Beschleunigung nutzen kann. Diese Domänen (Regierung – Erkundung – Kriegsführung – Ingenieurskunst – Diplomatie – Künste) und ihre eigenen Möglichkeiten sind die großen Stärken und Unterschiede zu Sid Meier’s Civilization VI. Es ist z.B. nicht notwendig, sehr viele Städte zu gründen oder enorm zu expandieren. Teilweise ist es sogar ein Nachteil, das gesamte Reich zusammenzuhalten. Im Laufe der Zeit wachsen die Hauptstädte zu riesigen Metropolen und haben einen Platzbedarf, der durch die passenden Gebäude befriedigt werden müssen. Dann ähnelt Millennia eher einem Städteaufbauspiel im Stile von Anno mit seiner eigenen Spieltiefe. So kann man sich allein stundenlang damit beschäftigen, welche Gebäudekomplexe man errichten möchte. Auch ein komplexes Warenkettensystem ist vorhanden und bei Erfüllung bringen Vorteile schneller ins nächste Zeitalter. Der Wiederspielwert erhöht sich auch dadurch, weil man nie alles gleichzeitig aufbauen kann, weil einem Ressourcen und schlichtweg Rundenzeit fehlen.

Die spezifischen Nationen spielen in Millennia gar keine Rolle und sind eher irreführend. Es ist egal, welche Länderflagge man wählt, da nahezu alle Nationen identisch wirken und nur minimale Auswirkungen auf die Gesamtspielzeit haben. Im Vergleich zu anderen 4X-Spielen gibt es auch keine Anführer*innen, welche den Charakter und die Persönlichkeit einer Nation ausmachen können. Die teilweise minimalistische Inszenierung in Millennia, besonders bei Kämpfen oder in den einzelnen Menüfenstern, könnte abschreckend wirken, da man mittlerweile mehr Schauwert von moderneren Titeln gewohnt ist. Die spielerische Tiefe ist jedoch die größte Überraschung und besonders für erfahrene Genrefans eine willkommene Abwechslung.

Die „Nur noch eine Runde“-Spirale

Es kann leicht passieren, dass man so in das Spiel vertieft ist, dass es schwerfällt, einfach aufzuhören. Es gibt immer etwas zu erledigen und irgendwie möchte man wissen, wie sich die vielen eigenen Entscheidungen in der Zukunft auswirken werden. Dadurch vergehen unbemerkt viele Stunden und es kann ratsam sein, sich einen Wecker zu stellen, der einen dazu zwingen soll, auch rechtzeitig aufzuhören. Eine einzige Spielrunde kann bis zu 20 Stunden dauern. Es gibt zwar abkürzende Siegesbedingungen, jedoch muss man diese erst herausfinden und gezielt danach spielen. Der Wiederspielwert ist zudem sehr hoch, da man unmöglich in einem Match alle Funktionen, Zeitalter-Möglichkeiten oder alle Bauweisen herausfindet. Jede neue Runde ist anders. Über hundert Stunden Spielzeit sind keine Seltenheit in diesem Genre und auch Millenia wartet mit einer riesigen Spieltiefe auf. Zudem wird der Titel noch immer erweitert und um Inhalte ergänzt, was neue Spielanreize über einen längeren Zeitraum bietet. Wem die einfache Optik nichts ausmacht und wer eine spielerisch tiefgreifende Alternative zum Platzhirsch Civilization sucht, wird hier viele Stunden verbringen können. Da die Funktionen jedoch sehr umfangreich sind, im Unterschied zu Civilization aber deutlich geringere Schauwerte bieten und viele Aspekte auch durchs Ausprobieren herausgefunden und verstanden werden müssen, ist das Nachlesen in einem eigenen Lexikon zum Spiel nahezu Pflicht.

Fazit

Wer sich (im direkten Vergleich zu Sid Meier’s Civilization VI) von der veraltet wirkenden Grafik nicht abschrecken lässt und eine neue Herausforderung in diesem Genre sucht, wird hier mit einer sehr langen tiefgreifenden Spielzeit belohnt. Millennia erfordert viel Selbsthingabe und man muss vieles nachlesen oder ausprobieren. Das Spiel richtet sich mehr an Erfahrene und Interessierte dieses Genres und kann zu häufigen und langen Spielzeiten führen. Es muss zudem generell sehr viel gelesen werden und die vielen Menüs und Steuerungsmomente können Unerfahrene überfordern und demotivieren. Millennia richtet sich somit an ältere oder erfahrene Spielende, die mit diesem 4X-Spielprinzip eines Aufbauspiels vertraut sind und sich mit diesem System aus eigenen Entscheidungen und der ruhigen Spielweise gut anfreunden können.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

Kinder- und Jugendhaus Brake

Bielefeld
Meinung der Tester*innen

Der Testbericht basiert auf Spieleerfahrungen aus dem Stream des Twitch-Kanals des AWO KiJu Brake.

Spielspaß: