NieR:Automata
Viel Action gepaart mit philosophischer Tiefe.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
NieR:Automata ist die Fortsetzung zu Nier, welches durch die gute Geschichte, trotz gewöhnungsbedürftigem Gamedesign, zu einem Klassiker geworden ist. Die Fortsetzung hat nur im entferntesten Sinne mit Nier zu tun und ist wie sein Vorgänger ein Action-Rollenspiel. Die Hauptfiguren sind die Androiden 2B und 9S. Zusammen kämpfen sie sich durch Horden von Maschinenwesen, um die Erde zu retten.
Pädagogische Beurteilung
Geschichtliche Besonderheiten
Der seit Jahrtausenden andauernde Krieg gegen eine feindselige Alienrasse hat die letzten Überreste der Menschheit auf den Mond getrieben. In einem Stellvertreterkrieg kämpfen auf der einen Seite Androiden für die Menschen und auf der anderen Seite Roboter für die Aliens um die Erde. Von einer Raumstation aus wird die Elite-Einheit YorHa ausgesendet, die aus dem weiblichen Android 2B und dem männlichen Android 9S besteht. Die beiden sind ein ungleiches Paar, während 2B eine introvertierte Persönlichkeit hat und sich auf den Kampf spezialisiert, ist der extrovertierte 9S extra für das Hacken gebaut worden. So beginnt das Spiel relativ typisch für das SciFi-Szenario. Das trifft auch auf die Darstellung der aufreizend gekleideten Elite-Soldatinnen oder die Missionsstrukturen, bei denen eine Hauptmission durch Nebenmissionen aufgebauscht werden kann, zu. Doch irgendwann kippt die Stimmung. Die ehemaligen Gegner versuchen menschlich zu werden und geben sich selbst eine Familienstruktur und moralische Werte. Aus dem Verlangen menschlich zu sein, entwachsen auch die beiden neuen Gegner Adam und Eve. Das Geschwisterduo ist in allen Belangen ein ebenbürtiger Gegner für die Spieler*innen. Doch das ist erst der Anfang. Um das erste Ende der Story zu sehen, müssen die Spielenden mindestens 25 Stunden investieren. Um alle Logiklöcher zu füllen, sollte das Spiel allerdings mehrfach durchgespielt werden. Das nimmt insgesamt etwa 80 Stunden für sich in Anspruch. Die komplexen Themen erfordern viel Vorerfahrung von den Spielenden.
Perspektiven und Spielweisen
Die meiste Zeit im Spiel wird die dritte Person als Perspektive eingesetzt. Doch ab und an wird die Position der Kamera auch zum Wechsel der Spielmechanik genutzt. Wenn von oben herabgeschaut wird, verliert sich die Höhe und alle Kämpfe gehen nur noch in die jeweilige Himmelsrichtung. Zusätzlich muss der Kamera ab und zu ein wenig nachgeholfen werden, um den Überblick zu behalten. Neben dem Kampf auf dem Boden, werden Raumschiffskämpfe aus der Vogelperspektive ausgeführt. Dort schießt man sich durch schier endlose Gegnerwellen. Die schnellen Sprüngen der Kameraperspektive können hier schon mal verwirrend für die Spieler*innen sein.
Auto – Normal – Schwer
Jede*r spielt Computerspiele mit unterschiedlichen Zielen und Schwierigkeitsgraden. Manche spielen um sich zu fordern, andere um eine Geschichte zu erleben. Rollenspiele balancieren oftmals zwischen den beiden Punkten. In NieR: Automata kann der*die Spielende bei schweren Passagen einen Automatikmodus aktivieren, bei dem das Ausweichen und Kämpfen abgenommen wird. Sollte dann doch mal Langweile wegen der Unterforderung auftreten, dann können auch höhere Schwierigkeitsgrade ausgewählt werden. Hierbei ist der normale Modus schon teilweise fordernd. Zusätzlich sind manche Missionen beim ersten Durchspielen nicht zu schaffen, müssen aber vom Spielenden erkannt werden. Diese Art der Spielgestaltung erzeugt eine Scheinfreiheit – das Scheitern erschafft eigene Grenzen, in dem sich der Spielende bewegen darf. Weiterhin gibt es kleine Feinheiten bei den Sprungpassagen, die nur durch Ausprobieren der Möglichkeiten erlernt werden können. Alles in allem ist NieR: Automata nicht wirklich schwer durchzuspielen. Das Entdecken hingegen fordert die Spieler*innen dafür schon mehr.
Darstellung – Animation – Gewaltspitzen
Auch die Charakterdarstellung ist auffällig, was sich besonders bei dem weiblichen Androiden 2B äußert. Sie trägt eine Augenbinde und ein schwarzes Kleid mit tiefen Einschnitt an Rücken und am Bein, weswegen die Unterwäsche kein Geheimnis bleibt. 9S dagegen ist das männliche Pendant und läuft in kurzer Hose und einer Lederjacke rum. Auch die Hintergrundgeschichten der Charaktere sind sehr auffällig, da diese sehr tiefgreifend sind und sich erst im Laufe des Spiels erschließen. Die Charakterisierung entsteht durch die Vermenschlichung von Maschinen. Gerade hier tragen Animationen zum Gesamtbild bei. Viele für menschlich erachtete Eigenheiten, wie das Schlottern der Knie oder das Stottern, werden von den Maschinenwesen übernommen. Wenn jedoch nur gegen Maschinen gekämpft wird, wieso ist der Titel dann ab 16 Jahren? Grund dafür sind die Gewaltspitzen. In einigen Situationen durchstoßen Schwerter die Körper der menschenähnlichen Androiden und in unglaublicher Weise schießt dann eine Blutfontäne heraus. Das überrascht zum Anfang, stellt sich aber trotzdem als stilistisches Mittel dar, um einen Denkanstoß zu liefern. Ansonsten finden die Kämpfe nur gegen Maschinenwesen statt, die durch ihre gestauchte Form eher witzige Bewegungen machen.
Ernst – Verrückt – Traurig – Lustig – Ruhig – Verstörend
Es ist insgesamt nicht einfach, die Atmosphäre des Spiels zu beschreiben. Traurige Situationen gehen fließend in ironische, lustige Momente über. Anstatt den Spielenden von einem Actionmoment zum nächsten zu jagen, werden immer wieder ruhigere Momente eingestreut, in denen beispielsweise geangelt oder nach den legendären Waffen gesucht wird. Die Spieler*innen werden im Laufe von NieR: Automata verstehen, dass jeder Erfolg nur von kurzer Dauer ist. Jüngere Spieler*innen können mit einem solchen Konzept noch nichts anfangen.
Fazit
Ohne Zweifel spricht der wechselhafte Ton des Spiels nicht jede*n an, doch wer über 16 Jahre alt ist und nach etwas mehr als nur plumpen Prügeleien sucht, findet hier ein sehr spezielles Action-Rollenspiel, das zum Nachdenken anregt. Auch wenn die Charaktere zum Großteil Maschinen sind, sind diese menschenähnlich dargestellt, weshalb auch die Gewaltdarstellung sehr explizit dargestellt werden. Zudem werden ernste Thematiken angesprochen und das Spiel erfordert, dass sich die Spieler*innen über einen längeren Zeitraum damit auseinandersetzen.