Packshot Portal: Ein Strichmännchen fällt durch ein rundes Portal
Spielbeurteilung

Portal

Neuartige Spielidee, die Abenteuer, Rätsel & eine Prise Action vereint.

Ein blaues Portal führt in einen Raum mit einem großen Würfel.
Eine Spielerin verschwindet in einem Portal. In einem angrenzenden Raum ist ein roter Knopf zu erkennen.
EIn Würfel drückt einen großen Knopf herunter, sodass sich ein Ausgang in einer grauen Wand öffnet.
in einem grauen Raum sind zwei geöffnete Portale in blau und gelb zu sehen.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Valve
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 9. Oktober 2007

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

12
spielbar ab 12 Jahren

Spielbeschreibung

Wer lässt sich nicht gerne mit einem Kuchen ködern? Im realen Leben entdeckt man dieses Phänomen im Zusammenhang mit Sonntagsspaziergängen. Angetrieben durch die Aussicht auf Kaffee und Kuchen rafft man sich dann doch gerne auf und verlässt das Haus. Bei Portal vermuten die Spielenden zu Beginn diese Art von Antrieb nicht, das Spiel hat es eigentlich auch nicht nötig, mit Leckereien zu locken. Dennoch ist es ein sehr belustigender Nebeneffekt, wenn eine Computerstimme den Spielenden zum Aufgeben bewegen will indem sie einen Kuchen verspricht: „Wenn du jetzt aufgibst, wartet ein Schokoladenkuchen auf dich.“ Portal war bis vor kurzem nur als kleines Zusatzspiel in der Spielesammlung The Orange Box erhältlich. Nach einer sehr positiven Resonanz durch die Spieler*innen, etlichen Auszeichnungen und Höchstwertungen, wird es nun auch als eigenständiger Titel vermarktet. Mittlerweile hat sich um das Spiel ein wahrer Fankult gebildet. So kann man T-Shirts kaufen, Fans erschaffen neue Rätselkammern für das Spiel oder backen den darin abgebildeten Kuchen nach.

In diesem Ego-Shooter, in dem sich Action, Adventure und Rätselelemente auf bisher unbekannte Art vereinen, unterzieht sich der oder die Spieler*in einem Geschicklichkeitstest in einem Forschungszentrum. Als Testperson bewegt er oder sie sich in der Ego-Perspektive durch ein Gebäude mit 19 Stockwerken. Diese stellen gleichzeitig verschiedene Testlabore und somit die einzelnen Level dar. Mit Hilfe von zwei verschiedenen Portalen, die Spielende mittels eines Energiestrahlers in Wänden öffnen können, gelingt es, sich im Spiel auch an scheinbar unzugängliche Orte zu begeben oder unpassierbare Bereiche wie Säurebecken zu überwinden. Das Prinzip dabei ist einfach: Geht der oder die Spielende durch das eine „Portal“ (Energiefeld), kommt er oder sie durch das andere heraus und umgekehrt.

In einer eher kargen wissenschaftlichen Umgebung warten unterschiedliche Geschicklichkeits- und Logiktests auf die Spielenden. Eine klare Aufgabenstellung ist dabei nicht vorgegeben, es geht lediglich darum, den Ausgang der Versuchsanordnung zu erreichen, der beim Betreten des Raumes unerreichbar erscheint. Die Testperson bekommt von einer elektronischen Stimme, die die Spielenden durch das gesamte Spiel begleitet, einen versteckten Hinweis, was zu tun ist. So findet man z.B. in vielen Kammern Würfel vor, die von den Spielenden bewegt werden können. Die zu einer solchen Situation gehörende Aufgabe wäre: Um in den nächsten Raum zu gelangen, muss ein großer Knopf heruntergedrückt und gehalten werden. Kein Problem für den oder die Spieler*in, der oder die nach einigem Ausprobieren schnell versteht, dass ein Würfel auf den Knopf gelegt werden muss, damit die Tür zum Ausgang aufgeht und vor allem geöffnet bleibt.

Pädagogische Beurteilung

Portal beinhaltet eine ganz neuartige Spielidee und verbindet die Genres Ego-Shooter und Denkspiel auf intelligente Art und Weise mit ausgeklügelten Rätseln. Das Spiel führt Spielende anhand einer Stimme aus dem Off in das Geschehen ein. Ein Übungslevel ist nicht vorhanden, denn die Aufgaben sind anfangs noch sehr einfach und überschaubar. Sie bauen aufeinander auf und bereiten die Spier*innen schrittweise auf die kommenden Aufgaben vor. Die Steuerung erfolgt über die bekannte Steuerung vieler Ego-Shooter: Mit der Maus bestimme ich meine Blickrichtung, mit der Tastatur bewege ich mich. Die Entwickler*innen haben die Umgebung des Spiels eher einfach, trostlos und detailarm gestaltet. Das Spiel lebt nicht, wie viele andere Spiele des Shooter Genres, von einer opulenten Grafik, obwohl diese trotzdem den Kontrast der wissenschaftlich sterilen Umgebung zu Beginn und dem Blick hinter die heruntergekommenen Kulissen später im Spiel gut vermittelt, sondern erschafft nach und nach eine Atmosphäre die die Spielenden in ihrer Gesamtheit zu fesseln vermag.

Zu Beginn fallen die Aufgaben und Rätsel eher leicht und kurz aus. Mit dem Fortschreiten im Spiel werden die einzelnen Level bzw. Aufgaben jedoch immer umfangreicher und aufwendiger. So findet die Testperson etwa einen Raum vor, in dem ein Automat eine Kugel durch die Luft wirbelt, die gegen eine Wand knallt und wieder von dem Automaten aufgenommen wird. An einer anderen Stelle im Raum gibt es jedoch ein Auffanggerät für diese Energiekugeln. Wenn diese Kugel dort hineingeleitet wird, aktiviert sie einen Fahrstuhl oder eine Beförderungsplattform. Wie stellt die Testperson dies nun an? Ganz klar: Mit der der Erschaffung zweier Portale an den richtigen Stellen lässt sich die Kugel umlenken und gelangt an ihre Zielposition. Wie das nun funktioniert, lässt sich in etwa an einem Billardspiel mit Bandeneinsatz deutlich machen. Wer die physikalischen Gesetze verstanden hat, erfährt bei Portal schnell ein Erfolgserlebnis. Dennoch hilft den Spier*innen nicht nur das logische Denken, auch Schnelligkeit und eine gute Hand-Auge-Koordination bei der Steuerung sind gefragt. Portal mag dabei wie ein Ego- Shooter aussehen, stellt jedoch die Rätselanteile ganz klar über die ansonsten in diesem Genre übliche Action. Faszinierend ist die scheinbar korrekte physikalische Ebene des Spiels. Durch die Anwendung der Spielweisheit „Was schnell hineingeht, kommt auch schnell wieder heraus“ ist es den Spielenden durch geschickte Anwendung der Portale möglich Hindernisse oder Höhenunterschiede zu überwinden. Oftmals steht nach dem Lösen der Aufgaben die Frage „Warum bin ich denn da nicht gleich draufgekommen.“

Der immer anwesende wissenschaftliche Computer in Form einer weiblichen Stimme ist ein wesentliches Merkmal des Spiels und unterstützt bzw. erzeugt eine Stimmungen, die sich zwischen Bedrohung und Unterhaltung bewegt. Auf eine teils sehr amüsante Art gibt sie dem oder der Spieler*in Hinweise, unterstützt und lobt oder will mit einer ironischen Bemerkung in die Irre führen. Den Spielenden wird jedoch sehr schnell deutlich, dass der Computer eigene Ziele verfolgt und man lediglich Spielball in seinen Versuchsanordnungen ist. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die ironischen Sprüche sehr witzig und lockern die Spielatmosphäre auf. Mit fortschreitendem Spielverlauf baut die Computerstimme jedoch einen psychischen Druck auf die Testperson auf, der von jüngeren Spieler*innen falsch eingeordnet werden könnte. Dies rechtfertigt auch die Altersfreigabe von 12 Jahren. Es bedarf schon ein wenig an Lebenserfahrung, um den Zynismus der Computerstimme richtig zu verstehen, zumal er oft lebensfeindlich ist. „Gleich töte ich Sie“ droht die Stimme an, aber macht es dann doch nicht.

Die Spielfigur kann sterben, indem sie in Säure fällt oder von einer der, vor allem später im Spiel auftauchenden, Selbstschussanlagen erschossen wird. Der Tod entspricht dabei jedoch mehr einem Scheitern bei der Lösung des Rätsels. Der oder die Spieler*in kann am letzten Speicherpunkt mit der Lösung der Aufgabe fortfahren. Jugendliche sollten ab 12 Jahren mit dem Geschehen auf dem Bildschirm in der Regel keine Probleme haben. Für jüngere Spieler*innen ist Portal ungeeignet. Grund dafür sind die teilweise bedrohlich wirkenden Situationen, die düstere, beklemmende Stimmung und die abstrakte Darstellung von Gewalt. Abstrakt deshalb, weil Spielenden selten, wie bereits oben erwähnt, direkt mit Gewalt konfrontiert werden, aber diese dennoch an einigen Stellen stattfindet. Die Testperson findet in dem Labor immer wieder Orte, an denen erkennbar wird, dass es bereits schon Vorgänger gab, die sich dieser Tortur unterzogen haben. Durch zurückgebliebene Gegenstände, Schriftzeichen an den Wänden oder Blutflecken von Vorstreiter*innen wird den Spielenden eingebläut, dass das Überleben in diesem Gebäude eher eine Glücksache ist. Oder ist es Können und Intelligenz? Die Gewalt in Portal findet also vorwiegend in den Köpfen der Spieler*innen und erst in zweiter Linie auf dem Bildschirm statt.

Das Spiel verspricht Spielspaß für die ganze Familie, denn auch Zuschauer*innen kommen hier auf ihre Kosten. Gemeinsam lassen sich die Rätsel besser lösen und die psychologischen Spiele, die der Computer mit der Versuchsperson treibt sind auch für die Zuschauenden sehr amüsant. Falls der Sonntagspaziergang also einmal wegen Regen ins Wasser fällt, wäre Portal eine nette Beschäftigung gemeinsam mit ihrem Sprössling. Und was gibt es im Anschluss? Natürlich Kaffee(Kakao) und Kuchen!

Fazit

Portal ist ein innovatives, mitreißendes und sehr intelligent gemachtes Spiel, an dem sich Kinder ab 12 Jahren, aber auch deren Eltern erfreuen können. Mit den kniffligen Aufgaben und dem ziemlich ironischen Beigeschmack kommen Spielende und Zuschauer*innen gleichermaßen auf ihre Kosten. Daher ist es kein Zufall, dass Portal inzwischen eine große Fangemeinde aufweist.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

Spielhaus

Bielefeld
Meinung der Tester*innen

Portal bedarf Geschicklichkeit mit der Steuerung und räumliches sowie logisches Denken. Als Leitfaden und Begleitund haben Spielenden die Roboter-Stimme von GLaDOS aus dem Off, vor der man sein Können unter Beweis stellen soll. Sollte man mit der Steuerung bereits aus anderen Spielen vertraut sein, ist der Einstig sehr leicht gestaltet. Es wird deswegen auch auf anfängliche Einleitungen verzichtet, da sich das Prinzip der physikalischen Gegebenheiten besser auf eigene Faust erfahren lässt. Im Spielverlauf steigert sich die Schwierigkeit der Level bezüglich der Komplexität stetig. Außerdem ist nach einiger Zeit eine genauere und viel intensivere Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten nötig, um den Lösungsweg zu erkennen.

Bereits im Alter von 12 Jahren gelangt man schnell zu Erfolgserlebnissen, doch nach dem jeweiligen Entwicklungsstand vermag es der Teamarbeit mit Freund*innen oder sogar Eltern, um dem Frust entgegenzuwirken, wenn man beispielweise das gefühlte tausendste Mal in einen Abgrund stürzt und von vorne beginnen muss.

Portal ist sicherlich etwas für diejenigen, die Spaß am Knobeln und Lösen von Rätseln haben. Mit ein bisschen Ehrgeiz bekommt man hier ein Spiel geliefert, das unter Berücksichtigung des Alters (2007) keinerlei an Charme verloren hat. Es macht Spaß vielerlei Lösungsansätze auszuprobieren. Gepaart mit ironischen Bemerkungen der Off-Stimme, findet man sich in einer sogleich lockeren, als auch spannenden Spielwelt wieder. Die Idee hinter dem Spiel hat uns begeistert. Einziges Manko ist allerdings die Tatsache, dass es nur einen Singleplayer-Modus gibt, was jedoch unsere Erwartungen an den zweiten Teil erhöhten.

Spielspaß: