Ready or Not
Eindimensionaler Taktik-Shooter mit düsterer Atmosphäre.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- max. 5 Spieler*innen
- Miteinander
- Online
Zusatzinfos:
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
Ganz im Geiste alter Taktik-Shooter wie SWAT oder Rainbow Six versuchen die Entwickler*innen von Ready or Not dem Genre neues Leben einzuhauchen. In knallharten Feuergefechten versuchen wir als Anführer einer Spezialeinheit der amerikanischen Polizeibehörde besonders brenzlige Situationen zu entschärfen. Dabei können wir auf ein fünfköpfiges Team und viele Waffen und Gadgets zurückgreifen. Am Ende laufen die Missionen aber stets nach einem ähnlichen Muster ab und hinterlassen häufig ein mulmiges Gefühl beim Spielen. Und das nicht nur wegen der mitunter hart erzählten Hintergrundgeschichten.
Pädagogische Beurteilung
Gewalt ist keine Lösung, aber eine Möglichkeit
Im Kern ist Ready or Not ein Taktik-Shooter aus der Ego-Perspektive. Der Spielablauf gestaltet sich nach einer klassischen Missionsstruktur. Ausgangspunkt ist das Polizeirevier der fiktiven, aber klar an Los Angeles angelehnten Großstadt Los Sueños. Hier können wir uns umschauen, neue Waffen ausprobieren, unseren SWAT-Trupp ausrüsten und neue Missionen beginnen. Vor jeder Mission stehen uns einige Infos zur Verfügung, etwa ein Grundriss des Einsatzgebietes oder Aufnahmen vom eingegangenen Notruf. Schon hier beginnt das Spiel seine bedrückende Atmosphäre aufzubauen. Man hört Zivilist*innen schreien und in Todesangst um Unterstützung flehen. Nichts also für schwache Nerven. Die Einsätze sind dabei zum Großteil in realistischem Maße angelegt. Wir kommen demnach keiner globalen Verschwörung um einen James Bond-artigen Gegenspieler auf die Spur, sondern kümmern uns um eine Geiselnahme in einer Tankstelle oder einen militanten Veteranen, der sich in einer Prepper-Burg im Wald verschanzt hat.
Die Missionen laufen dann alle nach einem ähnlichen Muster ab. Stück für Stück arbeiten wir uns vor. Unseren Teammitgliedern geben wir dabei Anweisungen, wie zum Beispiel eine Tür einzutreten, einen Verdächtigen festzunehmen oder Beweismittel zu sichern. Die vom Computer gesteuerten ausschließlich männlichen Kollegen gehen dabei clever vor und sind eine echte Hilfe. Das ist häufig auch bitter nötig, denn die Gegner haben teilweise übermenschliche Reaktionsgeschwindigkeiten. Wer nicht aufpasst, wird sehr schnell tödlich verwundet und muss die Mission neu starten. Speicherpunkte innerhalb der Level gibt es keine. Ready or Not will definitiv eine Hardcore Shooter-Erfahrung sein. Die extrem schnelle und zielgenaue Gegner-KI kann dabei leider auch zu Frust führen und zu Momenten, die sich einfach unfair anfühlen. Geübte Spieler*innen mögen die Herausforderung wertschätzen, mit etwas mehr Kreativität hätte man jedoch auch einen ausgewogeneren Schwierigkeitsgrad schaffen können.
Düster und bedrohlich
Die Atmosphäre ist dabei stets bedrückend. Die Tatorte erzählen eigene kleine Geschichten. Häufig geht es dabei um ernste und belastende Themen wie Kindesmissbrauch oder Extremismus. Regelmäßig treffen wir auf getötete Zivilist*innen und andere Gewalttaten. Das Spiel gibt sich hier auch keine besondere Mühe, die narrative Rahmung zu vertiefen oder weiter auf die erzählten Geschichten einzugehen. Es bleibt ein Gefühl, dass Ready or Not vor allem bedrohlich wirken will, aber eigentlich nichts zu erzählen hat. Schon vor der Veröffentlichung hatte das Spiel für einen kleinen Skandal gesorgt, weil es mit einer Mission warb, in der es um einen Amoklauf an einer Schule gehen sollte. Ein natürlich extrem aufgeladenes Thema, gerade in den USA. Im fertigen Spiel ist eine etwas abgeschwächte Form dieser Mission zu finden. Die Aktion führte natürlich zu großer Aufmerksamkeit rund um den Ego-Shooter. Die Art und Weise, wie Themen im fertigen Spiel behandelt werden und wie das Entwicklungsstudio auf sich aufmerksam machte, führen leider zu einem schlechten Beigeschmack.
Zumindest interessant ist die Möglichkeit, Teammitglieder nach besonders aufreibenden Missionen zur Therapie zu schicken. Alle Kollegen haben einen Status, wie es um ihre mentale Gesundheit bestellt ist. Besonders belastende Ereignisse, wie der Tod eines Teamkollegen oder einer Geisel, wirken sich natürlich negativ aus. Ist die Psyche zu instabil, führt das zu weniger Leistung im Einsatz. Die Kollegen reagieren nicht mehr so schnell oder verlieren Zielgenauigkeit. Nach ein paar Tagen, in denen diese Mitarbeiter nicht in den Einsatz geschickt werden können, ist aber alles wieder beim Alten. Ein durchaus spannender Impuls, auf diese Weise psychische Gesundheit durch Spielelemente zu kommentieren. Aber wie bei der Geschichte fühlt sich auch dieser Gameplaykniff eher wie eine gute Idee an, nicht aber wie eine ausgereifte und durchdachte Designentscheidung. Schnell verkommt die mentale Gesundheit zur lästigen Nebensache, nachhaltige Wirkung tragen die Kollegen ja ohnehin nicht davon. Ob man das auch als kritischen Kommentar auf die von neoliberalen Wirtschaftsentwicklungen beeinflussten Einsatzkräfte der USA lesen möchte, bleibt allen Spieler*innen selbst überlassen. (Weiterführende Infos gibt es in diesem Artikel)
Generell verpasst Ready or Not hier die Chance, mit einer Positionierung zum Thema Polizeigewalt zu einem aktuellen Diskurs beizutragen. Am Ende des Tages ist der Taktik-Shooter nur ein Unterhaltungsprodukt mit fraglicher Themensetzung.
Fazit
Ready or Not schafft es nur bedingt, das Erbe der SWAT-Reihe weiterzuführen. Zu beschränkt sind dafür die Möglichkeiten und zu ähnlich fühlen sich die Missionen an. Trotzdem kommen interessierte Spieler*innen sicherlich einige Zeit auf ihre Kosten. Gerade im Multiplayer entfaltet sich noch einmal eine neue Dynamik. Gemeinsam einen effizienten Weg der Kommunikation zu finden, kann alleine schon herausfordernd, aber auch umso belohnender sein, wenn die abgesprochene Taktik aufgeht. Durch die auf Realismus abzielende Präsentation, die bedrückenden Szenarien und den hohen Gewaltgrad richtet sich Ready or Not ausschließlich an volljährige Spieler*innen.