Das Cover von Röki
Spielbeurteilung

Röki

Nordisches Märchen mit Kombinationsrätseln.

Eine kleine Figur befindet sich in einer verschneiten Gegend. In großen Buchstaben steht "Röki" in der Mitte des Bildschirms.
Eine lange Brücke die in ein Gewölbe führt. Es läuft jemand darauf zu.
Eine schneebedeckte Landschaft. Eine Person läuft eine Treppe hinauf.
Eine Person steht in einem großen Raum. Wahllos verteilte Sitzbänke befinden sich darin.
Eine Person läuft durch eine schneebedeckte Waldlandschaft.
Ein Riese mit Waffen im Körper blickt auf eine kleine Person hinab. Es sind Fußspuren der Person im Schnee zu sehen.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: United Label, CI Games
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 23. Juli 2020

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

12
spielbar ab 12 Jahren

Spielbeschreibung

Tove und ihr kleiner Bruder Lars sitzen zusammen im Bett und lesen „die Jötnar und das Baby“, ein Märchen über die vier Wächter des Waldes – ein Bär, ein Hirsch, ein Wolf und ein Rabe. Eines Tages zog ein Holzfäller in den Wald, in den sich die Rabenwächterin verliebte und für ihn eine menschliche Form annahm. Die beiden bekamen ein Kind – halb Rabe, halb Mensch, wofür sie von den anderen Wächter*innen in eine Schattenwelt verbannt wurde. Von dort aus beobachtet sie die Welt weiterhin mit ihren Rabenaugen.
Was wie ein schönes Märchen klingt, wird für Tove und Lars später Realität, als ihr Haus von einem dunklen Monster angegriffen wird. Die beiden flüchten sich in den Wald und müssen sogar ihren Vater, Henrik, zurücklassen. Wenig später wird Lars von dem Monster in ein Portal gezogen und zu einer Burg verschleppt. Von nun an hat Tove nur ein Ziel: Lars retten! Dafür muss sie sich durch einen magischen Wald kämpfen, sie trifft auf verschiedene Kreaturen, unter anderem die besagten Wächter*innen und wird dabei immer wieder mit ihrer Vergangenheit und ihren Erinnerungen an ihre Mutter konfrontiert, die kurz nach der Geburt von Lars starb. Am Ende steht sie der Rabenwächterin und ihrem Sohn, dem Monster vom Anfang, gegenüber. Röki erzählt die Geschichte einer großen, mutigen Schwester, die ihren kleinen Bruder befreien und ihren Vater suchen möchte und sich mithilfe von Kombinationsrätseln und Dialogen vorarbeitet.

Pädagogische Beurteilung

Familie als Leitmotiv

Was einem direkt auffällt: es geht um Familie. Nicht nur, dass Tove ihren Vater sucht und ihren Bruder vor Rörka retten möchte, diese versucht ebenfalls – mit etwas rabiateren Methoden – ihren eigenen Sohn, Röki, zu schützen. So entstehen Konflikte zwischen diesen beiden Familien, die durch Röki und Tove gelöst werden können. Schließlich lernt Rörka ihr Kind loszulassen. Aber auch im Laufe des zweiten Kapitels begegnen uns unzählige Familiengeschichten und -konstellationen. So sind die beiden Trolle Trollhilde und Trollhulde beispielsweise Schwestern, deren Trollbrüder vor langer Zeit leider zu Stein wurden. Fossegrim, ein krakenähnliches Wesen, hat eine Schwester namens Nokken, die ein trauriges Schicksal ereilte. Letzten Endes verschwindet Nokken und findet ihren Frieden, auch zur Freude ihres Bruders. Die Krokelinge, die Ähnlichkeit mit Kröten haben, bilden ebenfalls eine Familie. Ihr Konflikt besteht darin, als solche wieder zusammenzufinden, da die Kinder aus dem gemeinsamen See ausgebüchst sind. Außerdem sind die vier Wächter*innen Geschwister. Am Ende versöhnen sie sich mit Rörka und ziehen gemeinsam los in eine andere Welt.
Das Zusammenspiel von Tove und ihrem Vater ist besonders in Kapitel 3 ein wichtiges Thema. Da wird Henrik nämlich ebenfalls zu einem spielbaren Charakter. Man kann zwischen ihm und Tove hin- und herwechseln, um somit die Stärken von beiden zu nutzen. Tove kann beispielsweise gut klettern und sich durch kleine Öffnungen bewegen, Henrik hingegen ist stärker und schwerer und kann sich somit einen Vorteil verschaffen. Das letzte Rätsel kann auch nur durch das gemeinsame Agieren beider Figuren erreicht werden.

Skandinavische Märchenwelt

Alleine die Farbgebung von Röki erinnert an märchenhafte Eiswelten, Geschichten von Schneeköniginnen und kalten Wintern in Skandinavien. Auch die einzelnen Wörter, die zwischenzeitlich in die Dialoge einfließen, vermitteln das Gefühl, man sei in einer nordischen Erzählung gefangen. Meistens bezeichnen sie die Fabelwesen: die Tomte, kleine Wichtel, die einem bei Haus- und Werkarbeiten helfen, die Jötnar, Riesen und Wächter über den Wald, die Älva, Feen, die im Wald leben, die Julkatze, die eigentlich an Weihnachten die bösen Kinder frisst und und und. Neben diesen gibt es aber auch bekannte und neue Fabelgestalten. Während unserer Reise begegnen wir z.B. Trollen, kraken- und krötenähnlichen Wesen oder einer Riesenspinne, die uns nicht besonders wohlgesonnen sind.
Röki spielt hauptsächlich im schneebedeckten Wald. Dieser ist mit Häuschen und Blumen versehen, es gibt mehrere Seen, eine Wassermühle, eine alte Kirche und die gesamte Umgebung ist in Pastellfarben gehalten und sorgt somit für eine wohlige Stimmung. Diese wird ab und zu von eher unpassenden Augenblicken zerstört. So sieht Rörka in der Nahaufnahme eher unfreundlich aus, sie hat scharfe Zähne, kann ihren Kopf um 180 Grad drehen und ab und zu verschwinden ihre Iris und ihre Pupillen komplett. Nokken hat ein eher komisch verzerrtes Gesicht und Toves Erinnerungen sind manchmal etwas düsterer. Zum Schluss erscheint auch Schatten-Tove, eine dunklere Version von ihr, die ihr mit dunkel verschmierten Augen Vorwürfe macht und sich dabei unkontrolliert über den Bildschirm bewegt.

Kombinationsrätsel – nicht immer gut zu kombinieren

Die Hauptaufgabe auf Toves Reise sind eigentlich die Kombinationsrätsel – entweder fordern Figuren gewisse Gegenstände oder es werden geschickte Kombinationen benötigt, um weiterzukommen. Diese sind meist simpel, z.B. kann mit einem Streichholz ein Feuer angezündet werden. Im zweiten Kapitel sind die Rätsel grundsätzlich nicht schwer, der Lösungsweg hingegen nicht immer einleuchtend. So wird beispielsweise schwarzer Schlamm benötigt, um das weiße Fell der Julkatze dunkel zu färben, welche mit dem aktuellen Ton unzufrieden ist. Auch wenn die Julkatze einem bereits früh begegnen kann, müssen zunächst einige andere Rätsel gelöst werden, bevor der Schlamm überhaupt aufgefunden werden kann. Als nächstes bemängelt Tove, dass sie diesen mit ihren sauberen Handschuhen nicht anfassen will – ganz klar, ein Gefäß oder Ähnliches muss her. Dass man dieses jedoch in einem völlig anderen Teil des Waldes findet, womöglich an einem Ort, der erst durch eine weitere Rätsellösung entdeckt werden kann, erscheint eher willkürlich. Bei einer anderen Aufgabe werden einem Wolfsstatuen präsentiert, die verschoben werden können. Hier mangelte es ebenfalls an einer geeigneten Erklärung; schlussendlich sollten die Wölfe den Schatten hinter sich verdecken. Allerdings war dieser so unscheinbar, dass zunächst viel Zeit in schieres Ausprobieren und wiederholtes Absuchen der Umgebung gesteckt werden musste. Grundsätzlich waren die Rätsel aber im Nachhinein alle logisch und nachvollziehbar in die Geschichte mit eingebunden.

Fazit

Tove auf ihrer Heldenreise zu begleiten, ist ein Spielspaß, der mit ca. 10-12 Stunden zwar länger dauert als erwartet, dabei allerdings nicht langweilig wird und einen ständig aufs Neue verzaubert. Die Dialoge werden nur schriftlich dargeboten, daher benötigen die Spieler*innen eine gute Lesefähigkeit und -bereitschaft. Auch die teilweise kniffligeren Rätsel bedürfen größerer Aufmerksamkeit oder Erfahrung mit dem Adventure-Genre. Das Gameplay ist allerdings recht selbsterklärend und gut nachvollziehbar. Die niedliche Grafik in hellen Pastellfarben wirkt sehr kindlich, allerdings gibt es auch Momente, die sich davon abgrenzen. Diese können im ersten Augenblick womöglich seltsam wirken, aber man kann sie gut in Grafik und Geschichte einordnen.