Cover von Sea of Thieves
Spielbeurteilung

Sea of Thieves

Spaßiges Mehrspielerabenteuer für Piratenfans.

Vier Silhouetten von Personen in Piratentracht stehen im Sonnenuntergang.
Eine Person steht an einer Schiffskanone. In der nähe des Schiffs befindet sich ein Seemonster.
Zwei Piratenschiffe auf hoher See.
Ein düsteres Gebäude mit Untotem Einhorn als Galionsfigur.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Microsoft Games
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 20. März 2018

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Kosten:

  • auf Xbox One: Gold-Mitgliedschaft erforderlich

Spielmodi:

  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Online

Zusatzinfos:

Pädagogische Altersempfehlung

14
spielbar ab 14 Jahren

Spielbeschreibung

Zu Beginn wählen Spielende einen Avatar aus einer gefühlt endlosen Auswahl zufällig generierter Vorlagen aus. Als nächstes wird entschieden, ob man lieber alleine lossegelt, Freund*innen für die eigene Crew anheuert oder selbst bei anderen Spielenden zufällig einsteigt. Dann geht das Abenteuer auch schon los. Man startet an einem Außenposten. Das sind Inseln, auf denen Händler*innen und die Auftraggeber*innen der drei im Spiel entscheidenden Fraktionen zu finden sind. Von den eher stilechten als informativen Dialogen mit diesen computergesteuerten Charakteren einmal abgesehen, erklärt das Spiel so gut wie nichts. Das muss es aber auch nicht. Die Aufgaben sowie die spielerische Handhabung sind minimalistisch und selbsterklärend gestaltet. Ebenso das inhaltliche Ziel des Spiels: Baue dir einen hervorragenden Ruf bei den drei Fraktionen auf, um schließlich zur Piratenlegende zu werden. Dies geschieht dabei immer wieder auf dem gleichen Weg. Man steuert einen Außenposten an, bekommt dort ein paar Aufträge und arbeitet diese nacheinander ab. Dabei sucht man beispielsweise Schatztruhen mithilfe von Schatzkarten, muss bestimmte Waren oder Tiere finden oder den verfluchten Schädel eines ehemals berüchtigten Piratenkapitäns aufspüren. Letztere wehren sich zumeist in ihrer Skelettform und fordern die Spielenden zu einem Kampf heraus. Im späteren Verlauf gibt es auch besondere Ereignisse, in denen es zumeist Wellen von Gegnern oder besonders starke Skelettkapitäne zu bezwingen gilt. Generell sind die Aufträge nicht besonders schwierig und auch für allein umherziehende Piraten gut zu bewältigen. Schwierig wird es, wenn sich andere potentielle Piratenlegenden einmischen.

Pädagogische Beurteilung

Der Kampf gegen die Gefahren der Meere

In den Weiten des Meeres und auf den vielen tropischen Inseln warten einige Gefahren auf abenteuerlustige Piraten. Giftige Schlangen, Haie, säbelrasselnde Skelette oder eben auch andere menschliche Mitspieler*innen wollen einem ans virtuelle Leder. Hier erwehrt man sich aus der Ego-Perspektive vor allem durch Waffengewalt. Dabei kommen entweder der Säbel, eine Auswahl an einfachen Schusswaffen oder die schiffseigenen Kanonen zum Einsatz. Gegen die computergesteuerten Gegner kann man also nur kämpfen oder den Rückzug antreten, wobei man dann zumeist auch seinen Auftrag nicht erfüllen kann. In Konflikten mit anderen Piraten sieht die Sache schon ein wenig komplexer aus.

Piraten kennen keine Regeln?

Sea of Thieves ist ein Mehrspieler-Onlinespiel. Das heißt, obwohl man durchaus die Wahl hat, auch allein in See zu stechen, trifft man zwangsläufig immer wieder auf andere Spielende. Alle Piraten haben dabei dasselbe Ziel: Sie wollen Goldschätze finden und berühmt-berüchtigt werden. Da wir hier von gesetzlosen Seeräuber*innen reden, kommt es auch schnell und häufig dazu, dass man als kleiner Schatzsucherneuling von einer erfahreneren oder größeren Piratencrew überfallen wird. Das resultiert meistens in der Plünderung und dem Versenken des eigenen Schiffes. Natürlich gehört dies zum Berufsrisiko aller Piraten. Außer den gerade an Bord gelagerten Gegenständen, die man zur Auftragsabgabe zum nächsten Außenposten verschiffen möchte, geht bei solchen Überfällen auch nichts verloren. Es kann jedoch sehr schnell sehr frustrierend werden, von offensichtlich überlegenen Gegner*innen immer wieder gejagt und getötet zu werden. Wie in jedem anderen Onlinespiel, in dem man mit anderen menschlichen Mitspieler*innen in Konkurrenz tritt, gibt es auch hier vereinzelt Spielende, welche ganz gezielt Jagd auf schwächere Gegner*innen machen, nur um diesen das Leben zu erschweren.

Soziale Interaktion und moralisches Verhalten?

Dies wirft wiederum die Frage auf, was für Möglichkeiten Spielende haben und entwickeln können, um fair miteinander umzugehen. Solche unkontrollierbaren Überfälle kann man nicht mit Sicherheit vermeiden. Die Möglichkeiten, sozial mit seinen menschlichen Gegenübern zu interagieren, sind wie der Rest des Spiels minimalistisch gehalten. Es gibt eine kleine Auswahl an sogenannten Emotes, also Gesten wie Winken, Lachen oder Tanzen, die man sein Piraten-Alter Ego ausführen lassen kann. Ein Textchat ist ebenfalls vorhanden, über den man zumindest den Versuch einer Kommunikation starten kann. Im Grunde bleibt es allerdings allen Spielenden selbst überlassen, wie sie den anderen gegenüber auftreten wollen. Bestrafungen für feindselige Handlungen gibt es nicht – es gilt das Gesetz des Überlegenen.
Dies kann durchaus zu Frustration führen und Spielende dazu verleiten, bei ihrer nächsten Begegnung ebenfalls eine feindliche Haltung einzunehmen und Schwächere zu überfallen, um sich selbst zu bereichern. Die eigene Moral kann sich durch eine sich wiederholende Benachteiligung schnell wandeln. Natürlich gibt es aber auch viele positive Beispiele. So treffen immer wieder Piraten aufeinander, die sich freundlich gegenüber verhalten, chatbasierte Gespräche miteinander beginnen oder gemeinsam musizieren und tanzen. In der Community bilden sich zudem Verhaltenskodexe, welche von vielen Spielenden anerkannt und im Spiel ausgeführt werden. Generell bietet die völlig unreglementierte Freiheit der Spielenden jedoch Raum dafür, auch moralisch verwerfliches Verhalten zu erfahren.

Fazit

Sea of Thieves ist ein technisch wunderschönes, spaßiges Spiel, was vor allem gemeinsam mit Freund*innen eine ganze Weile für Spaß sorgen kann. Allerdings kann das unausgewogene Machtverhältnis zwischen Spielenden zu Frustration oder abwertenden Gefühlen zueinander führen. Natürlich ist dieses Setting vom Spiel gewollt. Jede Person, die Interesse an einem solchen Spiel hat, sollte sich darüber im Klaren sein, dass solche Situationen auftreten können und vom Spielprinzip vorgesehen sind. Gerade jüngere Spielende können diese Umstände häufig noch nicht für sich reflektiert und distanziert aufnehmen und bewerten. Hinzu kommt der Fokus auf die gewaltvolle Lösung von Konflikten und die Freiheit, potenziell allen schwächeren Mitspielenden die gerade erspielten Schätze gewaltsam entwenden zu können. Aufgrund der vielfältigen Spielmechanik und dem reinen Onlinemodus kann Sea of Thieves für Jugendliche unter 14 Jahren zu komplex sein.