Packshot von Civilization VII Deluxe Edition.
Spielbeurteilung

Sid Meier’s Civilization VII

Umfangreiches Strategie-Aufbauspiel im historischen Setting.

Eine mittelalterliche Stadt mit vielen Mauern und verschiedenartigen Gebäuden.
Isabella, Oberhaupt der ägyptischen Zivilisation, mit Kopftuch, Krone und Zepter.
Landkarte mit verschiedenen Dörfern.
Eine Landschaftskarte.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: 2K Games
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 11. Februar 2025
Besondere Hinweise:

Für einige Funktionen, wie den Online-Modus, muss ein 2K-Konto erstellt und verknüpft werden.

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Kosten:

Spielmodi:

  • max. 5 Spieler*innen
  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Lokal
  • Online

Zusatzinfos:

Pädagogische Altersempfehlung

14
spielbar ab 14 Jahren

Spielbeschreibung

Die altägyptische Königin Hatschepsut hat gerade den Verbrennungsmotor entdeckt und droht König Friedrich II von Preußen mit einem landwirtschaftlichen Boykott. König Friedrich lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen – immerhin hat er schon einige Flugzeugträger vor seiner Küste platziert. Vielmehr macht er sich Sorgen, dass er den Bau des Taj Mahal nicht mehr rechtzeitig schafft und Konfuzius ihm das Bauwerk unter der Nase wegschnappt. Diese historisch gesehen etwas fragliche Erzählung ist für den neuesten Teil der Civilization-Reihe nichts Ungewöhnliches. In dem Globalstrategiespiel müssen Spieler*innen eine Zivilisation durch die Jahrhunderte begleiten und für das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung sorgen. Dabei treffen sie auf allerlei bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte und müssen Städte und Einheiten taktisch einsetzen.

Pädagogische Beurteilung

Ein gigantisches Brettspiel

In Civilization laufen die Runden nacheinander ab, sodass wir uns für unsere Züge so viel Zeit nehmen können, wie wir möchten. Dann gilt es viele Entscheidungen zu treffen. Wir müssen unsere Einheiten auf einem hübsch detaillierten Spielfeld, das aus sechseckigen Feldern besteht, platzieren. Das erinnert ein bisschen an den Brettspielklassiker Siedler von Catan. Und nicht nur optisch gibt es Überschneidungen. So müssen wir immer auf die Ressourcen achten, die auf den Feldern zur Verfügung stehen. Wer seine Städte clever platziert, dessen Zivilisation wächst schneller und kann mehr Einheiten produzieren. Das kann schnell komplex werden, denn wachsende Städte beanspruchen viele Felder, die sich je nach platzierten Gebäuden gegenseitig beeinflussen. Leider geizt Civilization 7 mit Informationen und so ist es häufig nur schwer nachvollziehbar, warum etwas passiert oder weshalb wir etwas Bestimmtes nicht tun dürfen.

Spielerische Freiheit wird großgeschrieben

Eine große Stärke von Civilization 7 sind die vielen Richtungen, in die wir unsere Spielpartei entwickeln können. Wir können von Anfang an aggressiv gegen andere Völker vorgehen und durch Krieg unser Gebiet erweitern oder wir setzen eher auf Wirtschaft, bilden Handelsbündnisse und versuchen mit unseren Städten möglichst viel Wohlstand anzuhäufen. Am Ende können wir mit verschiedenen Strategien gewinnen. Unsere Anführer*innen und die verschiedenen Zivilisationen haben eigene Vorteile und Stärken –  unser Weg durch die Jahrhunderte ist trotzdem nicht festgelegt und wir können auch mit dem kriegerischen Xerxes eine friedliche Partie gewinnen. Egal, wie wir strategisch agieren wollen, früher oder später werden wir trotzdem mit Kriegen und Konflikten konfrontiert. Und wer Schwäche zeigt, wird gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden schnell von den Computergegnern überrannt. Die Konkurrenz zwischen den Zivilisationen und der Wettlauf zum Sieg ist in Civilization zentral und sorgt dadurch auch für viele spannende Ereignisse und bedeutsame Entscheidungen. Ein entspanntes, ruhiges Siedeln wie in den Anno-Spielen ist daher nur bedingt möglich.

Der Kolonial-Simulator

Die Civilization-Reihe gibt sich schon immer viel Mühe, eine vielfältige Perspektive auf Geschichte zu präsentieren. Während das bei der großen Auswahl von Anführer*innen und möglichen Zivilisationen auch gelingt, bleiben die entscheidenden Spielmechaniken im Kern aber kolonial und imperialistisch. Auch wenn zum rein militaristischen Sieg auch Alternativen angeboten werden, sind diese Möglichkeiten immer an Expansion und auch an Ausbeutung der Umwelt gebunden. So reiht sich Civilization als Medienprodukt in eine westlich dominierte Geschichtsschreibung ein. Das wird unter anderem auch an der Ausgestaltung des übergeordneten Spielprinzips der drei aufeinanderfolgenden Zeitalter deutlich. Nach der Antike kommt das Zeitalter der “Erkundung”, in dem die Spieler*innen neue Kontinente “entdecken” müssen und dort Ressourcen wie Kakao, Zucker oder Tee abbauen und in ihren Heimatkontinent bringen. Dass die reale historische Epoche des Kolonialismus, auf die hier angespielt wird, von Sklaverei, Ausbeutung und gewaltvoller Machtausübung geprägt war, lässt das Spiel außen vor. Die Wahl von Harriet Tubman als Anführerin, die selbst aus der Sklaverei floh und dann hunderten Menschen bei der Flucht half, wirkt widersprüchlich. Zwar bietet das Spiel Repräsentation und Hintergrundinfos zu ihrer Geschichte, thematisiert aber nicht die brutale Geschichte des Kolonialismus und der damit einhergehenden Sklaverei. Dadurch entsteht eine verzerrte Geschichtsdarstellung, die Ausbeutung als unausweichlich erscheinen lässt. Games müssen nicht immer einen Lehrauftrag erfüllen oder pädagogische Konzepte vermitteln, Spiele wie Civilization 7 oder auch das beliebte Anno 1800 nutzen die Epoche des Kolonialismus aber als harmlos erscheinende Spielfläche, ohne sich der Verantwortung zu stellen, die brutale und komplexe Geschichte dieser Epoche und die bis heute andauernden Kontinuitäten zu thematisieren. Bei einer Nutzung im Bildungskontext gibt es hier das Potenzial, über die Darstellung von Geschichte in Games und die Verantwortung von Spieleentwicklung zu sprechen.

Fazit

Auch der neueste Teil der Civilization-Reihe bietet unglaublich viel Inhalt. Dutzende Anführer*innen und Zivilisationen, hunderte freischaltbare Gebäude, Einheiten und Boni und unendlich viele mögliche Spielvarianten sorgen für viele Stunden Unterhaltung. Eine einzelne Runde kann dabei auch schon mal zehn bis zwanzig Stunden dauern, je nach gewählter Spielgeschwindigkeit. Spieler*innen sollten also viel Zeit einplanen. Jugendliche ab 12 Jahren, die vor den sehr komplexen Regeln nicht zurückschrecken und gut mit ihrer Spielzeit umgehen können, bekommen hier ein motivierendes und cleveres Strategiespiel. Das Entwicklungsteam muss aber dringend mehr Informationen einbauen. Zu häufig kommuniziert das Spiel die vielen Möglichkeiten und Regeln nicht richtig, was für Frust sorgen kann. Darüber hinaus bietet sich eine Auseinandersetzung über die Darstellung von Geschichte und speziell von Kolonialismus gerade in Bildungskontexten an.

Wer möchte, kann Civilization 7 auch im Multiplayer mit Freund*innen spielen. Für einige Funktionen, wie den Online-Modus, muss allerdings ein 2K-Konto erstellt und verknüpft werden. Die Angabe von persönlichen Daten, wie Geburtsdatum und Email-Adresse, ist hier zwingend notwendig. Außerdem gibt es verschiedene Editionen mit unterschiedlichen Inhalten sowie weitere zusätzliche Kaufinhalte. In Anbetracht der teils unfertig wirkenden Spieloberfläche und einiger Inhalte, die es nicht direkt zur Veröffentlichung ins Spiel geschafft haben, müssen der Datenzwang und Monetarisierungsstrategien kritisiert werden.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

Kinder- und Jugendhaus Brake

Bielefeld
Meinung der Tester*innen

[Die Multiplayertestung erfolgte als Stream über den Twitch-Kanal des AWO KiJu Brake während der Gamescom-LAN im März 2025.]

Die technische Umsetzung des Spiels gilt es bereits zu Beginn der Veröffentlichung hervorzuheben. Das Spiel lief während aller Sitzungen flüssig und es kam nie zu Abstürzen. Dies ist auch deswegen besonders, da der eingesetzte Laptop deutlich mehr Probleme beim Vorgänger hatte, obwohl die Grafikeinstellungen bei beiden Spielen angepasst wurden. Dennoch wirkt die Grafik im neuem Teil der Reihe äußerst detailreich und bietet auch einen optischen Mehrwert.

Negativ, zumindest bei Live-Runden mit anderen Spielenden, sind die häufigen Synchronitätsprobleme. In Online-Runden passierte es nach mehreren Stunden häufig (eigentlich immer), dass Datenmengen nicht mehr vernünftig verarbeitet werden konnten und diese Runden dann neu gestartet werden mussten. Teilweise sogar nach jeder Runde erneut, so dass jeglicher Onlinespielfluss zum Erliegen kommt. Dies ist besonders bei Streaming-Runden und generell für das Multiplayerspiel, was mittlerweile zum zentralen Kaufgrund für viele Interessierte wird, ausschlaggebend.

Spielspaß: