Packshot The Walking Dead Season Two.
Spielbeurteilung

The Walking Dead: Season Two

Interaktiver Überlebenskampf voller moralischer Entscheidungen.

Ein Mann wird am linken Arm von einem Zombie festgehalten.
Ein Mädchen und ein Mann unterhalten sich. Im Vordergrund gibt es ein Dialogfenster mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten.
Ein Mädchen rammt einem Zombie eine speerähnliche Waffe in die Brust.
4
5

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

18
spielbar ab 18 Jahren

Spielbeschreibung

Die Geschichte knüpft direkt an die Geschehnisse aus der ersten Staffel an. Da diese nochmals kurz erläutert werden, ist das Spiel auch ohne Vorkenntnisse verständlich. Das kleine Mädchen Clementine steht diesmal im Mittelpunkt der Handlung und muss durch die apokalyptische Zombie-Welt gesteuert werden. Immer wieder erinnert sie sich hierbei an vergangene Ereignisse, lernt jedoch auch neue Freunde und Feinde kennen, findet alte Bekannte wieder und muss moralische und emotionale Entscheidungen treffen, die einem Mädchen ihres Alter sind der normalen Welt niemals abverlangt werden würden. Gerade der Aspekt, dass aus der Sicht eines Kindes gespielt wird, macht den Titel nochmals zu einem emotionaleren Erlebnis, als es bei der ersten Staffel der Fall war. Zumal von dem kleinen, unschuldigen Mädchen von damals kaum etwas übriggeblieben ist.

Pädagogische Beurteilung

Kleines Mädchen große Welt

Eine Heranwachsende sollte Streit mit ihren Eltern haben, sich das erste Mal verlieben, Geheimnisse mit ihren Freundinnen teilen und genervt von der Schule sein. Alles Dinge, die sich Clementine wünschen würde. Leider meint es die Welt nicht gut mit kleinen Mädchen, über die eine Zombieapokalypse hineinbricht. Clementine hat demnach andere Probleme. Sie muss den Verlust geliebter Menschen verarbeiten, Essen und einen sicheren Platz für die Nacht finden, sich vor Zombies in Acht nehmen und abwägen, wem sie trauen kann und wem nicht. Denn in der Welt von The Walking Dead gibt es nur noch wenige Menschen mit Beschützerinstinkten. Nichtsdestotrotz schafft es Clementine, Mitglied einer neuen Gruppe zu werden. Einen Rang, den sie sich jedoch erst noch erarbeiten muss.

Bekanntes Gameplay

In Point & Click Manier steuern Spieler*innen das Mädchen durch die atmosphärisch dicht inszenierten Schauplätze, um Gegenstände aufzusammeln, Objekte zu untersuchen und an Gesprächen teilzunehmen. Wie bereits im Vorgänger sind diese in englischer Sprache vertont. Meist ist die Spielmechanik also eher ruhig und Spielende haben genügend Zeit sich umzuschauen und Dialoge zu führen. Die Atmosphäre ist hierbei jedoch stets sehr bedrückend, da man so auch die verschiedenen Schicksale der anderen Spielfiguren mitbekommt und in der Rolle von Clementine mit Trauer, Hoffnungslosigkeit, Misstrauen, Wut, Schuldzuweisungen und Verzweiflung konfrontiert ist. Nur wenige Momente schaffen es, die Spielstimmung aufzuhellen.

Wichtige Entscheidungen

Einer der wichtigsten Aspekte des Spiels sind die im Handlungsverlauf zu treffenden Entscheidungen. So muss gewählt werden, wem Clementine ihre Zustimmung gibt, ob sie jemandem hilft und sich selbst in Gefahr bringt, wem sie vertraut, ob sie ein Geheimnis für sich behält, ob sie einem Fremden Medikamente für ihre Gruppestiehlt und so weiter. Selbstverständlich kann Clementine es hierbei nicht jedem recht machen. Und da die getroffenen Entscheidungen Konsequenzen mit sich bringen, liegt es auf der Hand, dass sie sich nicht mit jedem anfreunden kann. In einer Situation muss sich Clementine beispielsweise entscheiden, ob sie einer fast gleichaltrigen Freundin hilft, vor Zombies zu fliehen und sich dabei in Lebensgefahr begibt oder ob sie ihr Leben rettet, sich rechtzeitig in Sicherheit bringt und die Freundin zurücklässt. In einer anderen Situation kann Clementine einem verletzten Hund helfen, der sie jedoch kurz darauf angreift. Die Fragestellung, wie Menschen in außergewöhnlichen und lebensbedrohlichen Situationen reagieren, kann hierbei durchaus reizvoll für Spieler*innen sein. Immer wieder werden die Fragen nach dem „Richtig “ und „Falsch“ aufgeworfen. Der Stellenwert, den scheinbar moralisch richtige Antworten und Entscheidungen haben ist in der apokalyptischen Welt auf den Kopf gestellt. Daher wundert es auch nicht, dass Clementine im Spielverlauf nach und nach immer mehr ihren kindlichen und unschuldigen Charakterverliert.

Blutige Auseinandersetzungen

In Actionsequenzen müssen durch schnelle oder zeitgenaue Eingaben von Tastenkombinationen Aktionen ausgeführt werden, um sich und Teamkameraden vor Zombiesund feindlichen Mitmenschen zu schützen. Diese Passagen laufen oft sehr hektisch ab und lassen meist kaum Zeit zum Überlegen. Und auch wenn die Grafik an Comiczeichnungen erinnert, ist die Gewaltdarstellung recht ausgeprägt. Es werden Figuren erschossen, Köpfe eingeschlagen, offene Wunden verarztet und nicht selten kommen Brechstangen, Äxte und andere Waffen zum Einsatz. Solche Szenen tragen zur düsteren und bedrohlichen Atmosphäre bei, die bei Minderjährigen eine Distanzierung zum Spielgeschehen erschweren könnte. Hinsichtlich des Jugendschutzes ist auch eine ggf. starke Identifikation mit der Spielfigur Clementine zu nennen, deren Handeln (je nach eigenen Entscheidung) ethisch-moralischen Normen zuwiderlaufen kann. Dies einzuordnen bedarf einer gewissen sozialen Reife und Distanz und kann bei Minderjährigen nicht generell vorausgesetzt werden.

Fazit

Das apokalyptische Szenario greift die Ereignisse aus der ersten Staffel der Spieleihe auf und führt diese fort. Die düstere Atmosphäre, die Entscheidungsfreiheit, das Handeln der Menschen in einer Welt ohne Hoffnung und die verschiedenen Möglichkeiten die Geschichte voranzutreiben stellen allesamt interessante Elemente dar, die faszinieren. Spieler*innen können hier ihre eigene Geschichte selber entscheiden und werden immer wieder emotional angesprochen. Aufgrund der erhöhten Brutalität und Gewaltdarstellung ist das Spiel jedoch ausschließlich für Erwachsene geeignet.

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