Whiteout Survival

Online-Aufbaustrategie-Spiele sind ein besonders beliebtes Genre für mobile Endgeräte. Dabei wird in der Regel auf ein aggressives Vermarkten der In-Game-Käufe gesetzt. Das Genre der Aufbauspiele eignet sich hier besonders gut, da schnell lange Wartezeiten anfallen, die durch kleine Echtgeldeinkäufe verkürzt werden können. Whiteout Survival ist hier keine Ausnahme. Darüber hinaus werden umfangreiche soziale Online-Funktionen und eine erschlagende Menge verschiedener Gameplay-Mechaniken geboten.

Pädagogische Beurteilung

Frostpunk trifft Clash of Clans (in schlecht)

Die Erde ist eine Eiswüste, aber die Menschheit gibt nicht auf. Kleine Grüppchen von Überlebenden versuchen, die Zivilisation wieder aufzubauen. Was langweilig und ausgelutscht klingt, ist es auch. Spätestens seit dem Indie-Aufbau-Hit Frostpunk lockt man damit niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Apropos Ofen: Wie beim großen (und spaßigen) Bruder ist der Mittelpunkt der eigenen Stadt auch bei Whiteout Survival ein riesiger Kohleofen, der die Überlebenden mit dringend benötigter Wärme versorgt. Während das bei Frostpunk allerdings eine zentrale und motivierende Spielmechanik ist, verschwindet der Ofen in Whiteout Survival in der Bedeutungslosigkeit und zeigt vor allem an, wie weit das eigene Dorf schon ausgebaut ist. Der Rest des Spiels gestaltet sich wie ein umständliches Clash of Clans. Umständlich im Sinne von unübersichtlich. Es gibt zu viele Menüs und dutzende Fortschrittsanzeigen, die wiederum mit eigenen Aufgaben oder Materialien gelevelt werden. Dann gibt es drei verschiedene Übersichtskarten: Die Dorfkarte, die Weltkarte und die Serverkarte. Auf jeder dieser Karte gibt es verschiedene Aktionen. Achso, Held*innen, Lootboxen und einen Autobattler gibt es auch noch. Dazu kommen Allianzen, ein Weltenchat mit vielen Spamnachrichten und sogar eine fortlaufende „Geschichte“, die in Kapiteln erzählt wird. Und das alles ist so verwirrend, wie es klingt.

Kontaktrisiken und Kaufanreize

Die vielen sozialen Interaktionsmöglichkeiten stechen gegenüber der Konkurrenz hervor. Während das Chatten bei Clash of Clans oder Brawl Stars auf geschlossene Gruppenchats reduziert ist, können bei Whiteout Survival alle Spieler*innen eines Servers in einem gemeinsamen Chat schreiben. Das passiert größtenteils unmoderiert und der Textfilter kann leicht umgegangen werden. Dementsprechend anzügliche, rassistische und anderweitig problematische Inhalte sind uns beim Testen aufgefallen. Private Chatnachrichten sind ebenfalls möglich und sollten von jüngeren Spieler*innen nur mit Bedacht eingesetzt werden. Das Risiko, hier auf gefährliche Kontakte zu stoßen, ist größer als in öffentlichen Chats. Einstellungsmöglichkeiten für die Teilnahme am Chat sind nur bedingt vorhanden.

Und dann sind da noch die vielen und attraktiven Echtgeld-Angebote. Der Shop ist genauso chaotisch und unübersichtlich wie das restliche Spiel. Die Angebote werden aggressiv beworben. Die „Ultra-Wert Monatskarte“ bietet da schon mal einen angeblichen Mehrwert von sage und schreibe 8120 Prozent! Im Vergleich zu was die Karte 8120 Prozent besser ist, bleibt leider unklar. Der Echtgeld-Shop lockt außerdem mit Gratis-Inhalten, die natürlich direkt neben den Bezahl-Angeboten platziert sind und so die Nutzer*innen an die richtige Stelle locken sollen. Lootboxen runden das umfangreiche Angebot an problematischen Bezahl-Inhalten ab.

Fazit

Bei aller Kritik soll nicht unerwähnt bleiben, dass Whiteout Survival eine große und aktive Spieler*innenschaft hat. Die Organisation in Gruppen und das soziale Miteinander scheinen viele Menschen anzusprechen und bieten auf lange Sicht auch einiges an Spieltiefe. Die damit einhergehenden Kontaktrisiken und die vielen Kaufanreize sind aus pädagogischer Sicht aber absolut nicht ausreichend. Aus diesem Grund sollten Eltern und Erziehungsberechtigte das Spielverhalten von Kindern und Jugendlichen in Whiteout Survival im Auge behalten oder gleich einen Bogen um das Spiel machen.