Wonder Boy: The Dragon’s Trap
Komplexes Jump & Run für Retroliebhaber oder eingefleischte Fans der Reihe.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
Ein Remake bzw. Klon ist laut Wikipedia „etwas nochmal Hergestelltes“ bzw. „ein Nachbau von Software“. Wonder Boy: The Dragon’s Trap ist genau solch ein Klon und das in nahezu wörtlichem Sinne, aber dazu später mehr.
The Dragon’s Trap ist der ursprünglich dritte Teil der in seiner Zeit beliebten Wonder Boy-Reihe. Das Spiel knüpfte bzw. knüpft hinsichtlich der Story direkt an das Ende des Vorgängers an. Unser Held Tom-Tom steht vor dem Mecha-Drachen, dem Endboss aus dem zweiten Teil. Statt diesen zu besiegen, wird er jedoch diesmal in einen Drachen bzw. eine feuerspeiende Eidechse namens Lizard-Man verwandelt. Auch wenn es noch weiterer Verwandlungen bedarf, gilt es nun, das sogenannte Salamander-Kreuz zu finden, dadurch wieder menschliche Gestalt anzunehmen und letztlich den Mecha-Drachen doch noch aufzuhalten.
Pädagogische Beurteilung
Lineare Freiheit
Nach der Verwandlung startet Tom-Tom in einem kleinen Dorf. In diesem gilt es sich zunächst zu orientieren, denn nun lässt sich die Spielewelt in verschiedene Richtungen mit jeweils unterschiedlichen Welten, von Wasser bis Wüste, erkunden. In der Haut von Lizard-Man ist der Zugang auf die meisten Welten bzw. Level jedoch versperrt. Um die Sperrzonen zu erkunden bzw. erstmal zu betreten, gilt es also neue Verwandlungen zu finden. Diese findet man wiederum nicht durch einfaches Herumlaufen. Verwandelt wird man erst, wenn der Endgegner besiegt wurde, welcher der jeweiligen Figur zugeordnet ist. Jede Form hat wiederum unterschiedliche Eigenschaften und somit Zugang zu anderen Welten. Die Maus kann sich beispielsweise in schmalste Spalten reinquetschen oder die Wände hochklettern.
Etwas störend ist dabei, dass das Spiel komplett ohne Karte und Marker auskommt. Auch wenn die Welt für heutige Verhältnisse nicht besonders groß erscheint, störte es die Testergruppe, nicht mehr genau zu wissen, ob man einen bestimmten Abschnitt bereits erkundet hat oder eben nicht: „Waren wir da nicht schon? Nicht schon wieder!“ Recht ziel- und wahlloses Herumlaufen, um rauszufinden, wo es denn nun weitergeht, ist dadurch zumindest bei Laien vorprogrammiert.
Klassisches und dennoch untypisches Spielprinzip
Dragon’s Trap ist im Grunde ein klassisches Side-Scroller Jump&Run. Man kämpft und hüpft sich durch verschiedenste Welten, sammelt Münzen oder Waffen-Items. Anders als bei vielen anderen artverwandten Titeln, kann man seine Fähigkeiten jedoch dauerhaft verbessern. In Rollenspiel-Manier lassen sich die gesammelten Münzen in diversen Shops unter anderem in Schwerter für eine erhöhte Kampfkraft oder Rüstungen für eine bessere Verteidigung umtauschen. Tom-Tom hat dabei zunächst drei Herzen zur Verfügung.
Fordernd und manchmal plump
Diese drei Herzen sind auch bitter nötig, denn das Spiel ist zumindest ab der zweiten von drei wählbaren Schwierigkeitsstufen durchaus anspruchsvoll und bietet, wie einst das Original, keine Rücksetzpunkte oder Speichermöglichkeiten innerhalb eines Levels, was hin und wieder Frustmomente heraufbeschwören kann: „Jetzt müssen das schon wieder von vorne anfangen“. Immerhin besteht genreuntypisch die Möglichkeit, seine Lebenskraft durch Herzcontainer zu erweitern. Der herausfordernde Schwierigkeitsgrad wird dann aber leider bei den Boss-Kämpfen ein wenig konterkariert. Hat man einmal rausgefunden, wo sich die jeweilige Schwachstelle befindet, muss man diese auf ein und dieselbe Art angehen und besiegt den jeweiligen Boss dadurch doch recht mühelos.
Retroherz, was willst du mehr?
The Dragon’s Trap präsentiert sich in HD in technisch ausgereifter, kunterbunter 2D-Grafik und mit gelungenem sowie unaufdringlichem Sound. Dies lässt sich jedoch mit einem Knopfdruck ändern. Aus der HD-Grafik wird ein 8-Bit-Kassiker und aus wohlklingenden Soundeffekten werden 8-Bit-Synthi-Töne aus längst vergangenen Zeiten. Diese lassen sich sogar mit viel Liebe zum Detail noch nach eigenem Gusto anpassen. So kann die Zeitreise bzw. der Klon noch realistischer gestaltet werden, indem der Grafik typische Röhrenfernseherstreifen hinzufügt werden. Was Fans der Reihe und wahrscheinlich jeden Retroliebhaber begeistern wird, sorgte in der Testergruppe hingegen für wenig Euphorie. Die vermeintliche Zeitreise wurde allenfalls als nettes Feature registriert.
Zu altbacken?!
Selten unterschied sich wohl bei einem Test die Beurteilung der Gruppe und des Gruppenleiters in größerem Ausmaße. Als Gruppenleiter erfreute ich mich nicht nur an dem, in meinen Ohren und Augen wunderbar charmant erscheinenden, audiovisuellen Gesamtkunstwerk (in 8-Bit). Auch das herausfordernde Spielprinzip mit RPG-Anleihen und manches Mal auch an Space Invaders erinnernde Passagen konnten mich begeistern und ließen mich eine Spielkompetenz an den Tag legen, die ich bei den meisten Titeln gegenüber der Gruppe so oft nicht mehr habe. Die Testergruppe hingegen konnte Wonder Boy nur wenig abgewinnen. Das HD-Gewand wurde als „ganz nett“ charakterisiert, der insgesamt vergleichsweise hohe Schwierigkeitsgrad mitsamt gelegentlicher Orientierungslosigkeit eher als störend und frustrierend wahrgenommen. Im 8-Bit-Gewand konnte das Spiel die Gruppe wiederum kaum bis gar nicht überzeugen.
Fazit
Wonderboy – The Dragon’s Trap ist ein rundum gelungener 8-Bit-Klon in wahlweise modernem oder Retrogewand. Nur leider kam er, zumindest bei den Kindern der Testergruppe, nur bedingt an und konnte dem Retrocharme kaum freien Lauf lassen. Aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades entschied sich die Gruppe für eine Freigabe ab 12 Jahren, wobei geübte Spieler*innen mit hoher Frustrationstoleranz auch jünger sein können.