Covershot Yu-Gi-Oh Masterduel. Zu sehen ist ein goldener Drache vor blauem Hintergrund
Spielbeurteilung

Yu-Gi-Oh! Master Duel

Kunterbuntes Kartenspiel mit viel Tiefgang.

Konami spielt gegen den Duel King. Es findet gerade ein direkter Angriff statt.
Konami spielt gegen den Duel King. Gerade werden die zwei Karten "Black Fang Magician" und "Oafdragon Magician" genauer dargestellt.
Übersichtsansicht für das erstelle Kartendeck.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Konami
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 18. Januar 2022

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 6
USK ab 6 freigegeben

Spielmodi:

  • max. 2 Spieler*innen
  • Gegeneinander
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

10
spielbar ab 10 Jahren
e
eSport geeignet

Spielbeschreibung

Was als vereinfachte Version von Magic: The Gathering begann, ist nun eines der komplexesten und taktischen Sammelkartenspiele geworden. Yu-Gi-Oh! Master Duel erlaubt es Spielenden das ikonische Kartenspiel endlich digital zu erleben. Das Grundprinzip ist einfach: Wer die Karten mit den stärksten Monstern taktisch klug legt, gewinnt. Allerdings stellt sich dies in der Praxis aufgrund verschiedener strategischer Möglichkeiten als durchaus komplex heraus.
Auch wenn die Grundregeln seit jeher einfach zu erlernen sind, ist Yu-Gi-Oh! mittlerweile ein deutlich anderes Spiel, als noch zu Beginn der Entwicklung und unterscheidet sich auch von Genrevertretern. Grundlegend gilt nach wie vor, dass Spielende nur ein Monster pro Runde Normalbeschwören oder Setzen können, allerdings sind Spezialbeschwörungen, die unbegrenzt ausgeführt werden können, über die Jahre immer zahlreicher geworden. Diese dominieren das moderne Spielgeschehen und lassen einzelne Runden aus unzähligen taktischen Entscheidungen bestehen. Was in den meisten Sammelkartenspielen über viele Runden entschieden wird, ist hier meist in den ersten zwei Runden entschieden, welche allerdings auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen können. Abseits dessen setzt Master Duel keine neuen Maßstäbe, sondern orientiert sich stark an der Konkurrenz. Durch das regelmäßige Spielen erhält man Kristalle, mit denen zufällig neue Karten und Accessoires erworben werden können. Zudem gibt es ein Crafting-System, mit welchem ungewollte Karten in beliebige neue Karten umgewandelt werden können.

Pädagogische Beurteilung

Einfach zu lernen, schwer zu meistern. Oder?

Während das Tutorial gut an die grundlegende Spielmechanik heranführt, steht auch Master Duel vor einem altbekannten Problem. Die Regeln werden durch die vielen verschiedenen Karten konstant gebrochen und gebogen und Spielende müssen ein erhöhtes Maß an Übertragungsleistung erbringen, um sich von dem Tutorial weiter zu bewegen. So sieht die Realität der Rangliste so anders als das Tutorial aus, dass eine immense Lücke entsteht zwischen dem Lernstand nach dem Tutorial und dem erforderlichen Wissen, um Erfolge in der Rangliste zu erzielen. Während dieses Problem in gewisser Form bei allen digitalen Sammelkartenspielen auftritt, ist es hier durch verschiedene Faktoren zusätzlich verstärkt. Während Spiele wie Magic und Hearthstone ihren eigenen Kartenpool durch ein sogenanntes Standardformat zu jeder Zeit beschränken, haben Spielende hier Zugriff auf tausende von Karten, welche alle Teil des Decks sein können. Hierbei gibt es zudem kaum Hilfen, um den immensen Kartenpool so zu filtern, dass effektive Decks entstehen können. Des Weiteren werden keine Alternativen geboten, den Kartenpool besser kennenzulernen, wie es etwa die Arena in Hearthstone tut. Es gibt also keine Möglichkeit, mit einem künstlich begrenzten Kartenpool zu spielen. Dies führt dazu, dass Spielende fast schon dazu gezwungen sind, im Internet nach Lösungen Ausschau zu halten, was wiederum eigene Barrieren mit sich bringt. So sind die meisten Informationsquellen lediglich in englischer Sprache geschrieben und bieten auch lange nicht alle Erklärungen, wie die spielbaren Decks eigentlich funktionieren, was wiederum zu vielen Stunden Recherche führen kann.

Spricht hier wer Yu-Gi-Oh!?

Es braucht also eine sehr lange Zeit, um Yu-Gi-Oh! Master Duel zu erlernen, geschweige denn zu meistern. Selbst mit Erfahrung und unzähligen Stunden fällt es aufgrund der Komplexität immer noch schwer, einzelne Decks zu verstehen und in unterschiedlichen Situationen richtig zu navigieren. Denn es haben ja auch die Karten des Gegenübers einen Effekt auf die eigenen Entscheidungen. Daher ist es ebenfalls hilfreich die Decks zu kennen, gegen die man häufig antreten muss, was Fähigkeiten wie Wahrscheinlichkeitsrechnung und generelle Mathematik erfordert. So gibt es einige Kartenspiel-spezifische Fähigkeiten, um den Leitsatz “Play to your outs”, oder spiele so, dass du immer noch gewinnen könntest, einzuhalten. Generell entstehen in der Auseinandersetzung mit den Zufallsfaktoren interessante Lerneffekte. So lernen Spielende nicht nur, dass nicht jedes Match gewonnen werden kann, sondern auch, dass der Zufall ein Faktor ist, mit dem spielerisch umgegangen und der durch überdachte Entscheidungen minimiert werden kann.

Das Spiel mit der Zeit

Wie in den meisten Sammelkartenspielen hat auch Yu-Gi-Oh! viele verschiedene Arten von Decks. So gibt es sogenannte Control Decks, um den Gegenüber im Spiel zu unterbrechen und über einen längeren Zeitraum zu gewinnen. Hinzu kommen Midrange Decks, welche sowohl für starke erste Runden geeignet sind als auch genug Ressourcen haben, um diese zu wiederholen und somit auch in längeren Matches glänzen können. Besonders ist hierbei, dass fast alle Decks unabhängig von ihrer Art sogenannte Combos enthalten. Das Wort Combo kommt hierbei von Kombination und bezeichnet eine Reihe von Interaktionen zwischen eigenen Karten, welche entweder ein oder mehrere mögliche Ziele hat. Womit wir zu einer dritten Deck Art kommen, den dedizierten Combo Decks, welche versuchen, eine möglichst starke Combo durchzuführen. Da Yu-Gi-Oh! generell auf Combos orientiert ist, sind diese Decks häufig sehr beliebt und auch immer wieder ausgesprochen stark. Dies bringt jedoch ein besonderes Problem mit sich: Master Duel hat ein Schachuhr System, welches bestimmt, wie viel Zeit Spielende in jeder Runde zur Verfügung haben. Bei einem sehr komplexen Combo Deck kommt man also immer wieder an die zeitlichen Grenzen und muss dann besonders schnell agieren. Dies führt dazu, dass kaum Zeit für Entscheidungen und Überlegungen, welche die Kernfähigkeiten des Spiels ausmachen, bleibt, wodurch die Barriere der Spielbarkeit deutlich erhöht wird.

Fazit

Alles in allem ist Yu-Gi-Oh! Master Duel ein überaus komplexes Sammelkartenspiel, welches jedoch viele Lernfelder aufmacht und welches kaum ausgelernt werden kann. Es eignet sich besonders für Spielende mit einem kompetitiven Mindset und verspricht Stunden über Stunden von Erfolgserlebnissen. Auch wenn es in Sachen Zugänglichkeit hapert, steckt hier jedoch sehr viel Strategie drin und wer sich die Zeit nimmt, wird durchaus belohnt. Aufgrund der Komplexität und der strategischen Anforderungen ist es für jüngere Kinder jedoch größtenteils zu anspruchsvoll, was zu Frustration führen kann.