Packshot The Nonary Games.
Spielbeurteilung

Zero Escape: The Nonary Games

Komplexe und düstere Adventure mit vielen Wendungen und herausfordernden Rätseln.

Ein Mädchen mit weißen, kurzen Haaren und blauen Augen blickt unsicher.
Mehrere Menschen stehen vor einem verschlossenen Tor auf dem die Zahl 9 steht.
Mehrere Menschen stehen auf einer Treppe und blicken erschrocken.
Durch eine Luke strömt Wasser in einen kleine Raum.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Spike Chunsoft Co.,Ltd.
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 24. März 2017
Genres:
Besondere Hinweise:

Das Bundle Zero Escape: The Nonary Games beinhaltet die ersten beiden Titel der Reihe 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors und Virtue’s Last Reward.

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Icon USK 18
USK ab 18 (getestet im IARC Verfahren)

Virtue’s Last Reward hat eine Altersfreigabe von der USK ab 16 Jahren.

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

16
spielbar ab 16 Jahren

Ältere Jugendliche können die Inhalte in der Regel einordnen, auch da es sich um eine Visual Novel handelt und die gewalthaltigen Inhalte meist nicht explizit gezeigt werden. Für sensible Gemüter können die Themen jedoch belastend sein und sie nachträglich beschäftigen.

Spielbeschreibung

999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors

Die Geschichte dreht sich um den Schüler Junpei, welcher mit acht weiteren Personen auf einem Schiff eingesperrt wurde. Dort werden sie von „Zero“, dem Verantwortlichen hinter allem, gezwungen, das Nonary Game zu spielen. Hierbei handelt es sich um ein tödliches Spiel, bei welchem mit Hilfe numerischer Armbänder Türen geöffnet und Rätsel in Form von Escape Rooms gelöst werden müssen. Durch Bomben in den Körpern der Teilnehmenden, welche bei Nichtbeachtung der Regeln detonieren, wird zusätzlicher Druck aufgebaut. Hierbei stellt die Tür mit der Nummer 9 das Ziel bzw. den Ausgang dar. Darüber hinaus gilt es zu erfahren, wer sich hinter „Zero“ verbirgt und somit für all dies verantwortlich ist und was mit dem Nonary Game bezweckt werden soll.

 

Virtue’s Last Reward

Im zweiten Teil der Zero Escape-Serie begleiten die Spielenden Sigma, einen Studenten, der entführt und mit acht weiteren Personen gemeinsam in einer riesigen Halle eingesperrt wurde. Auch hier werden die Charaktere von einem Unbekannten, der sich „Zero“ nennt, gezwungen, das Nonary Game zu spielen. In diesem müssen die Charaktere in einem Spiel aus Betrug und Vertrauen, welches sich an dem Gedankenexperiment Gefangenendilemma orientiert, Punkte sammeln, um die 9. Tür zu öffnen und der Gefangenschaft zu entkommen. Auch müssen im Verlauf weitere Türen geöffnet und die dahinterliegenden Escape Rooms verlassen werden, um voranzukommen. Ziel ist das Entkommen aus der Halle und das Aufdecken der Identität und der Motive von „Zero“. Zudem wollen die Spielenden herausfinden, was außerhalb der Halle mit der Menschheit geschieht, da die Charaktere die Information erhalten, dass sich eine tödliche Krankheit über die gesamte Bevölkerung ausbreitet.

Pädagogische Beurteilung

999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors

Gameplay

Das Gameplay gestaltet sich in die zwei Modi Novel und Escape. Im Novel-Modus schreitet die Story voran, Konversationen zwischen Charakteren finden statt und es werden immer neue Informationen aufgedeckt. Dies stellt sich wie eine Art Film dar, auch wenn sich die Charaktere nicht flüssig bewegen, sondern in Standbildern im Anime-Stil dargestellt werden. Alle Charaktere sind auf Englisch synchronisiert und die Story entfaltet sich wie ein Buch vor den Spielenden. Diese Abschnitte können manchmal mehrere Stunden umfassen. Der zweite Modus sind die Escape Rooms: Räume voller Rätsel, deren Ziel immer ist, den Raum zu verlassen. Die Rätsel sind teilweise anspruchsvoll und erfordern logische Kombinationsgabe. Manchmal sind es Puzzlespiele, manche wiederum sind mathematische Rätsel. Darüber hinaus haben die Spielenden die Möglichkeit, unterschiedliche Entscheidungen zu treffen, welche den Verlauf der Geschichte verändern. Dies führt zu insgesamt sechs unterschiedlichen Enden, wobei eines das „echte“ Ende ist und somit das Ziel des Spiels darstellt. Diese unterschiedlichen Entscheidungen werden in einem Flowchart dargestellt: eine Art Stammbaum, in welchem eingesehen werden kann, welche Entscheidungen bereits getroffen wurden und zu welchen Enden dies geführt hat.

Spielmechanik

Während des Abenteuers offenbart sich eine verstrickte und komplexe Handlung, welche zum stetigen Nachdenken und Hinterfragen anregt. Viele der Charaktere sind nicht die, die sie zu sein vorgeben, sodass sich Spieler*innen immer wieder mit Verrat konfrontiert sehen. Auch kommt es im Spiel mehrmals zu Gewalttaten, bei welchen verschiedene Charaktere zu Tode kommen. Diese werden allerdings nie explizit dargestellt. Der Protagonist übt nie selber Gewalt aus, er ist vielmehr daran interessiert, zu deeskalieren und die Verantwortlichen hinter den Gewaltverbrechen ausfindig zu machen. Dies führt wiederum zu weiteren Spannungen und Misstrauen zwischen den Charakteren. Insgesamt ergibt sich so eine recht düstere und angespannte Stimmung, der die Spielenden permanent ausgesetzt sind. Auch der Tod der eigenen Spielfigur, Junpei, tritt in einigen der sechs Enden ein. Darüber hinaus befasst sich der Titel mehrfach mit komplexen Gedankenexperimenten und psychologischen Fragestellungen, von denen einige der Wirklichkeit entnommen sind, andere wiederum sind rein fiktiv. All dies setzt nicht nur Verständnis für die Inhalte voraus, sondern auch das Beherrschen der englischen Sprache. Auch Kraftausdrücke und Slang sind Teil der verwendeten Sprache.

 

Virtue’s Last Reward

Gameplay

Wie bei seinem Vorgänger, teilt sich dieses Abenteuer in zwei Modi: den Escape- und den Novel-Modus. Im Escape-Modus betreten die Spieler*innen Räume voller Rätsel mit dem Ziel, diese zu verlassen. Die Escape Rooms in diesem Teil sind deutlich anspruchsvoller und umfangreicher als im Vorgänger und es gibt auch deutlich mehr dieser Räume. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Rätsel leichter einzustellen; die Charaktere geben dann mehr Hinweise zur Lösung der Rätsel und helfen somit weiter. Der Novel-Modus zeigt den Verlauf der Geschichte mit 3D-Animationen der Charaktere, welche wieder auf Englisch synchronisiert sind. Sie interagieren miteinander, erkunden die Halle, in der sie eingesperrt wurden und entdecken immer wieder neue Informationen, Wendungen und Gefahren. Diese Abschnitte können manchmal mehrere Stunden umfassen, ohne dass es zu einer Sequenz kommt, in welche die Spielenden eingreifen können. Somit erinnern diese Passagen zeitweise mehr an einen Film. Auch beeinflussen die getroffenen Entscheidungen den weiteren Verlauf, jedoch in deutlich größerem Maße als noch beim Vorgänger. Gab es dort noch sechs unterschiedliche Enden, so sind es bei Virtue’s Last Reward über zwanzig, von denen allerdings nur eines das „echte“ Ende darstellt. Dies zu erreichen ist das Ziel. Mithilfe des Flowcharts, einer Übersicht, welche Entscheidungen bereits getroffen wurden, bleibt es trotz der vielen Möglichkeiten und Enden übersichtlich. Zudem nimmt das Spiel direkten Bezug auf diese Mechanik: Sigma, der Hauptcharakter, hat die Fähigkeit, Informationen aus anderen Universen zu erhalten. Hierbei werden die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich durch die Entscheidungen ergeben, als Universen betrachtet (siehe Mehrweltentheorie). Das bedeutet, dass die Spielenden Probleme, die in einem Handlungsstrang auftreten, mit Informationen aus einem anderen Handlungsstrang lösen und somit immer weiter in der Geschichte fortschreiten können, da der Protagonist über die gleichen Informationen verfügt wie die Spieler*innen selbst, die alles von außen betrachten.

Spielmechanik

Da das Grundprinzip darauf abzielt, Misstrauen und Anspannung unter den Charakteren zu streuen, ist die meiste Zeit eine sehr düstere und fast feindselige Atmosphäre präsent. Dies führt dazu, dass die Hintergründe vieler Charaktere lange undurchsichtig bleiben und die Spieler*innen dazu animiert werden, selbst zu hinterfragen, wem vertraut werden kann. Auch kommt es häufig zu Ausschreitungen und Gewalttaten zwischen den Charakteren. Zwar üben die Spielenden nie selbst Gewalt aus, doch die Darstellungen sind expliziter und verstörender als noch im ersten Teil. Einige Szenarien führen auch zum Tod der eigenen Spielfigur. Besonders eine Szene, in der alle Charaktere zu Tode kommen, wirkt sehr verstörend, da die Spielenden nie Einfluss auf solche Geschehnisse nehmen können und somit gezwungen sind, zu zusehen, wie durch eine getroffene Entscheidung alles schiefläuft. Die wirklichen Hintergründe bleiben lange Zeit unbekannt und die Spieler*innen müssen die erhaltenen Informationen hinterfragen und versuchen, sie in den Gesamtkontext einzuordnen. So wird man zu stetigem Mitdenken angeregt und auch darin gefördert, kleine Hinweise wahrzunehmen und nach relevanten und irrelevanten Informationen zu sortieren sowie sich ein Gesamtbild daraus zu erschließen. Da erst ganz zum Schluss alles enthüllt wird, ist die Spannung die ganze Zeit präsent und auch der Ehrgeiz, das Ende zu erreichen, wird stetig unterstützt.

Fazit

999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors

Die Geschichte richtet sich nicht nur wegen der enthaltenen Gewalt, sondern auch aufgrund des psychischen Drucks, welcher im Laufe des Spiels aufgebaut wird, der komplexen und teils verstörenden Story und den (manchmal stark mathematisch) anspruchsvollen Rätseln in den Escape Rooms an Jugendliche ab 16 Jahren. Ab diesem Alter, und mit ausreichenden Englischkenntnissen, ist das Abenteuer eine spannende Erfahrung, regt zum Mitdenken an und zeigt, dass es manchmal auch in einem Videospiel nötig ist, die gezeigten Informationen und Charaktere kritisch zu hinterfragen.

 

Virtue’s Last Reward

Das Abenteuer dreht sich unter anderem auch um verstörende Themen, wie Sekten, Biowaffen und Krankheiten, die für zusätzliche Anspannung sorgen. Zudem sind Gedankenexperimente, wie etwa Schrödinger’s Katze, immer wieder Bestandteil. Da auch die Rätsel sehr anspruchsvoll sind und die Sprachausgabe komplett auf Englisch erfolgt, ist der Titel für Jugendliche ab 16 Jahren interessant. Nicht nur müssen die Spielenden der stetigen Anspannung und den immer wiederkehrenden Fehlschlägen standhalten, sondern auch über eine Spielzeit von ca. 80 Stunden Hinweise wahrnehmen, einordnen und sich merken, um das Gesamtbild der Geschichte zu erfassen. Auch die differenzierte Wahrnehmung der dargestellten Gewalt ist unabdingbar. Wenn all dies gegeben ist, ist Virtue’s Last Reward ein spannendes Visual Novel-Adventure, welches die Spieler*innen bis zur letzten Sekunde fesselt, vor Fragen stellt und immer wieder herausfordert; nicht nur durch die anspruchsvollen Rätsel, sondern vielmehr durch die komplexe Geschichte.

Text von Lisa Alexa Weinert


Diese Kritik ist von Studierenden der Philosophischen Fakultät an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verfasst. Die unter der Leitung von Koray Çoban durchgeführte und von Daniel Heinz und Dirk Poerschke unterstützte Übung ‚Spieletester‘ präsentiert sich unter spieletester.phil.hhu.de.