Valheim
Motivierendes Survivalspiel mit einigen Längen.
Allgemeines
Spiel befindet sich aktuell im Early Acces.
Jugendschutz & Altersempfehlung
Spielmodi:
- max. 10 Spieler*innen
- Miteinander
- Online
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
Die Welt von Valheim ist gemütlich und gruselig zugleich. Angelehnt an die nordische Mythologie werden viele Motive der mittlerweile durch Popkultur durchaus bekannten Sagenwelten bedient. Direkt zu Beginn werden Spieler*innen mit ihrem eigenen Tod in der echten Welt konfrontiert. Anstatt ihre ewige Ruhe zu finden, werden sie in eine Zwischenwelt geschickt, um dort dem Göttervater Odin zu helfen. In typischer Survival-Sandbox-Manier bauen und kämpfen sie sich fortan durch verschiedene Biome.
Pädagogische Beurteilung
Survival-Feinkost
Wer schon einmal ein Spiel mit Survival- und Crafting-Mechaniken ausprobiert hat, wird sich schnell zu Hause fühlen. Zu Beginn stehen Spieler*innen quasi nackt und mit leeren Händen vor einer offenen Welt. So werden zuerst Äste und Steine gesammelt, aus diesen wird eine einfache Axt gebastelt, mit der dann Bäume gefällt werden. Dann bauen wir eine Hütte und weiteres Werkzeug. Schnell werden Erze eingeschmolzen und mit einfachen Waffen wird Jagd auf die heimische Tierwelt gemacht. Denn wie bei anderen Genrevertretern ist Nahrung wichtig für das Überleben. Valheim bietet hier aber ein interessantes System. Anstatt Lebenspunkte zu verlieren, wenn die Spielfigur unter Hunger leidet, entsteht in Valheim kein direkter Nachteil. Nahrung sorgt für erhöhte Lebenspunkte und bessere Ausdauer, es können aber maximal drei Nahrungsmittel gleichzeitig “verdaut” werden. Und besseres Essen gibt logischerweise auch höhere Boni. Im Kampf gegen die Monster in der Welt von Valheim ist das essentiell und so ist die Essensbeschaffung nicht nur Beiwerk, sondern wichtiger Bestandteil und kann durchaus viel Spielzeit einnehmen.
Sind also die ersten Werkzeuge und ein paar Beeren vorhanden, machen sich motivierte Spieler*innen an den Bau einer ersten Behausung. Hier glänzt Valheim mit einer Fülle an Möglichkeiten, die zudem noch kinderleicht zu bedienen sind. In kurzer Zeit wird sich eine einfache Hütte zusammengezimmert, die zudem im Stile an die bekannte Wikinger-Ästhetik erinnert. Im Laufe des Spiels werden natürlich weitere Bauteile freigeschaltet und mit etwas Zeit und Kreativität lassen sich hier wirklich beeindruckende Häuser und Festungen entwerfen. Dabei gilt es zu beachten, dass der Rauch einer Feuerstelle gut abziehen kann und das Gewicht einer Konstruktion auf dem Tragwerk gut verteilt ist, sonst stürzt auch schon mal ein kleiner Teil in sich zusammen, und die Arbeit beginnt von vorne.
Essen, Werkzeug und ein Dach über dem Kopf sind also da. Jetzt können sich Spieler*innen an die großen Bosse wagen, die für Odin zur Strecke gebracht werden müssen. Ganz so einfach wird das natürlich nicht, erstmal gilt es, den Boss ausfindig zu machen. Dann müssen Opfergaben an einem Schrein dargeboten werden. Wenn sich jetzt der Boss zeigt, beginnt ein langer, zäher Kampf. Die großen Endgegner zeichnen sich nämlich vor allem durch ihre nicht enden wollende Lebensenergie aus, die so manchen Kampf enorm in die Länge ziehen kann. Jedes besiegte Bossmonster schaltet dafür eine Spezialfähigkeit frei, mit der sich zum Beispiel kurzzeitig die Ausdauer erhöhen lässt oder Bäume mehr Ertrag bringen. Außerdem schalten sie weitere Spielmechaniken frei. So erhalten wir nach einem besonders kräftezehrenden Bosskampf Zugang zu Verliesen, die es immer wieder in der Welt gibt und in denen besondere Ressourcen gibt, mit denen ganz neue Waffen und Rüstungsteile gebaut werden können, mit denen dann wiederum neue Gebiete erkundet werden können. So entfaltet sich nach kurzer Zeit ein Kreislauf, der uns nicht so schnell wieder loslässt, der aber auch aus einer großen Portion Grind besteht. Also der endlosen Wiederholung von einfachsten Aufgaben. Um genügend Ressourcen für alle verfügbaren Waffen und Bauteile zu erhalten, müssen ganze Wälder gerodet, unzählige Erzadern abgebaut und dutzende Wildschweine und Hirsche erlegt werden.
Ein einsamer Wikinger ist ein unglücklicher Wikinger
Es gibt viel zu tun in der Welt von Valheim. Bauen, jagen, kämpfen, craften, sammeln, erkunden und so weiter. Wer alleine spielt, kann hier schnell überfordert werden. In einer Gruppe können die Aufgaben geteilt werden. So entsteht mit der Zeit ein richtiges kleines Wikingerdorf und es spielen sich soziale Dynamiken ein. Eine Person geht jagen, während ein Teil der Gruppe Bergbau betreibt. Und wieder andere kümmern sich um den Ausbau der gemeinsamen großen Halle. Auch die Kämpfe machen gemeinsam mehr Spaß. Die Monster können so abgelenkt werden und auch wenn sich die Lebensenergie der Monster erhöht, je mehr Spieler*innen gemeinsam Jagd auf sie machen, sind die langen Kämpfe weniger nervig.
Besonders spaßig wird es, wenn sich die Gruppe gemeinsam auf Erkundungstour begibt. Die Spielwelt von Valheim ist zufallsgeneriert. Jede Welt ist also ein Unikat und muss dementsprechend immer aufs Neue erforscht werden. Dabei sind die Spieler*innen meistens zu Fuß unterwegs, im späteren Verlauf ist es aber auch möglich, Schiffe zu bauen. Wenn sich eine große Gruppe Hobby-Wikinger gemeinsam auf ein solches Schiff begibt und sich zu neuen Ufern aufmacht und dabei stürmischen Ozeanen und kampflustigen Kraken trotzen muss, dann kommt eine großartige Stimmung auf, die es so nur selten in Multiplayerspielen gibt.
Hässlich oder doch schon atmosphärisch?
Auf den ersten Blick sieht Valheim vielleicht wie ein ambitioniertes Hobby-Projekt aus. Die detailarmen Figuren und Umgebungen können für manche Spieler*innen abschreckend wirken. Und bekannterweise lässt sich über Geschmack nicht streiten. Trotzdem baut das Spiel durch viele Umgebungseffekte wie Wind, Feuer und Nebel eine ganz eigene Stimmung auf. Nach einiger Zeit sind die einfachen Charaktermodelle kaum noch wahrnehmbar. Dafür stellt Valheim auch keine besonders hohen Anforderungen an den Spielerechner. Die Animationen sind einfach aber gefällig und die Physik beim Baumfällen lädt immer wieder zum Experimentieren ein. Lassen wir einen besonders dicken Stamm auf eine Gruppe kleinerer Bäume stürzen, reißt dieser schon mal einige davon mit sich, sodass uns Arbeit erspart wird. Ein tieferer Blick lohnt sich also, da sich eine dichte Atmosphäre und vielschichtige Spielmechaniken hinter der oberflächlich lahmen Optik verstecken.
Fazit
Valheim verbirgt viele seiner ausgezeichneten und komplexen Mechaniken hinter langwierigem und teilweise auch langweiligem Ressourcenabbau. Interessierte Spieler*innen sollten also Lust auf diese wiederholten Aktionen haben und genügend Zeit mitbringen. Außerdem entfaltet sich das Spiel erst richtig mit einer Gruppe, in der alle Beteiligten ebenfalls Lust auf das “Abarbeiten” von wiederkehrenden Aufgaben haben. Dann aber bietet Valheim einen ganz besonderen und extrem befriedigenden Spielfluss. Valheim wird aktuell (Stand Anfang 2024) noch in einer “Early Access” Version verkauft. Das bedeutet, dass die Entwickler*innen noch aktiv am Spiel arbeiten, aber besonderen Wert auf das Feedback der Community legen und dieses im besten Fall direkt in die Entwicklung mit einfließen lassen. Valheim fühlt sich aber schon nach einem fertigen Produkt an und es gibt kaum die Probleme andere “Early Access” Titel, wie zum Beispiel Bugs oder Abstürze. Darüber hinaus gibt es keine In-Game-Käufe oder Zusatzinhalte. Wer einmal kauft, kann unbegrenzt spielen und auf alle Inhalte zugreifen.
Valheim ist bisher nur digital verfügbar. Der Gewaltgrad ist eher gering und wird durch die comicartige Optik noch einmal abgeschwächt. Die Stimmung kann mitunter etwas gruselig und einschüchternd wirken, richtige Furcht bekommen Spieler*innen aber erst bei der schieren Menge an Ressourcen, die für so manche strahlende Rüstung benötigt wird. Interessierte Spieler*innen sollten aber besondere Acht auf ihr Zeitmanagement geben, da die Stunden wie im Fluge vergehen können und vor allem auch benötigt werden, um Fortschritte zu erzielen. Valheim ist also für Spieler*innen ab 16 Jahren interessant. Diese sollten aber ihr eigenes Spielverhalten gut im Griff haben und sich von Bergen an Arbeit nicht einschüchtern lassen.