
Die Scrollstory „Wo ist Joy?“ richtet sich an Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren sowie deren Bezugspersonen. In einer interaktiven, kindgerecht erzählten Geschichte begleiten die Nutzer*innen Olly, den Oktopus, auf einer Reise durch die Unterwasserwelt, um das verschwundene Seepferdchen Joy zu finden. Auf diesem Weg werden Informationen rund um Games, sicheres Spielen und medienpädagogische Fragestellungen in einfacher, anschaulicher Sprache vermittelt. Besonders hervorzuheben ist die Mitwirkung von Kindern und Erziehenden: In Workshops wurden Stimmen aufgenommen und Inhalte gemeinsam reflektiert. Diese O-Töne verleihen der Geschichte Authentizität und stärken die Ansprache.
Zur Scrollstory: www.wo-ist-joy.de
Zielsetzung
Eine Scrollstory ist ein digitales Erzählformat, bei dem der Inhalt durch horizontales oder vertikales Scrollen nach und nach enthüllt wird. Sie kombiniert typischerweise Text, Bilder, Videos, Animationen und interaktive Elemente in einer Weise, die eine Geschichte ergibt.
Das Projekt zielte darauf ab, Themen des Kinder- und Jugendmedienschutzes in einem zeitgemäßen und niedrigschwelligen Format aufzubereiten. Insbesondere für jüngere Kinder mit niedrigen Lesekompetenzen sollte ein einfacher Zugang geschaffen werden, um sich eigenständig mit digitalen Spielwelten sowie deren Chancen und Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung des Dialogs zwischen Kindern und ihren Erziehungsverantwortlichen. Die Geschichte bietet Gesprächsanlässe und unterstützt dabei, sich gemeinsam über digitale Spiele und deren Bedeutung im Alltag auszutauschen.
„Wo ist Joy?“ behandelt zentrale Aspekte rund um digitale Spiele – von Spielmechaniken über Sicherheitsthemen bis hin zu sogenannten „Dark Patterns“, also Mechanismen, die gezielt auf Spiel- oder Kaufanreize abzielen. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, welche positiven Funktionen digitale Spiele für Kinder haben können – etwa als kreative, soziale oder entspannende Freizeitbeschäftigung.
Die Scrollstory stellt damit nicht nur eine Alternative zu klassischen Informationsangeboten dar, sondern kann auch als methodischer Impuls zur Weiterentwicklung medienpädagogischer Praxis genutzt werden – etwa in der Elternarbeit oder in Bildungsangeboten für Kinder.
Partizipative Entwicklung
Die Story wurde von Beginn an gemeinsam mit Kindern gedacht. In vier Kinderworkshops, einem Elterntalk und vier Familiengesprächen wurden insgesamt 53 Personen eingebunden. Ihre Anregungen und O-Töne flossen in Text und Ton ein. Die Geschichte wurde visuell von Eva Arzdorf gestaltet und technisch von Iyad Younes umgesetzt – barrierefrei und im „Mobile First“-Design.
Einsatzmöglichkeiten und nachhaltige Nutzung
Die entstandene Scrollstory kann vielfältig genutzt werden:
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- In Elternabenden und Schulungen: zur niedrigschwelligen Vermittlung medienpädagogischer Inhalte.
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- Zur selbstständigen Information: von Kindern, Eltern und Fachkräften.
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- In Fachvorträgen, Workshops und Online-Fortbildungen: z. B. der fjmk NRW.
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- In schulischer und außerschulischer Bildung: als ergänzendes Material.
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- Als Methode im medienpädagogischen Portfolio: Scrollytelling bietet neue Wege der Ansprache.
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- Im Kontext von Gamification: Das interaktive Design unterstützt die motivierende Nutzung.
Die Scrollstory wird regelmäßig aktualisiert. In einem regelmäßigen Turnus werden von der Jugendredaktion Ctrl-blog.de des Spieleratgebers-NRW neue Tipps für das Spielen in der Familie und zu interessanten aktuellen Games herausgesucht und veröffentlicht. Da die Grundlageninfos der eigentlichen Story immer relevant bleiben, verliert die Scrollstory nicht ihre Relevanz.
Learnings
Für Fachkräfte oder Träger, die selbst eine Scrollstory partizipativ entwickeln möchten, haben wir noch die zentralen Learnings gesammelt:
1. Klare Zielgruppe definieren – und ernst nehmen
Die Geschichte wurde für Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren und ihre Bezugspersonen konzipiert. Inhalte, Sprache, Design und technische Umsetzung wurden an den Bedürfnissen und Fähigkeiten dieser Zielgruppe ausgerichtet. Dabei war es stets ein schmaler Grad, die passende Sprache zu verwenden. Texte in einfacher Sprache zu verfassen, die sowohl spannend als auch informativ sind, ist aufwändig. Mehrere Überarbeitungen waren notwendig, um den Balanceakt zwischen pädagogischem Anspruch und kindgerechter Verständlichkeit zu meistern.
2. Partizipation braucht Struktur und realistische Erwartungen
Eine echte Beteiligung der Zielgruppen ist bereichernd – aber sie braucht einen klaren Rahmen. Kinder sollten nicht überfordert, sondern kreativ eingebunden werden. Im Projekt wurden z. B. O-Töne aufgenommen und Charaktere gemeinsam erarbeitet. Gleichzeitig musste das Projektteam an einigen Stellen stärker steuern als ursprünglich geplant. Beispielsweise waren manchmal die genannten Spiele nicht geeignet für eine Empfehlung für Familien.
3. Qualität trotz kleinem Budget – Prioritäten setzen
Anspruchsvolles Design, Barrierefreiheit und Mobiloptimierung kosten Geld. Eine enge Abstimmung mit Designer*innen und Programmierer*innen sowie das frühzeitige Setzen von Schwerpunkten waren entscheidend, um mit begrenzten Mitteln ein hochwertiges Ergebnis zu erzielen.
4. Authentizität durch echte Stimmen – mit technischer Vorbereitung
Die Integration von O-Tönen aus Workshops und Familiengesprächen verlieh der Scrollstory Lebendigkeit und Nähe. Wichtig: Für Tonaufnahmen sollten im Vorfeld ruhige, separate Räume organisiert werden, um Störgeräusche aus Einrichtungen zu minimieren und die Aufnahmequalität zu gewährleisten.
5. Reichweite braucht mehr als nur eine gute Story
Eine gezielte Kommunikationsstrategie (z. B. Social Media, Partnerkanäle, Elternabende, Broschüren) ist entscheidend, um das fertige Produkt in die Breite zu bringen. Kooperationspartner wie USK, AJS NRW, Experten-Institutionen für Kinderseiten wie Seitenstark oder FragFinn sind hierbei wichtige Multiplikatoren.
6. Beteiligung funktioniert auch im Kleinen – aber mit Struktur
Nicht die Masse an Teilnehmenden, sondern die Qualität der Rückmeldungen war entscheidend. Frühzeitige Familiengespräche können Impulse für thematische Prioritäten geben, die dann gezielt in späteren Interviews mit Kindern und Eltern aufgegriffen werden können. Beispielsweise haben wir hierdurch manche wichtige Fragestellungen erst erkannt.
7. Nachhaltigkeit mitdenken
Die Scrollstory wird regelmäßig aktualisiert und bleibt langfristig online verfügbar. Eine solche Verstetigung sollte früh mitgedacht, im Kostenplan berücksichtigt und mit Partnern abgestimmt werden.
Kooperation und Förderung
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW (AJS NRW) realisiert. Die Perspektiven von Familien aus dem Präventionsangebot Elterntalk NRW flossen direkt in die Gestaltung ein.