Die Handreichung „Discord in der Kinder- und Jugendarbeit“ der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW und der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW gibt einen Überblick über die Vor- und Nachteile von Discord und unterstützt bei der Abwägung, inwieweit ein Einsatz im Rahmen des erzieherischen Jugendmedienschutzes als sinnvoll zu erachten ist.
„Im Zuge der Corona-bedingten Schließung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit haben sich zahlreiche pädagogische Fachkräfte auf die Suche nach digitalen Tools gemacht, die es ermöglichen, weiterhin mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Vielen begegnete hierbei die Plattform Discord – und einige wurden schnell aktiv und eröffneten eigene Discord-Server, auf denen sich Jugendliche und Fachkräfte seitdem versammeln und austauschen.“
Was ist Discord?
Es kann auf Computer, Handy und Tablet genutzt werden und funktioniert als App/Programm oder im entsprechenden Browser. Die Mobile-Variante hat in ihrer Funktionalität kleine Einschränkungen gegenüber der PC-Version, funktioniert aber bezüglich der Kommunikationsmöglichkeiten auf allen Plattformen gleich.
Discord wurde explizit für die „Gamer Community“ entwickelt und bietet daher besondere Möglichkeiten, sich mit Plattformen wie Twitch, Mixer, Steam, Spotify etc. zu verlinken. Ein Discord-Server läuft 24 Stunden 7 Tage die Woche und ist, mit Ausnahme der Wartungszeiten, jederzeit erreichbar.
Was kann das?
Discord kann im Bereich Kommunikation mit fast allem, was möglich ist, aufwarten. Privat-Chats zwischen zwei Personen, Sprach- und Gruppen-Chats, Video-Chats sowie Übertragung von Bildern, Videos, Dateien oder sogar dem Desktop sowie aktuell gespielten Spielen und Anwendungen. Dazu kommen die Server, die von allen Nutzer*innen eigenständig erstellt werden können und ein Haufen an Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten bieten.
Server können bezüglich der Rechte einzelner Teilnehmer*innen, ihrer Möglichkeiten in Chaträume beizutreten oder mit anderen Teilnehmer*innen zu kommunizieren, sehr individuell justiert werden. So kann z.B. eingestellt werden, dass jedes neue Mitglied des Servers nur Zugriff auf die Eingangshalle hat und erst durch die Bestätigung eines berechtigten Mitglieds Zugriff auf andere Räume und damit die Kommunikation mit anderen Nutzern erhält.
Kostet das was?
Die Nutzung sowie das Erstellen eines eigenen Servers sind kostenfrei. Discord finanziert sich über Sponsoren, die in das Unternehmen investieren und somit momentan die kostenlose Nutzung möglich machen. Durch das zusätzliche Angebot von kosmetischen Einstellungsmöglichkeiten (Emojis, Profil-Icons) und verbesserter Sprach- bzw. Bildqualität baut das Unternehmen momentan ein stetig wachsendes Einkommen auf, welches in Zukunft dazu genutzt werden soll, weiterhin alle Basis-Funktionen kostenlos anzubieten. Discord hat zum aktuellen Stand zwei kostenpflichtige Abo-Varianten, die 10,– bzw. 5,– pro Monat kosten: Discord Nitro und Discord Nitro Classic.
Auszug aus der Handreichung Discord in der Kinder- und Jugendarbeit:
Warum ist Discord interessant für die Kinder- und Jugendarbeit?
Über Discord kann jede/r registrierte Nutzer*in einen eigenen sogenannten Server erstellen. Ein Server bietet die Möglichkeit – wie in einem eigenen kleinen sozialen Netzwerk- Text- und Sprachkanäle sortiert nach verschiedenen Themen für andere zur Verfügung zu stellen. So kann jede/r schnell zum Sender oder zur Senderin eigener Inhalte werden und kontrollierbare Räume zur Kommunikation mit anderen schaffen. Die Erstellung solcher Server ist bei vielen anderen Plattformen (z.B. TeamSpeak oder Slack) kostenpflichtig, wohingegen Discord den dafür benötigten Webspace kostenlos zur Verfügung stellt. Außerdem sind viele Jugendliche bereits auf Discord unterwegs, kennen die Logik und Anwendungsbereiche der Plattform und sind schnell für die Nutzung zu begeistern. Der Einsatz von Discord in der Kinder- und Jugendarbeit orientiert sich somit auch im medienpädagogischen Sinne an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen.
Discord und Datenschutz
Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist aber vor allem die unreflektierte Nutzung von Discord bedenklich. Dies liegt daran, dass die „Datenschutzbestimmungen“ von Discord in keiner Weise den hiesigen Datenschutzanforderungen – insbesondere der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – entsprechen. Das Unternehmen und seine Server befinden sich in den USA, bei der Nutzung wird also eingewilligt, dass die eigenen Daten dort verarbeitet und weitergegeben werden. Die Nachrichten, die über Discord verschickt werden, sind außerdem nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, was mittlerweile selbst bei den meisten gängigen Messengerdiensten (z.B. WhatsApp) gewährleistet ist. Das bedeutet, dass Nachrichten dem Unternehmen offenliegen und nicht zusätzlich vor Angriffen von außen geschützt sind. Welche Daten gesammelt, verarbeitet und weitergegeben werden, hat Discord recht übersichtlich und in verständlicher Sprache zusammengefasst: https://discordapp.com/privacy
(= alle personenbezogenen Daten bzw. jeder Inhalt in jeder Form wird gesammelt)Besonders betont werden muss, dass sich Discord durch die Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen ausdrücklich das Recht einräumt, die Informationen aus Direktnachrichten oder versandten Bildern und Sprachchats mitzuverfolgen und abzuspeichern.
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Discord-Nutzungsbedingungen ab 13 Jahren: Discord selbst formuliert in den Nutzungsbedingungen, dass eine Nutzung der Plattform erst ab 13 Jahren zulässig ist, sammelt aber laut der Datenschutzbestimmung „auch nicht wissentlich Informationen von Kindern unter 13 Jahren“. Discord sorgt demnach nicht proaktiv für die Einhaltung der Altersgrenze und stellt die Datenverarbeitung nur nach Hinweisen von z.B. Eltern ein.
Die Handreichung „Discord in der Kinder- und Jugendarbeit – Statement zu Chancen, Risiken und Leitlinien zur Nutzung“ kann hier heruntergeladen werden. Hier finden sich noch weitere Informationen zu den Einstellungsmöglichkeiten, der DSGVO sowie der Altersfreigabe.
Die Handreichung ist in gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW und der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW entstanden.