Actraiser Renaissance

Im September 2021 wurde Actraiser Renaissance überraschenderweise im Rahmen einer Nintendo Direct präsentiert und direkt veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um ein vollständig überarbeitetes Remake eines Originalspiels von 1990 auf der 16-Bit Konsole Super Nintendo.

Als wiedergeborene Gottheit kämpfen wir gegen die Handlanger des Dämon Tanzra. Begleitet werden wir von einem Engel und weiteren Held*innenfiguren, welche wir abwechselnd direkt oder indirekt steuern. In einzelnen 2D-Jump-&-Run-Passagen müssen wir hierbei viele Gegner und Bosse besiegen. Wir wechseln während des Spiels jedoch auch regelmäßig in eine, in verschiedene Regionen unterteilte, 2D-Strategiekarte und müssen Siedlungen im Stile eines Sim-Aufbauspiels errichten und vor Feinden verteidigen. Verteidigungsphasen werden in diesem HD-Remake wie bei einem Tower-Defense-Strategiespiel absolviert. Um eine einzelne Region vollständig zu befreien, müssen wir erneut in einer finalen Action-Jump-&-Run-Passage den dortigen Endboss besiegen. Actraiser Renaissance ist also ein Mix aus mehreren Genres, wird alleine gespielt und hat keine Online-Funktion.

Pädagogische Beurteilung

Genremix wird hier großgeschrieben

Das Besondere an diesem Spiel und Alleinstellungsmerkmal ist die Mischung aus mehreren Spielgenres. Während im Original von 1990 die beiden Elemente aus Aufbaustrategie im Sinne einer Göttersimulation und 2D-Action-Jump-&-Run kombiniert wurden, hat das jetzige HD-Remake weitere Komponenten hinzubekommen. Während wir nun öfters zwischen Jump-&-Run und Aufbausimulation wechseln, wurde der Bereich der Aufbausimulation zusätzlich durch mehrere Tower-Defense-Strategieereignisse erweitert. Nun müssen wir unsere Siedlung mit unseren zuvor errichteten Verteidigungsanlagen und zusammen mit unserem Helden vor Monsterhorden verteidigen. Hier steuern wir die Einheiten und unseren Helden indirekt zu den Kämpfen am Boden. Die einzelnen Verteidigungsereignisse werden mit Fortlauf im jeweiligen Kartenabschnitt umfangreicher und schwieriger. Haben wir die Angriffe überstanden, reparieren wir unsere Siedlung und unsere Festungen, erweitern diese und können das Land Stück für Stück von den Monsterhorden befreien. Zudem können wir unsere Held*innenfiguren wie in einem Rollenspiel erweitern und mit ihnen neue Fähigkeiten erlernen.

Eben dieser Mix und Wechsel zwischen den Genres erfordern, sich darauf einzulassen und sich dementsprechend zu orientieren. Dadurch müssen viele Steuerungsvarianten erlernt und unterschiedlich angewendet werden können. Das Spiel erklärt zwar alle Funktionen ausführlich, jedoch könnte dieser ständige Wechsel der Funktionen Jüngere überfordern. Das Spiel ist trotz Schwierigkeitseinstellungen nicht leicht und erfordert insbesondere in den Jump-&-Run-Passagen Geschick und schnelle Reaktionen. Zudem sind die Endbosse schwierig und herausfordernd zu besiegen.

HD-Remake mit Faninhalten

Remakes von älteren Spieleklassikern haben neben einer neuen Optik, angepassten Steuerungselementen und neuen Inhalten auch oft spezielle Servicebeilagen, die besonders Fans der Originalspiele zu schätzen wissen. Dabei können Remakes auch weniger umfangreich gestaltet sein, was auch zu Kritik führen kann. Actraiser Renaissance wurde im Vergleich zum über 30 Jahre alten Original nahezu vollständig überarbeitet. Einzelne Elemente wie Gegner und Spielphasen erinnern an das Original und die Geschichte sowie die Anzahl der spielbaren Welten wurden nahezu identisch übernommen. Die Held*innen und alle Mechaniken um sie herum sowie alle Texte wurden neu hinzugefügt. Die Grafik und Zeichnungen erinnern an japanische Comicstile und ergeben einen besonderen Mix. Spezielle Übersetzungen zu bspw. christlichen Elementen wurden überarbeitet und liegen in deutscher Sprache vor.

Neben den neuen spielerischen Elementen wurde speziell die Klangkulisse überarbeitet. Dies beinhaltet den hervorragenden orchestralen Soundtrack, der als Highlight der Spielereihe gilt. Der japanische Komponist Yuzo Koshiro (Revenge of Shinobi, Sonic the Hedgehog, Streets of Rage, Shenmue) arrangierte alle Stücke neu und komponierte neue hinzu. Als Remake-Service kann man während des Spiels zwischen den alten und neuen Musikstücken wechseln. Auf den alten Grafikstil aus der Super Nintendo Zeit kann jedoch nicht umgeschaltet werden.

Fazit

Dieser ungewöhnliche und einzigartige Genre-Mix unterhält viele Stunden und wirkt erfrischend abwechslungsreich. Dabei erreicht keiner der Bereiche eine besondere Tiefe oder Komplexität, wenn man die einzelnen Elemente für sich genommen mit anderen Genrevertretern vergleicht. Der Mix und das häufige Wechseln zwischen den Genres machen jedoch den Reiz und den Spielspaß aus. Alle Elemente werden durch die abwechslungsreiche Geschichte in den verschiedenen Regionen zusammengehalten und vorangetrieben. Retrofans, die mit diesem Spieleklassiker aufgewachsen sind, werden eine viel Freude daran finden, dieses Remake auszuprobieren und sich von den Veränderungen im Vergleich zum Original überraschen zu lassen.