Spielbeurteilung

Disgaea 5: Alliance of Vengeance

Komplexes JRPG über Dämonen mit viel Grinding und Stunden voller Spielspaß.

Verschiedene Dämonen im Anime-Stil stehen mit dem Rücken zum Betrachter und schauen sich eine wüstenhafte Gegend an.
Einblick ins Spiel: Blauhaariger Dämon isst Reis mitten auf dem Schlachtfeld.
Einblick ins Spiel und in den Kampf: Zombies greifen die Gruppe an.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: NIS America
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 16. Oktober 2015

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 6
USK ab 6 freigegeben

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

14
spielbar ab 14 Jahren

Spielbeschreibung

Mit Disgaea 5: Alliance of Vengeance brachte das japanische Unternehmen Nippon Ichi Software 2015 den fünften Ableger der bekannten taktischen Rollenspiel-Reihe Disgaea heraus. Seit 2003 ist die Reihe für herausfordernde Spielmechaniken und humorvoll erzählte Geschichten bekannt, die sich innerhalb der Netherworlds, also der dämonischen Unterwelten, abspielen.

Auch der fünfte Teil findet wieder innerhalb der Netherworlds statt, die von dem fiesen Dämon Void Dark und seiner Lost-Armee erobert wurden. Ein paar Dämonen, denen das nicht gefällt, schließen sich zu einer Rebellionsarmee zusammen, um das Böse aus der Welt zu schaffen. Dabei bringt jeder der sechs Hauptcharaktere einen eigenen Beweggrund mit, warum er oder sie sich bei Void Dark rächen will.

In Disgaea 5: Alliance of Vengeance kommen zudem einige neue Spielmechaniken, wie die Overload-Fähigkeiten oder Subklassen, dazu, die das Spiel noch komplexer gestalten, aber für langen Spielspaß sorgen können.

Pädagogische Beurteilung

Eine Geschichte von Rache und Freundschaft

Zwar haben die Charaktere diverse Hintergründe und repräsentieren unterschiedliche Gesellschaftsklassen innerhalb der Dämonenwelt, doch wird sich vielen stereotypischen Rollen-Klischees bedient, wie beispielsweise die weibliche Verführerin, welche alle Männer zu ihren Sklaven macht, der Muskelprotz, der nicht für sich selbst denken kann, oder das bemitleidenswerte Kind. Gleichzeitig sorgt gerade diese Figurenkonstellation für reichlich Witz und Humor, denn wenn so unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, kann nur Chaos entstehen. Zudem nimmt das Spiel sich trotz seines apokalyptischen Kriegsszenarios selten ernst, was schon damit anfängt, dass einer der Hauptcharaktere sich aufs Schlachtfeld setzt und Reis isst, während die anderen verwirrt zuschauen. Durch die Inszenierung wirkt auch Void Dark bestenfalls wie ein Disney-Bösewicht mit zu viel Zeit und Macht.

Trotzdem hat die Geschichte auch einige ernste Momente, in denen sich ein weiteres zentrales Thema des Spiels zeigt: Freundschaft und gegenseitige Unterstützung. Im Laufe der Geschichte wachsen die Charaktere zusammen, helfen sich durch schwierige Zeiten und überwinden vergangene Traumata. Letztendlich geht diese Freundschaftsthematik sogar so weit, dass Freundschaft und Liebe das Mittel sind, mit denen letztendlich die Netherworlds gerettet werden.

Kombos und endloses Grinding

Die Freundschaft und Unterstützung zwischen den Charakteren spiegeln sich auch innerhalb der Spielmechanik wider. Zwischen den animierten Dialog-Szenen finden Kämpfe statt, die an klassische Rollenspiele angelehnt sind. Bei Disgaea ist jedoch die Besonderheit, dass ausgewählt werden kann, ob sich ein Charakter erst bewegt oder erst eine Aktion ausführt, oder ob alle Charaktere ihre Aktionen und Bewegungen erst am Ende des jeweiligen Spielzugs ausführen. Dadurch eröffnen sich verschiedene Strategien, unter anderem auch die Möglichkeit, Kombos oder gemeinsame Aktionen auszuführen. Beispielsweise können bis zu vier Charaktere gemeinsam angreifen, wenn sie nebeneinanderstehen, oder sich gegenseitig werfen, um weiter auf dem Spielfeld voranzuschreiten.

Ein weiterer Aspekt ist Grinding, also die Wiederholung von monotonen Aufgaben, in diesem Falle das Kämpfen, damit die Charaktere im Level aufsteigen und stärker werden. In der Disgaea-Reihe können aber auch Gegenstände und Waffen in der sogenannten Item-World aufgelevelt werden. Teils wird vorausgesetzt, dass die Spielenden sowohl die Items als auch die Charaktere durch Grinding aufleveln, da die Gegner bereits nach den ersten Kapiteln sehr stark werden und ohne Grinding kaum mehr besiegt werden können.

Das Grinding bietet jedoch viel Abwechslung. Alle Level in der Item World werden zufallsgeneriert und das Spiel belohnt beispielsweise das Erreichen bestimmter Level mit zusätzlichen Items oder Trophäen. Bei Disgaea 5 kommt zudem die Mechanik der Reinkarnation dazu, sodass ein Charakter, der das Maximal-Level von 9999 erreicht hat, mit den gleichen Werten nochmal bei Level 1 startet, um noch stärker zu werden. Dies lässt sich unendlich durchführen und kann zwischen den Hauptkämpfen aber auch nach Abschluss der Geschichte für viele unterhaltsame Spielstunden sorgen.

Eigene Charaktererstellung

Neben den sechs Hauptcharakteren und zahlreichen anderen Charakteren, die im Verlauf der Geschichte der Rebellionsarmee beitreten, können auch eigene Charaktere erstellt und in den Kampf geschickt werden. Dabei bietet das Spiel sowohl Menschen- als auch Monsterklassen, die ihre eigenen Fähigkeiten mit sich bringen und strategisch eingesetzt werden können. Zum Beispiel gibt es verschiedene Magier*innen, Drachen, Orks aber auch humanoide Hasenkämpfer*innen. Das Spiel bietet dabei zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, sodass sich dort kreativ ausgelebt werden kann und Spielende ihre individuelle Armee zusammenstellen können.

Unendlich Spielspaß, unendlich Verwirrung

Durch die vielen Möglichkeiten und das offene Gameplay können Spieler*innen selbst nach zahlreichen Spielstunden immer noch neue Funktionen entdecken, mit denen neue Strategien ausgetestet oder besonders schwierige Bosse zugänglich gemacht werden können. Das Spiel bringt dadurch verschiedene Herausforderungen auch abseits der Geschichte. Jedoch ist der Einstieg gerade wegen der zahlreichen, komplexen Mechaniken schwierig und es kann eine Weile dauern, bis Spielende sich an das Spielprinzip gewöhnen. Selbst dann kann vieles noch verwirren, auch da die Erklärungen nicht immer sehr genau sind. Insbesondere Jüngere oder solche, die wenig Erfahrung mit taktischen Rollenspielen haben können hiervon schnell überfordert und demotiviert werden. Auch schwankt der Schwierigkeitsgrad stark: Ohne Grinding ist das Spiel beinahe unmöglich, doch wenn zu viel gegrindet wird, kann das Gameplay oft unterfordernd sein, da Gegner zu schnell besiegt werden. Manche Gegner sind auch extra sehr stark eingestellt, sodass das Besiegen dieser extrem mühselig wird. Sind Spielende jedoch bereit für die Herausforderung, so werden sie vom Spiel für ihre Bemühungen angemessen belohnt.

Spielanforderungen

Aufgrund der klischeehaften Rollendarstellungen, der teils düsteren Unterweltthematik und der komplexen Spielmechaniken richtet sich das Spiel an Jugendliche ab 14 Jahren. Jüngere Kinder könnten Schwierigkeiten haben, sowohl in die Spielmechanik als auch in die Handlung einzusteigen. Ältere Jugendliche dagegen können in dem komplexen Gameplay eine gute Herausforderung finden und sich womöglich auch mit den Charakteren identifizieren.

Zu beachten ist außerdem, dass das Spiel nur auf Englisch und Japanisch verfügbar ist, weswegen ausreichende Fremdsprachenkenntnisse von Nöten sind, um sowohl die Spielmechaniken als auch die Geschichte nachzuvollziehen.

Fazit

Disgaea 5: Alliance of Vengeance ist ein komplexes, taktisches Rollenspiel, das viele Möglichkeiten für individuelles Spielen bietet, aber vor allem für Einsteiger*innen rasch überfordernd werden kann. Das Spiel baut stark auf einen Grinding-Aspekt, der nicht allen gefallen wird, aber gut implementiert und belohnend ist. Die Charaktere sind stark gezeichnet, bedienen sich aber auch einiger Rollenklischees. Die Geschichte kommt mit viel Humor, aber auch einigen düsteren Themen daher, die von jüngeren Kindern nicht verstanden werden könnten. Auch die zahlreichen sexuellen Andeutungen richten sich an ein eher älteres Publikum. Die Spielmechanik kann für jüngere Kinder ebenfalls zu komplex sein und wird teilweise nicht ausreichend erklärt. Ältere Jugendliche können sich jedoch an der Herausforderung erfreuen und nach zahlreichen Spielstunden immer noch etwas Neues entdecken.

Trotz der schweren Einstiegshürde eignet sich Disgaea 5: Alliance of Vengeance als Einstiegsspiel in die Disgaea-Reihe, auch da keine Vorkenntnisse von vorherigen Teilen notwendig sind.