Doki Doki Literature Club Cover
Spielbeurteilung

Doki Doki Literature Club!

Psychologischer Horror versteckt in einem süßen Datingspiel.

Vier Anime-Mädchen stehen in Schuluniformen nebeneinander.
Ein Warnhinweis, dass das Spiel nicht für Kinder geeignet ist.
Ein Notizbuch mit einzelnen Begriffen. Darunter sind "death", "sadness", "lazy" und Weitere.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Team Salvato
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 22. September 2017
Besondere Hinweise:

Mittlerweile gibt es Doki Doki Literature Club Plus! als kostenpflichtiges Spiel mit zusätzlichen Inhalten.

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Icon USK 18
USK ab 18 (getestet im IARC Verfahren)

Kosten:

  • Free2Play
  • Fan-Pack enthält Soundtrack, Wallpapers, Booklet und weitere Boni

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

16
spielbar ab 16 Jahren

Über das IARC-Verfahren hat das Spiel eine Altersempfehlung von 18 Jahren bekommen. Dies liegt daran, dass das Spiel Gewaltdarstellungen, verstörende Thematiken und Jumpscares beinhaltet. Medienerfahrene Jugendliche können sich in der Regel von diesen Themen auch aufgrund der Anime-Optik distanzieren.

Spielbeschreibung

Vier süße Anime-Mädchen, mit denen man bei einer Tasse Tee und Törtchen Gedichte liest. Am Ende kann man bestimmt mit einer von ihnen auch noch ausgehen. Was wird in einem Literaturclub groß passieren? Man schreibt Gedichte, beeindruckt die die Clubmitglieder damit, beeinflusst den Geschichtsverlauf ab und zu mit seinen Entscheidungen und hat damit am Ende das Herz einer der Frauen für sich gewonnen. Typisch japanisch eben, aber wem macht so ein Spiel den heutzutage noch Spaß? Bis dahin klingt es nämlich nach einem typischen Vertreter des populären Dating Sim-Genres, wenn da nicht diese Warnhinweise und Genre-Tags mit „Psychological Horror“ wären …

Pädagogische Beurteilung

Willkommen im Literaturclub!

Bei Doki Doki Literature Club! schlüpfen die Spieler*innen zunächst in die Rolle eines japanischen Schülers. Dieser wird von seiner Kindheitsfreundin und Nachbarin Sayori dem Literaturclub vorgestellt und danach irgendwie ungewollt Teil von diesem. Alles halb so schlimm, denn der Club besteht aus drei weiteren attraktiven weiblichen Charakteren: Der kleinen, fleißigen Natsuki, der stillen, schlauen Yuri und der Präsidentin Monika. Die Spielmechanik besteht, wie bei vielen japanischen Visual Novels oder Dating Sims, einfach daraus, sich durch die Dialoge der Charaktere zu klicken. Manchmal muss der Protagonist Entscheidungen treffen, bei denen er zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten wählen kann. Zudem schreibt der Hauptcharakter jeden Tag selbst ein Gedicht. Das Gameplay besteht hierbei aber nur aus dem Anklicken von Wörtern, von denen die Spielenden glauben, sie könnten den Protagonistinnen gefallen. Ein Manko ist, dass das Spiel nur in englischer Sprache verfügbar ist. Dementsprechend sind gute Englischkenntnisse Grundvoraussetzung, um die Geschichte verstehen zu können.

All diese Warnhinweise …

… sind berechtigt. Schon zu Beginn weist das Spiel ausdrücklich darauf hin, dass es für Leute, die mit Themen wie Depressionen, Selbstmord oder Ähnlichem nicht umgehen können, nicht geeignet ist. Zu Anfang muss bestätigt werden, dass man mindestens 13 Jahre alt ist. Die Spieler*innen erfahren im Verlauf nicht nur von den Depressionen einer Hauptfigur, sondern finden auch ihre erhängte Leiche und müssen zusehen, wie sich eine weitere Spielfigur selbst ersticht.
Die Altersgrenze von 13 Jahren ist bei den gebotenen Schockmomenten und expliziten Gewaltdarstellungen also äußerst fragwürdig. Wie man sich mit den Inhalten der Dialoge auseinandersetzt, ist zwar von der geistigen Reife abhängig, aber für einen angemessenen Umgang mit den Themen und einem besseren Verständnis der Ereignisse ist das Spiel eher für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet.

Alles nur für den Schockeffekt?

Doki Doki Literature Club! genießt sicherlich so viel Aufmerksamkeit, gerade weil es schockierend ist, dass so ein süßes Spiel sehr verstörende Elemente versteckt. Mittlerweile zählt der Titel sogar über zwei Millionen Downloads und auf Steam genießt er ebenfalls eine „äußerst positive“ Bewertung. Hierbei sind es jedoch nicht nur die Schreckmomente, die zum Erfolg beitragen. Die Themen von Depression und Suizid werden nicht nur für den Schock ausgenutzt, sondern auch näher beleuchtet und ausdiskutiert. Die Spieler*innen sind dazu angehalten, sich in die Lage der emotional instabilen Charaktere hineinzuversetzen.
Hinzu kommt, dass das Spiel es schafft, die vierte Wand sehr beeindruckend zu durchbrechen – das heißt die Charaktere wissen, dass sie nur in einem Spiel sind und sprechen die Spieler*innen vor dem Bildschirm direkt an. Das Faszinierendste ist wohl, dass die Spielenden dazu angehalten sind, sich mit den Dateien im Spielordner selbst zu beschäftigen. Es gibt sowohl Hinweise zu den Charakteren, etwa verstörende Bilder, als auch versteckte Hinweise und Notizen, zu denen es bereits sowohl auf YouTube, als auch in weiteren Foren verschiedenste Theorien gibt. Es werden täglich unterschiedliche Videos mit neuen Theorien oder Reaktionen veröffentlicht. Eine der Schlüsselfiguren, Monika, hat gar einen offiziellen Twitteraccount, der nachträglich Hinweise oder Referenzen bietet. Höchstwahrscheinlich ist Doki Doki Literature Club! nur der Auftakt zu einem weiterem, viel größerem Spiel des Publishers Team Salvato. Durch den direkten Eingriff in die Dateien bekommt das Spiel einen realen Kontext und regt zum Recherchieren, Diskutieren und Nachdenken an.

Fazit

Doki Doki Literature Club! ist mit sehr viel Vorsicht zu genießen. Erstens muss sehr viel englischer Text gelesen werden, um den Kontext der später verstörenden Elemente zu verstehen. Zweitens ist der Unterhaltungswert nur geboten, wenn die Spielenden sich ein wenig mit Visual Novels auskennen oder zumindest ein grobes Verständnis von derartigen Spielen im Allgemeinen haben. Und drittens ist der Umgang mit sensiblen Themen nicht für jeden einfach zu verdauen und wird hier absichtlich nicht beschönigt. Die expliziten Szenen, Jumpscares und die Themen, auch wenn sie im Animestil dargestellt sind, sollten nicht unbedingt ohne Aufsicht in Hände von Kinder oder Jugendliche fallen. Dies gilt hier besonders in der Hinsicht, dass das Spiel kostenlos auf Steam verfügbar ist.