Cover von Final Fantasy XIII
Spielbeurteilung

Final Fantasy XIII

Cineastisches Rollenspiel für Einsteiger*innen und Fans.

Eine junge Frau und ein Mann mit Kopftuch stehen zusammen an einem Strand. Er dreht sich von ihr weg.
Eine Frau mit Lanze steht einem Monster gegenüber.
Eine Frau auf einem Pferd kämpft gegen Monster.
Eine junge Frau hält ihre Waffe vor sich.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Square Enix
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 9. März 2010
Genres:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Zusatzinfos:

Pädagogische Altersempfehlung

12
spielbar ab 12 Jahren

Spielbeschreibung

Final Fantasy XIII (im folgenden FF13 genannt) ist der 13. Teil der beliebten Rollenspielserie aus Japan. Spätestens seit dem wegweisenden siebten Teil auf der Playstation 1 zählt diese Serie zu den wichtigsten Blockbusterlieferanten der Videospielgeschichte. Dabei scheint es einige Grundregeln zu geben: 1. Die FF-Spiele erzählen keine durchgängige Geschichte. Jedes Mal erwarten die Spielenden neue Charaktere, Geschichten und Welten. 2. Es wird sehr großer Wert auf eine emotionale Hintergrundgeschichte und ein bunt gemischtes Ensemble an Figuren gelegt. 3. In spielerischer Hinsicht wird ebenfalls auf Abwechslung gesetzt. Obwohl jeder FF-Teil gewisse Ähnlichkeiten zu seinen Vorgängern aufweist und eindeutig als FF-Rollenspiel zu erkennen ist, gibt es immer wieder zahlreiche radikale Änderungen in der Spielmechanik. 4. Mit durchschnittlich 40 Stunden Spielzeit sind die FF-Abenteuer für Konsolenverhältnisse ziemlich umfangreich.
Inwiefern diese Aspekte auch auf den neuen Teil zutreffen, haben unsere Tester*innen bei ihrem Besuch der phantastischen Welt Pulse, dem Schauplatz von FF13, genauer untersucht. Die komplexe Geschichte von hier wiederzugeben würde ohne Zweifel den Rahmen dieses Artikels sprengen. Zusammenfassend erzählt FF13 die Geschichte einer jungen Gruppe von Außenseitern, die nicht nur gegen ein diktatorisches System, sondern auch eine religiöse Vorbestimmung rebellieren muss, um ihren Lebensraum zu retten und schließlich Freiheit und Akzeptanz zu erlangen. Ein groß erzähltes Epos über den Kampf Gut-gegen-Böse, das allerdings in den zahlreichen Nebengeschichten ebenfalls Raum für Nuancen und Subtext lässt. Dabei erleben die Spielenden eine abenteuerliche Welt, die gekonnt Elemente von Fantasy und Science Fiction zu einem visuell und atmosphärisch beeindruckenden Gesamterlebnis verschmelzen lässt.
Spielerisch geht es vornehmlich darum, die Gruppe durch zahlreiche Kämpfe mit den unterschiedlichen Widersachern zu führen. Diese präsentieren sich als Mischung aus Action und rundenbasiertem Taktieren. Unter Zeitdruck müssen Angriffsziele und Techniken ausgewählt werden. Dieses System wird im Laufe des Spiels mit steigender Zahl an Möglichkeiten immer komplexer. So muss man z.B. den anderen Mitgliedern der Gruppe bestimmte Rollen während des Gefechts zuweisen (Heilung, Verteidigung, Angriff) oder kann Wesen heraufbeschwören, die den Helden im Kampf beistehen. Auf diese Weise arbeiten sich die Spielenden von einem Abschnitt zum nächsten und erleben in zum Teil mehrminütigen Filmsequenzen den Fortlauf der Handlung. Das Wechselspiel von Kampfgeschehen, Ausrüstungsphase und Filmsequenz wird dabei nur selten von kleineren Action- oder Rätseleinlagen unterbrochen.

Pädagogische Beurteilung

Für Anfänger geeignet

Gerade Vertreter des Genres Rollenspiel gehören nicht immer zu den einsteigerfreundlichsten Spielen, da sie aufgrund der Komplexität und des erzählerischen Umfangs oftmals auf bestehende Vorkenntnisse bei den Spielenden setzen. Gelegenheitsspieler sind mit den Freiheiten und Anforderungen einer ausgewachsenen Fantasywelt deshalb oft überfordert. Die Entwickler von FF13 scheinen sich dieses Problems bewusst gewesen zu sein und haben ein Spiel entwickelt, das auch Videospielneulingen die Chance gibt, sich ganz langsam in das Rollenspielgenre hineinzufinden. Gerade zu Beginn erinnert FF13 in Sachen Anspruch deshalb eher an einen interaktiven Film wie z.B. Heavy Rain. Es gilt nur wenige Knöpfe und Aktionen zu beherrschen und die Handlung verläuft absolut linear. Wie auf Schienen wird der Spieler ganz sachte an die Finessen des Spielsystems herangeführt. Unsere Testgruppe waren deshalb zunächst irritiert, da es aus ihrer Sicht erschreckend wenig zu tun gab. „Kann man den Schwierigkeitsgrad irgendwo höher stellen?“, fragte deshalb ein Gruppenmitglied, „Geht das Spiel irgendwann los?“ wunderte sich ein anderes. FF13 ist mit Sicherheit nicht anspruchslos, doch taktisches Geschick und vorausschauendes Planen spielen erst relativ spät eine entscheidende Rolle.

Episches Erzähltempo im Spieleblockbuster

Es hat in unserer Gruppe eine Weile gedauert, bis die Testgruppe sich auf den Rhythmus des Spiels einlassen konnten. Das Spiel ist zu Beginn sehr leicht und nimmt sich viel Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Das erfordert Geduld und eine eher passive Form der Konzentration. Dass unsere Tester*innen nicht frühzeitig aufgegeben haben, hat nur einen maßgeblichen Grund: FF13 sieht einfach wunderschön aus. So banal es auch klingen mag: Es waren allein die atemberaubenden Bilder, die unsere Tester*innen zum Weiterspielen animierten. Diese stellen selbst Hollywoodproduktionen wie Avatar mühelos in den Schatten. Damit gewinnt das Spiel die Zeit, die es braucht, um auf den anderen Ebenen zu motivieren. Denn zum einen wird erst nach einigen Stunden Spielzeit langsam klar, worum es in der Geschichte überhaupt geht. Zum anderen dauert es ebenfalls erstaunlich lange, bis zum ersten Mal ernstzunehmende Gegner auftauchen und damit eine spielerische Herausforderung einsetzt. Aber in dieser Zeit gelingt es dem Spiel auf vorbildliche Weise, eine Emotionalität zu den Charakteren aufzubauen. Hier greifen ähnliche Langzeitmechanismen, wie in den bei Jugendlichen so beliebten japanischen Animeserien. Doch so verrückt die Welten und ihre Geschichten auch sein mögen, die Figuren, die sie bevölkern, wachsen ans Herz. Am Ende einer langen Reise, nach knapp 70 Stunden Spielzeit, berichtete ein Tester (13), dass er sich ein bisschen wie beim Abschied von einem richtig guten Freund gefühlt habe.

Rollenspiel auf Sparflamme

FF13 ist bezeichnenderweise in 13 Kapitel unterteilt. Die ersten beiden Episoden kann man am ehesten als Prolog bezeichnen. Erst ab Kapitel 3 werden den Spielenden Charakterentwicklung und Rollensystem nähergebracht. Allerdings sind die Möglichkeiten hier nur begrenzt, wie unsere Tester*innen berichteten. Ihnen fiel störend auf, dass man erst in Kapitel 10, also gegen Ende des Spiels, richtig entscheiden kann, wie man seine Helden aufrüstet. Als Rollenspiel wirkt der Titel in dieser Hinsicht beschnitten. Unsere Testgruppe, die natürlich viele Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Spielen hatten, bemerkten ständig die Limitierungen. „Es wäre so cool, wenn man jetzt selbst entscheiden könnte, wo man hinlaufen will“, äußerte ein rollenspielerfahrener Tester, der zwar von der Geschichte, den Figuren und ihrer Welt begeistert war, FF13 aber trotzdem keine gute Wertung geben wollte. Er war aus anderen Spielen einfach mehr Freiheiten und Handlungsspielraum gewohnt. Gerade in der ersten Hälfte erwies sich der Titel deshalb als zwiespältiges Vergnügen. Das was es macht, macht das Spiel gut: Das Kampfsystem wurde sehr gelobt, die Präsentation sorgte immer wieder für Aha-Erlebnisse und mit den sympathischen Figuren wurde sowohl gelacht, als auch gelitten. Doch auf der anderen Seite fehlte zuviel. Die Spieler bemängelten, dass sie nichts entscheiden konnten, nicht auf Entdeckungsreise gehen durften, dass es keine Kommunikation mit den Bewohnern der Spielwelt gab, dass es weder Rätsel noch spannende Nebenaufgaben zu lösen galt… Alles Dinge, die in der Rollenspielwelt eigentlich gang und gäbe sind.

Verschiebung der Zielgruppe

In der Gruppe berichtete ein Tester (12 Jahre), als über Spielzeiten diskutiert wurde, dass er FF13 immer mit seiner Mutter spielen würde. Vielleicht erschließt sich ja an dieser Stelle die Intention der Entwickler, wenn man das Spiel als Brückenschlag zwischen den Generationen versteht. Eine Spielmechanik, die eher an das Spiel für zwischendurch, das Casual Game, erinnert und dabei aber Interesse für das Rollenspielgenre und die großen Geschichten weckt. Das Beispiel des jungen Spielers und seiner Mutter zeigt zumindest, dass sich die gemeinsame, familiäre Nutzung der Konsole nicht auf Sport- und Partygames beschränken muss.

Fazit

Final Fantasy XIII ist ein grafisch beeindruckendes Abenteuer, das durch seine epochale Geschichte lange Zeit vor den Bildschirm fesseln kann. Aufgrund der moderaten Gewaltdarstellung in den überzogenen Fantasyschlachten und der teilweise langatmigen Erzählweise ist das Spiel erst für geduldige und storyinteressierte Spielende ab 12 Jahren geeignet. Da der Schwierigkeitsgrad verhältnismäßig niedrig ist, kann der Titel auch problemlos von Videospielanfängern gespielt werden. Echte Rollenspielprofis sollten allerdings ein Probespiel wagen und prüfen, ob ihnen das begrenzte Spielsystem ausreicht.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

Lise-Meitner-Gesamtschule

Köln Porz
Spielspaß: