Leons Identität
Spielerische Aufklärung zum Thema Rechtsextremismus.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Kosten:
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielende werden mit den Themen Rechtsextremismus und Radikalisierung sowie teilweise beleidigender Sprache konfrontiert.
Spielbeschreibung
Der 18-jährige Leon ist verschwunden. Die Polizei ist auf der Suche, doch konnte bislang keinen Hinweis finden. Sein Bruder Jonas sucht deshalb in Leons Zimmer nach Hinweisen zu dessen Verbleib. In der Rolle des 15-jährigen Jonas ist es nun unsere Aufgabe Schubladen, Bücher und Computer zu durchsuchen. Mit Leons Zimmer steht nur ein einzelner, kleiner Schauplatz zur Verfügung, doch dort lässt sich mit vielen Objekten interagieren. Dabei kommentiert Jonas alles was er entdeckt und liefert so weitere Hintergrundinformationen oder ordnet das Entdeckte ein. Gelegentlich lösen bestimmte Fundstücke eine kurze, gezeichnete Erinnerung aus, die mehr über das Leben von Leon und die Beziehungen innerhalb seines Freundeskreises verraten. Im Verlauf des kurzen Adventures (zum Durchspielen ist nicht mehr als eine Stunde nötig) müssen zudem kleine, einfache Rätsel gelöst werden, um beispielsweise Zugang zu Leons Computer zu erhalten. Wie sich schnell im Verlaufe der Geschichte herausstellt, hat Leon zunehmend begonnen mit der rechten Szene zu sympathisieren und sich von allen anderen abzuwenden. Jonas versucht deshalb Kontakt mit seinem Bruder aufzunehmen und ihn davon zu überzeugen, aus der rechten Szene auszusteigen und in sein altes Leben zurückzukehren.
Pädagogische Beurteilung
Prävention
Leons Identität wurde zur Extremismus-Aufklärung und -Prävention sowie zur Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen entwickelt. Das von der Staatskanzlei und dem Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragte Spiel entstand auch in Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz NRW und bietet sich sowohl für einen Einsatz in Schulen als auch außerunterrichtlich an. Es ist auf der Webseite sowie auf Steam frei verfügbar. Im Spielverlauf werden verschiedene Facetten der rechte Szene thematisiert, dazu gehören: Foren mit rechten Themen und Verschwörungstheorien, Memes auf Online-Plattformen, Musik und Konzerte sowie andere Veranstaltungen. Protagonist Jonas dient dabei als Vorbild in Sachen Medienkompetenz und setzt sich in seinen Kommentaren immer wieder kritisch mit dem auseinander, auf was er bei seiner Suche stößt.
Nah an der Realität
Das Spiel gibt sich große Mühe, möglichst nah an der Lebensrealität von Jugendlichen in Deutschland zu sein. Das wird zum Beispiel stark an den fiktiven Chatprogrammen und dem Musikdienst auf Leons Handy und Computer deutlich, in denen sich die beliebten realen Vorbilder WhatsApp, Discord und Spotify problemlos erkennen lassen. Zudem sorgen Erwähnungen von Covid-19, Angela Merkel und Greta Thunberg dafür, dass sich das Spiel überraschend aktuell anfühlt. Auch die fiktive rechte Gruppe “Atavistische Aktion” ist in Teilen einem realen Vorbild, in diesem Fall der “Identitären Bewegung”, nachempfunden. Wegbereiter für Leons Radikalisierung ist Liebeskummer, ein Gefühl was sich ebenfalls nah am Alltag vieler Jugendlicher befindet und in das sich die meisten Spielenden wahrscheinlich hineinversetzten können. Leons Identität ist aufwändig produziert und bietet eine realistische Grafik sowie eine auffallend gute Vertonung.
Problematische Aspekte
Teil des Adventures sind rechte Themen und beleidigende Sprache. Diese werden jedoch von Jonas immer auch entsprechend kommentiert und kritisiert und sind somit zu jeder Zeit Teil des präventiven Konzeptes. Für die Spieler*innen stellt der sehr reflektierte Jonas so auch ein Vorbild dar. Doch trotzdem verhält sich auch Jonas nicht unbedingt immer vollkommen vorbildlich. So teilt er seine Entdeckungen und Erkenntnisse nicht mit der Polizei oder seinen Eltern, sondern versucht Leon auf eigene Faust zu kontaktieren und ihn ohne Erfahrung mit einer solchen Situation zu überzeugen, sich von der rechten Szene abzuwenden. Im Konzept des Spiels erfüllt das interaktive Gespräch mit Leon am Schluss einen wichtigen Zweck, denn so müssen die gefundenen Hinweise noch einmal eingesetzt werden, um Leon zu überzeugen (was auch scheitern kann) und sein Handeln zu hinterfragen. Im Gespräch bekommt man zudem einen besseren Einblick in Leons Beweggründe und Gedanken. Der Verlauf von Leons Radikalisierung wird zwar in verschiedenen Aspekten gezeigt, wirkt bei genauer Betrachtung jedoch zu vereinfacht dargestellt. Zudem vermittelt das Spiel den Eindruck, dass eine Radikalisierung durch ein einfaches Gespräch, wie es Jonas am Ende mit Leon führt, in kürzester Zeit ohne allzu große Probleme rückgängig gemacht werden kann. Die ausführliche Untersuchung von Leons Zimmer stellt auch ein starkes Eindringen in dessen Privatsphäre dar, was durch das Durchsuchen seiner Online-Accounts und seines Smartphones noch deutlich verschärft wird. Jonas betont mehrfach, dass er sich dessen bewusst ist und sich unwohl damit fühlt, hält sein Vorgehen in Anbetracht von Leons Verschwinden jedoch für angemessen.
Fazit
Insgesamt bietet Leons Identität eine gute Möglichkeit für Kinder und Jugendliche sich spielerisch mit dem Thema Radikalisierung und Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Obwohl diese Thematik für das Spiel etwas vereinfacht dargestellt wurde, punktet es durch seine gute Darstellung der Lebensrealität von Jugendlichen. Dank der einfachen Rätsel, der kurzen Dauer und der simplen Steuerung, lässt sich das Adventure auch gut ohne viel Vorerfahrung mit Videospielen bewältigen.