Mario Kart Live: Home Circuit

Mario Kart Live: Home Circuit ist eine Kombination aus Mario Kart auf der Switch und das Steuern eines echten Kartspielzeugs. Die Switch dient dabei als Lenkrad. Eine Kamera ist am Kartspielzeug angebracht und zeigt Live-Bilder auf der Switch. Dadurch können Augmented Reality-Inhalte auf der Switch dargestellt werden und Spielenden das Gefühl geben, man ist live in einem Rennen mit anderen Mitspielenden und Computergegnern. Die Strecken für einen Grand Prix werden im Spielzimmer, Wohnzimmer, auf Plätzen oder im Garten vorab aufgebaut und können dann gefahren werden.

Alle Spielenden brauchen dazu eine eigene Switch oder Switch Lite und ein eigenes Fahrzeug. Das Spiel selbst kann frei im Nintendo Store heruntergeladen werden. In jeder Box befindet sich nur jeweils ein Fahrzeug mit Mario oder Luigi als Spielfigur. Weitere Figuren oder Sets werden nicht angeboten.

Pädagogische Beurteilung

Spielzeuge für die Konsole

Die Firma Nintendo (gegründet 1889 in Japan) war zu Gründungszeiten ein erfolgreicher Spielzeughersteller. Zu Zeiten der ersten Nintendo-Konsole NES brachte Nintendo auch bereits einzelne Zusatzspielzeuge (Nintendo Zapper, Nintendo R.O.B. Robot) heraus, um sie aktiv in das Spielen an der Konsole einzubinden. Seit 2014 werden unter der Marke Amiibo kleine Sammelfiguren herausgebracht, welche über die Konsole oder den Controller in das jeweilige Spiel portiert werden können, um sie aktiv zu verwenden. Ab 2018 wurde speziell für die Switch mit dem Nintendo LABO ein Bastelset aus Kartonagen verkauft, mit dem man eigene Controller (Angel, Klavier) zum Spielen aufbauen kann. Und seit Oktober 2020 kann Mario Kart Live: Home Circuit als ein Set mit jeweils Mario oder Luigi als Figur erworben werden. Weitere Materialien sind aus Kartonagen bestehende vier Tore und Richtungsanzeigeschilder, welche für ein Rennen benötigt werden.

Nach dem Einscannen des jeweiligen Fahrzeuges und dem Erstellen eines digitalen Führerscheins (mit eigenem Foto), kann dieses über die Switch und die Kamera auf dem Fahrzeug frei gefahren werden. Zum Schutz der Privatsphäre ist es nicht möglich, Fotos oder kurze Video dabei aufzunehmen. Die Steuerung geht sehr leicht von der Hand und ist Intuitiv schnell erlernt.

Mario Kart live in Augmented Reality (AR)

Neben dem freien Fahren können einzelne Rennen mit Mitspielenden (maximal vier) ausgetragen werden. Dafür müssen die nummerierten Tore in der richtigen Reihenfolge frei aufgestellt werden, so dass ein Rundkurs entstehen kann. Zur Sicherheit der sehr leichten Tore aus Kartonage sollten entsprechende Gewichte mit aufgebaut werden, da die kleinen Rennkarts die Tore sonst gerne mitziehen könnten. Zur Erfassung der aktuellen Rennstrecke muss diese zuerst markiert werden. Hierzu muss diese Strecke fehlerfrei und ohne Eile abgefahren werden, um dann die anderen Mitspielenden über das lokale Netzwerk in sein System der Switch einzuladen und das Rennen zu starten.

Über die Bildschirmanzeige der Switch werden nun während des Rennens digitale Inhalte eingeblendet, welche auch spielerisch Einfluss nehmen können. Wie bei der Mario Kart-Serie üblich, können Items eingesammelt und Bananen, Panzer oder Blitze auf die Gegenspieler*innen geschleudert werden. Doch auch die Rennstrecken selbst können uns mit Eisblöcken einfrieren oder anderweitig ausbremsen. Zudem fahren Computergegner mit um die Wette. Nach maximal fünf Runden ist das Rennen vorbei und Punkte werden vergeben, mit denen man weitere Fahrzeuge, Skins und andere Dinge freischalten kann.

Dieses Prinzip der erweiterten bzw. aufgesetzten Realität (Augmented Reality AR) kann Zuschauenden in Echtzeit zusätzliche Informationen über die Kamera und den Bildschirm aufzeigen. Beispiele lassen sich bereits in unserer modernen Zeit finden, wie Abseitslinien im Profisport während einer Fernsehübertragung. Auch die App Pokémon Go nutzt AR-Features, wenn einzelne Pokémon eingefangen werden, welche auf unserem Gartentisch oder dem Gehweg erscheinen und nur über die Kamera wahrgenommen werden können. Nach diesem Prinzip erscheinen nur auf dem Bildschirm der Switch die jeweiligen zusätzlichen Infos und ergeben ein völlig anderes Spielegefühl, als wenn man das Rennen von außen beobachtet.

Ich baue mir im Wohnzimmer meinen eigenen Grand Prix

Solange alle vier Tore aufgestellt und die realen Grenzen der kleinen akkubetriebenen Fahrzeuge und ihrer Leistung beachtet werden, kann nahezu jeder Gegenstand im eigenen Zimmer für das Rennen verwendet werden. Bei der richtigen Höhe können die kleinen Rennkarts auch unter Sofas durchfahren oder leichte Steigungen bewältigen. Zu viel Dreck oder Haare sind auf Dauer nicht hilfreich, da diese sonst mühselig von den Achsen entfernt werden müssen und größere Höhen sollten vermieden werden, wenn man das robust aussehende Fahrzeug nicht dauerhaft durch Stürze beschädigen möchte. Es ist trotz seines Aussehens als Rennauto ein Spielzeug mit einer eingebauten Kamera.

Der eigentliche Reiz und Zeitfresser besteht im kreativen Ausprobieren der Rennstrecken. Auch kompliziertere Rundkurse können aufgebaut und ausprobiert werden. Jedes der drei Rennen, welche zusammen ein Grand Prix ergeben, muss einzeln aufgebaut werden. Zudem wird viel Platz benötigt und aufgrund der fehlenden Entspiegelung der Switch-Bildschirme ist es besonders schwierig bis unmöglich, draußen im Garten oder auf einem Platz im Sonnenschein Rennen zu fahren. Außerdem muss der Abstand des Fahrzeugs zur eigenen Konsole beachtet werden, da die Funkverbindung nach über 10 Metern nachlässt, die Verbindung unterbricht und man aus dem aktiven Rennen geworfen wird.

Mario und Luigi, Luigi und Mario & vier Switches

Mit jedem durchgespielten Cup werden weitere Level freigeschaltet und verändern die Rennen und ihre digitalen AR-Inhalte. Mal muss man in einem Schneerennen Eisblöcken ausweichen, die einen sonst stoppen, oder Feuerbälle können uns verlangsamen. Fleischfressende Pflanzen erwarten uns an den jeweiligen Toren oder wir sehen alles verschwommen, wenn wir uns unter dem Meer befinden. Besonders der direkte Eindruck auf dem Bildschirm und das dortige Renngeschehen unterscheiden sich stark von der realen Geschwindigkeit. Die fehlenden AR-Inhalte lassen das Spiel für Zuschauende von außen sehr ruhig und langsam erscheinen. Auf dem Bildschirm geht dagegen die Post ab. Ständig muss man auf etwas reagieren und gegenlenken, es wird gehupt und geschupst und wie bei einem Mario Kart-Rennen werden sich gegenseitig auch unzählige Items an den Kopf geworfen.

Aufgrund der Größe von Mario oder Luigi als Spielfigur ist die restliche Blickweite eingeschränkt und die Reaktionszeit der realen Hindernisse oder Gegenfahrzeuge recht kurz. Daher muss auf verschiedene Dinge auf der Switch und im realen umfeld geachtet und die Switch dauerhaft in den Händen gehalten werden. Trotz der Faszination kann es für jüngere Kinder eine große Herausforderung darstellen, die Rennflitzer zu beherrschen und ein Rennen zu fahren. Allein für den freien Fahrmodus muss auch nicht diese kostspielige Box erworben werden, da jedes ferngesteuerte Rennspielzeug ausreicht. Denn aufgrund der Voraussetzungen (jeweils eine Switch und ein Fahrzeug pro Person) muss der finanzielle Aspekt beachtet werden. Das Spiel macht erst ab drei realen Mitspielenden deutlichen und längeren Spaß, da sonst nach kurzer Zeit eine echte Herausforderung fehlt. Bei zwei Spielenden fehlt ein gewisser Anreiz, da die Runden schnell absolviert sind und ein echtes Renngefühl kaum entsteht. Und für drei Mitspielende benötigt man drei der Boxen sowie drei Switch Konsolen, was schnell teuer werden kann.

Turniere im Jugendzentrum

Als gute Alternative haben sich lokale Events bei Jugendzentren oder Jugendveranstaltungen herausgestellt. Dort kann der erhöhte Konsolenaufwand und der jeweilige Platz besser angeboten werden. Für die Spieletestrunden wurden auch einzelne Turniere mit Verhaltensregeln aufgestellt. Somit konnte eine richtige Grand Prix-Atmosphäre geschaffen werden. Lokale Jugendzentren ermöglichen zudem, sich ausgiebiger mit dem Aufbau und dem kreativen Erstellen von Rennstrecken und Hindernissen zu beschäftigen. Dies kann auch prima mit anderen Basteleien oder Mal-/Sprayaktionen kombiniert werden, um z.B. Tunnel aus stabilen Holzpaletten und mit Beleuchtung zu basteln, auf denen die Kinder selbst stehen können, während ihre Fahrzeuge unter ihnen durchfahren. Eine gute Planung und ein erhöhter Zeitaufwand sind Voraussetzungen für solche Events und können auch bei Bedarf und Kapazität privat durchgeführt werden. Ein gesamter Tag sollte jedoch dafür eingeplant werden. Als weitere Alternative können die kleinen Fahrzeuge auch in einer Arena mit einem Tischtennisball wie beim Spiel Rocket League für Autoballspiele genutzt werden.

Fazit

Mario Kart Live: Home Circuit ist ein spielerischer Versuch von Nintendo, echte Rennautos mit dem Spielprinzip und dem Erlebnis aus der Mario Kart-Serie zu verbinden. Aufgrund der Augmented Reality-Funktionen kann das eigene Spiel- und Wohnzimmer oder der Garten als Rennstrecke ausgebaut und mit Freund*innen befahren werden. Das Spiel eignet sich, um sich an einem freien Tag in der Familien oder dem Freundeskreis zu treffen und kreativ Rennstrecken zu basteln und ein internes Turnier zu veranstalten. Für Solisten eignet sich dieses Prinzip jedoch weniger, da der Spielspaß erst ab drei Personen zu tragen kommt und dementsprechend ein höherer technischer und finanzieller Aufwand vonnöten ist. Für Jugendzentren und offene Events ist dieses Spielprinzip jedoch sehr gut einsetzbar. Die Kombination aus realen Rennautos und AR-Features kann für Jüngere noch überfordernd sein.