Cover Trüberbrook. Ein Charakter steht an einer Bushaltestelle.
Spielbeurteilung

Trüberbrook

Grafisch ansprechendes Point&Click-Adventure mit subtilem Humor.

Ein mit Schnee bedeckter See. Davor ein Steg und ein Boot, auf der einen Seite, eine Bushaltestelle auf der anderen. In der Mitte steht eine Person und blickt nach oben.
Ein mittelalterlich anmutender Platz mit drei Häusern. Davor eine Ritterrüstung, die auf einem Podest aus Stein steht. Ein Mann hebt einen leeren Karton.
Ein Mann steht mit einem Koffer in der Hand vor einer Theke. Dahinter steht eine Frau. Im Vordergrund ist ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Auf dem einen Stuhl sitzt eine Frau und liest Zeitung.
Ein Mann steht mit dem Rücken zur Betrachtenden Person und blickt in Richtung eines Tals. Neben ihm ist ein Baum unter dem ein Haufen Müll liegt.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Headup Games
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 12. März 2019

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

10
spielbar ab 10 Jahren

Stellenweise düstere Spielabschnitte und teilweise muss um die Ecke gedacht werden.

Spielbeschreibung

Deutschland, 1967. Mitten in der Provinz hält ein gelber VW-Bus. Im Flackern der Straßenlaterne tritt Hans Tannhauser, Physikstudent aus Amerika, seine Reise in das idyllische Luftkurörtchen Trüberbrook an, welche er unwissend in einem Preisausschreiben gewann. Als er eines Nachts von einer geheimnisvollen Gestalt aus dem Schlaf im örtlichen Pensionszimmer gerissen wird, beginnt eine Reise voller Verschwörung und Absurdität.

Pädagogische Beurteilung

Warmherzige Atmosphäre mit ästhetischer Präsentation

Visuell weiß Trüberbrook durch seinen einzigartigen Ansatz absolut zu überzeugen. Sämtliche Kulissen wurden in einer Werkstatt als Miniaturausführung gebaut und mit echtem Licht inszeniert. Durch eine besondere Technik, der Photogrammetrie, wurden die kreierten Sets anschließend für das Spiel digitalisiert.
Das nebulöse Provinznest wirkt allerdings nicht allein durch die einzigartige Grafik so einladend. Die Synchronsprecher*innen, zu denen unter anderem Persönlichkeiten wie Nora Tschirner, Dirk von Lowtzow und Jan Böhmermann zählen, machen ihre Sache gut. In der englischen Fassung übernehmen ebenfalls die deutschen Sprecher*innen ihre Rollen, um den Figuren einen authentischen deutschen Akzent zu verleihen. Mit der stimmigen musikalischen Untermalung und den lebensechten Geräuschkulissen wirkt die gelungene Präsentation perfekt abgerundet.

Von Logik und Humor

Trüberbrook sieht fantastisch aus, ja, aber was wäre ein Point&Click-Adventure ohne anständige Rätsel? Genau hier zeigen sich, zumindest für Genre-Veteranen, ein paar kleinere Schwächen. Die Hindernisse, welchen sich unser Hauptcharakter stellen muss, sind oft nicht sonderlich schwer zu meistern und wirken eher willkürlich platziert. Abwechslung und Humor kann man dem Rätseldesign nicht absprechen, allerdings kommen Phasen auf, bei denen die Aufgabestellung zu weit hergeholt erscheint und die Logik sich dem Humor bzw. der Kreativität unterordnet.
Während eines Spielabschnittes mussten wir beispielsweise Strom überbrücken. Statt den Draht zweier Kleiderbügel aus unserem Inventar zu benutzen, war die Lösung, einen Dosenöffner gegen die im Dorf stehende Ritterrüstung zu werfen, diese anzuziehen und damit die beiden Enden der Stromleitung zu fassen. Apropos Inventar – dieses ist ausschließlich einsehbar. Eine Interaktion mit eingesammelten Gegenständen funktioniert nur über ein Auswahlrad, welches 4 verschiedene Interaktionsmöglichkeiten bietet. Bei manchen Dialogrätseln kann sich Trüberbrook außerdem nicht ganz vom klassisches “Trial and Error“ frei machen.

Vielseitiger Zeitvertreib

Im Laufe der Geschichte begegnen Spieler*innen in abwechslungsreichen Schauplätzen einer Vielzahl von einzigartigen Charakteren. Von vereinsamten KIs zu kauzigen Verschwörungstheoretikern ist jede Figur absolut unterhaltend. Mit dabei ist außerdem immer Hans‘ Diktiergerät, auf dem er Nachrichten für eine gewisse Beverly festhält. Narrativ absolut sinnvoll, da durch das Aufzeichnen nicht direkt mit den Spielenden gesprochen wird.
Im Menü lässt sich ein Kindermodus aktivieren, welcher Zigaretten und andere, nicht kinderfreundliche Elemente, entfernt. Für die jüngere Zielgruppe ein nettes Gimmick und absolut sinnvoll.

Fazit

Vor stilsicheren Hintergrundkulissen aus selbstgebauten Miniatursets, zeigt sich Trüberbrook als klassisches Point&Click-Adventure mit Mystery- und Sci-Fi-Anleihen und wirkt mit seinen verwobenen Geschichten und skurrilen Charakteren oft wie eine Reminiszenz an Twin Peaks. Die Präsentation ist fantastisch, Gameplay und Rätseldesign sind teilweise ausbaufähig. Mit einer Spielzeit von 6-8 Stunden, dem unverbrauchten Setting und gespickt von vielen witzigen Anspielungen auf ältere Genre-Kollegen kommt keine Langeweile auf. Jeder Szene wird der unglaubliche Arbeitsaufwand der Entwickler*innen angemerkt.
In Anbetracht des integrierten Kindermodus ist Trüberbrook für Spielende ab 10 Jahren interessant.