
Minecraft
Trotz altbackerner Grafik & umständlicher Steuerung äußerst kreativitätsfördernd & motivierend.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
USK Alterskennzeichen
Spielmodi:
- Gegeneinander
- Miteinander
- Lokal
- Online
Zusatzinfos:
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
Unsere Spielfigur startet in einer Welt, die ausschließlich aus verschiedenen Klötzen besteht. Diese sind immer gleich groß (im Verhältnis zur Realität ein Kubikmeter) und unterscheiden sich auf den ersten Blick nur in ihrer Farbe. Das Spiel würfelt aus unzähligen Blöcken zufallsgeneriert eine Umgebung zusammen, die erstaunlicherweise immer stimmig aussieht und zum Erkunden anregt: karge Wüsten, gewaltige Berge, grüne Wiesen mitsamt Kühen und anderem Getier – oder auch mal eine weitläufige Eisregion.
Hier stehen wir nun also und haben keine Ahnung was wir tun sollen, es gibt keinerlei Hilfen oder Erklärungen. Schnell finden wir jedoch heraus, dass wir mit der bloßen Hand braune Erdblöcke abtragen und auch Bäume in ihre eckigen Bestandteile zerlegen können. Alles was wir so ergattern, sammelt sich in unserem Inventar, quasi dem Rucksack der Figur. Wenn wir hier nun die gefundenen Erdblöcke auswählen, können wir sie beliebig in der Welt anordnen und so neue Strukturen erschaffen. Aus dem Holz klöppeln wir anschließend unsere ersten Werkzeuge – eine Schaufel für Sandblöcke, eine Axt für Bäume und eine Spitzhacke für Gestein. Dazu müssen die Bauteile in einer bestimmten Form im Menü angeordnet werden. Immerhin verrät das Spiel, welche Formen zu welchen Ergebnissen führen, allerdings erst, wenn eine der benötigten Materialien gesammelt wurde. Eine weitere Hilfestellung ist die Übersicht zu den Fortschritten der Spieler*innen. Meilensteine wie die erste Benutzung der Spitzhacke werden hier festgehalten. Darüber hinaus werden die nächsten Schritte dargestellt, an denen sich Spieler*innen orientieren können.
Die konsequent umgesetzte, eckige Sonne verrät uns die Tageszeit, es ist Abend – unsere Gehversuche haben den ersten Tag im Nu verschlungen. Jetzt kommt der heikle Teil der sonst so friedlichen Minecraft Welt: Sobald die Sonne untergeht, kommen aus Klötzchen bestehende Monster aus ihren Verstecken und machen Jagd auf die Spieler*innen. Um uns vor ihnen zu schützen, müssen wir uns eine Behausung suchen. Entweder wir hauen eine Höhle in einen Berg oder wir basteln uns eine einfache Hütte aus Erdblöcken auf offener Fläche. Im Versteck ist es dunkel und es heißt abwarten. Morgen müssen wir einen Stollen in den Berg treiben und nach Kohleblöcken suchen, kombinieren wir diese mit unserem Holz, entstehen Fackeln, die unsere Unterkunft auch bei Nacht beleuchten. Wenn wir genug Holz finden, können wir uns eine Tür bauen. Haben wir genug Stein für einen Ofen, schmelzen wir darin Sand zu Glas, daraus werden unsere Fenster. Und wenn wir weit genug graben, finden wir vielleicht Eisen, aus dem wir uns eine Rüstung schmieden können, um uns vor den Kreaturen zu schützen. Doch wenn wir unseren Stollen in den Berg treiben, stoßen wir wahrscheinlich auf unterirdische Flüsse und Seen, die wir umgehen oder umleiten müssen, treffen auf gefährliche Lava oder auch auf neue Monster, die sich unter der Erde herumtreiben. Hinter jeder Ecke wartet das Abenteuer, die Hoffnung auf wertvolle Materialien, aber auch die Gefahr. Die Kombinationsmöglichkeiten der Materialien sind immens, die Baumöglichkeiten schier unendlich.
Pädagogische Beurteilung
Alte Schule im Hier und Jetzt
Aus technischer Sicht ist Minecraft alles andere als zeitgemäß, die Grafik ist nicht nur angestaubt, sondern alt. Der Sound ist simpel, die Menüs sind unübersichtlich. Doch darüber lässt sich hinwegsehen, wenn man die erste eigene Hütte zu einem Haus ausgebaut hat, das Haus zu einer Burg, die Burg zu einem Schloss mit Wassergraben und so weiter und so fort. Minecraft erklärt wenig und gibt nichts vor, fast alles was die Spieler*innen hier erleben, entstammt deren eigener Phantasie und Kreativität. Das Sandkastenspiel kann alleine gespielt werden, ist jedoch auch über das Internet mit mehreren Personen spielbar. Die Einstellungsmöglichkeiten sind dafür außerordentlich vielfältig. So kann jederzeit die Spielschwierigkeit angepasst werden, wenn etwa gar keine Monster in der Welt auftauchen sollen. Auch bei den Grafik- und Soundeinstellungen lässt sich das Spiel sehr gut an die eigenen Bedürfnisse oder das verwendete Gerät anpassen.
Ordnung ist das ganze Leben
Da Minecraft kein vorgegebenes Ziel hat, ist die Zeitinvestition allen Spieler*innen selbst überlassen, wir haben jedoch schnell festgestellt, dass ein neues „Projekt“ – wie etwa der neue Burggraben für unsere Behausung – schnell zum Stundenfresser werden kann. Ähnlich verhält es sich mit der für das Spiel namensgebenden Beschäftigung (Minecraft: engl. Minenhandwerk), dem Graben von Stollen und dem Aufbau gigantischer Minennetzwerke, um neue und wertvollere Materialien zu finden. Diese werden gebraucht, um bessere Werkzeuge herstellen zu können. Mit der Holzspitzhacke können wir beispielsweise nicht so schnell Tunnel graben wie mit einer aus Metall. Der Weg durch die Berge ist spannend und weckt den Forschertrieb, weil man nie weiß, was sich in der zufallsgenerierten Welt hinter der nächsten Ecke verbirgt. Der Kontrast zu den dunklen und nur von Fackeln beleuchteten Stollen stellt die bunte Oberwelt dar, auf der sich bei Tag Tiere tummeln, von denen sich zum Beispiel die Wölfe sogar zähmen lassen. Die Kühe dienen als Lieferant für Leder und Fleisch, die Schafe können geschoren werden, um ihre Wolle weiterzuverarbeiten. Die Motivation entsteht durch Ziele, die sich die Spieler*innen selbst setzen, wie etwa: „Ich möchte einen Turm bauen, der bis in die Wolken reicht“. Das ist möglich. Wie das Ziel erreicht wird, ist den Spieler*innen freigestellt und erfordert Planung. Welche Baumaterialien verwende ich? Woher bekomme ich diese? Soll der Turm nur zweckdienlich oder auch schön anzusehen sein? Baue ich nur bei Tag in Sicherheit, oder brauche ich Waffen und Rüstung, um mich gegen die Monster zu wehren? Woher bekomme ich diese? Doch je mehr Materialien sich im Inventar der Figur ansammeln, desto schwerer wird es, im entscheidenden Moment die richtigen zu finden. Also ist es sinnvoll einen Lagerraum mit Truhen anzulegen, in denen die Baumaterialien, Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und der restliche gefundene Plunder sortiert und verwaltet werden können. Wenn ein Projekt ordentlich laufen soll, ist Ordnung wichtig.
Forscher und Erbauer
Auch wenn Aufräumen nicht gerade dazu gehört, kombiniert Minecraft trotz seines einfachen Aussehens viele Aspekte, die Kinder faszinieren: die Spieler*innen können selbst über die eigenen vier Wände entscheiden und diese gestalten. Ein Fußboden aus Glas? Ein Baum im Wohnzimmer? Ein Schwein in der Abstellkammer? Kein Problem. Die Monster hingegen bieten den Anreiz sich zu verteidigen, immer bessere und optisch ansprechendere Waffen und Rüstungen zu bauen, um sich in der Welt behaupten und bewähren zu können. Dazu müssen sich Spieler*innen auf Erkundungstouren begeben – das Erforschen der Spielwelt macht einen großen Reiz aus. Sollte die Figur jedoch dabei sterben (wenn sie etwa von einem Monster zu häufig getroffen wird, in einen Abgrund fällt oder zu lange unter Wasser bleibt), erscheint sie neben dem selbst gesetzten Wiederbelebungspunkt und es kann weiter gespielt werden. Jedoch liegen alle Utensilien und Materialien, die sich im Inventar befanden, an der Stelle, an der die Figur gestorben ist und müssen zurückgeholt werden.
Wie groß die angestrebten Projekte sind, ist den Spieler*innen freigestellt. So kann man Minecraft zwischendurch mal für eine halbe Stunde spielen, aber es gibt im Internet auch Videos von Spieler*innen, die das Raumschiff Enterprise oder Landschaften aus den Herr der Ringe-Büchern nachgebaut haben. In Originalgröße und jeweils mehreren hundert oder sogar tausend Arbeitsstunden, was natürlich extreme Ausnahmen sind. Da das Aufbauspiel mit Erklärungen geizt und sich teils recht umständlich bedienen lässt, ist etwas Einarbeitung notwendig, was den Einstieg für Gelegenheitsspieler*innen etwas holprig macht. Doch sobald die Grundmechanik des Auf- und Abbaus der Blöcke verstanden wurde, entfaltet sich auch für jüngere Kinder das Spaß- und Lernpotential, weil nun quasi eine Riesenkiste Lego zur Verfügung steht, die nach Herzenslust umgebaut werden kann. Je nach Antrieb können so kreatives Denken, Entwickeln von Lösungsstrategien, Organisation und Planung sowie auch Frustrationstoleranz gefördert werden.
Mods und Updates
Auch über zehn Jahre nach Veröffentlichung erfreut sich Minecraft großer Beliebtheit. Das liegt zum einen an den regelmäßigen Updates, mit denen das Spiel versorgt wird, als auch an der aktiven Modding-Szene. Mit Mods können Spiele inoffiziell erweitert werden. Diese in der Regel kostenfrei verfügbaren Zusatzinhalte werden von Hobbyentwickler*innen auf verschiedenen Webseiten angeboten. Auf den Konsolen sind die Mods im hauseigenen Minecraft Store verfügbar. Die Inhalte können zum Beispiel sogenannte Skins sein, also Kostüme, die das Aussehen der Figuren verändern. Mods können aber auch Objekte ins Spiel bringen, wie neue Werkzeuge oder Tiere. Eine Besonderheit bei Minecraft sind die sogenannten “Texture Packs” oder in der deutschen Version “Ressourcenpakete”. Diese verändern gleich das ganze Aussehen des Spiels. Im Internet finden sich zahllose dieser Erweiterungen. Auch diese sind in den meisten Fällen kostenfrei, im Minecraft Store sind hingegen auch kostenpflichtige Mods und Ressourcenpakete verfügbar. Die Altersfreigabe ab 6 Jahren, welche die USK vergeben hat, berücksichtigt natürlich nur das Grundspiel. Alle Erweiterungen, welche im Internet verfügbar sind, fallen nicht unter diese Freigabe. Der Großteil der Mods und Ressourcenpakete orientieren sich zwar am Hauptspiel, die Inhalte bleiben aber ungeprüft. Zumindest im Minecraft Store sind nur ausgewählte Inhalte verfügbar, die der Idee des Grundspiels entsprechen. Auf der Konsole ist es außerdem sehr viel umständlicher Mods zu verwenden, die nicht im Minecraft Store verfügbar sind.
Fazit
Minecraft ist ein Phänomen: es erzählt keine Geschichte, verzichtet fast vollständig auf Erklärungen und sieht dank simpler 3D-Grafik altbacken aus. Doch es macht Spaß, ist faszinierend und schränkt die Spieler*innen nur durch seine eigene Kreativität ein – was viele Lernmöglichkeiten bietet und es in unseren Testergruppen äußerst beliebt macht. Durch die umständliche Steuerung, die unübersichtlichen Menüs und fehlende Hilfen muss besonders jüngere Kinder das Spiel von einem Erwachsenen erklärt werden, dann ist es jedoch eine moderne Legokiste für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren. Die Monster in der Spielwelt sind mitunter ein wenig gruselig und gerade wenn die Welt dunkel ist, können Sie Jüngere erschrecken. Bei genauerer Betrachtung sind die Fieslinge jedoch durch ihre aus Blöcken gebauten Körper eher witzig als unheimlich.
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Barrierencheck
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