Packshot Age of Empires IV mit USK 12.
Spielbeurteilung

Age of Empires IV

Komplexes Echtzeit-Strategiespiel, das einen guten Einblick in die Geschichte des Mittelalters gibt.

Eine Festungsanlage aus der Vogelperspektive. Vor den Mauern hat sich eine Gruppe von Rittern positioniert, um die Festung anzugreifen.
Eine Hofanlage aus der Vogelperspektive. Davor stehen mehrere Ritter sowie ein Späher auf einem Pferd.
Graslandschaft an einer Burgmauer mit Schemenhaften Gestalten. Weiße Schrift: Zum ersten Mal während des Krieges waren die Engländer eindeutig geschlagen worden.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Xbox Game Studios
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 28. Oktober 2021
Genres:
Plattformen:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

USK ab 12
USK ab 12 freigegeben

Spielmodi:

  • max. 8 Spieler*innen
  • Gegeneinander
  • Miteinander
  • Online

Pädagogische Altersempfehlung

14
spielbar ab 14 Jahren

Spielbeschreibung

Age of Empires IV ist ein Echtzeit-Strategiespiel mit dem Ziel, sein Volk mit Hilfe von Wirtschafts- und Technologiewachstum sowie einem Militär zu einer Großmacht aufzubauen und dabei gegnerische Völker zu besiegen oder andere Siegbedienungen zu erreichen. Dabei stehen bis zu acht Völker zur Auswahl und man spielt sich unter anderem in vier Story-Kampagnen durch die echte Geschichte des Mittelalters. Ähnlich wie bei den bekannten Reihen Die Siedler und ANNO gehört auch das Age of Empires-Franchise zu den großen Klassikern der Aufbausimulationen, wobei hier der Fokus mehr auf die kriegerischen Konflikte zweier oder mehrerer Völker gelegt wird.

Pädagogische Beurteilung

Das Spielprinzip

Typisch für ein Strategiespiel beginnt man auf der Karte vorerst mit einem Hauptquartier und versucht durch Rohstoffgewinnung sein Volk und Gebiet auszuweiten. Mit der Maus klickt man auf eine noch überschaubare Auswahl an Gebäuden und platziert einen Holzfäller am Rande des Waldes. So ist die Holzproduktion erstmal gesichert und es können weitere Gebäude gebaut werden. Außerdem werden Jäger und Späher losgeschickt, die für die Verpflegung des eigenen Volkes sorgen und das Gebiet auf weitere Rohstoffe oder andere Völker erkunden. Mit dem Bau von Wohnhäusern kann das eigene Volk wachsen und mit Bergwerken lassen sich Gold und andere Rohstoffe abbauen, um beispielsweise Waffen zu produzieren und sein Militär auszubauen. Für die Spielenden gibt es hierbei immer viel zu sehen. Die Holzfäller sägen die Wälder ab und die Jäger erschießen Rehe mit Pfeil und Bogen. Mit der Zeit verschiebt sich der Fokus vom Bau auf die kämpferische Eroberung von feindlichen Völkern, die man mit Soldaten, Schießpulver und Katapulten kämpferisch erobern muss.

Militärische Gewalt als Mittel zum Erfolg?

Tatsächlich stattgefundene Kriege dienen als Vorlage für die Geschehnisse in AoE IV. Es liegt daher nahe, dass die Spielenden Gewalt ausüben müssen. Es fließt zwar kein Blut und die verstorbenen Körper verschwinden schnell, dennoch reagiert jede Person anders darauf: „Man sieht in Kriegssituationen zum Beispiel Pferde umfallen und anschließend verschwinden. Ich persönlich mag es nicht, Tiere sterben zu sehen“, meinte Testerin Nicole. „Manchmal brennen Häuser und die Soldaten schreien oder man sieht, wie der Jäger ein Tier häutet. Für kleine Kinder ist das vielleicht etwas zu brutal„, sagte Tester Simon. Dennoch war Simon als erfahrener Strategie-Spieler ziemlich begeistert: „In den Kämpfen geht es schon ordentlich zur Sache und man muss strategisch vorangehen. Dieser strategische Aspekt gefällt mir“.
Am Ende kommt es bei AoE IV aber nicht nur auf Gewalt an: „Es gibt auch andere Siegbedingungen, wie zum Beispiel ein Weltwunder zu bauen„, führte Simon fort. Im Einzelspiel kann man sogar gegnerische Völker deaktivieren, sodass man ohne Krieg und Gewalt einen Sieg erreicht. Hier bietet es sich auch an, dass Eltern mit den Kindern gemeinsam eine Mission starten und spielerisch aufzeigen, wie die Menschen damals gelebt und eine neue Zivilisation gegründet haben. Alleine könnten jüngere Kinder von den umfangreichen Aufgaben allerdings überfordert sein.

Machtherrschaft im Mittelalter – ein komplexes Unterfangen

Neulingen wird es am Anfang ziemlich leicht gemacht, da ein umfassendes Tutorial in die wichtigen Funktionen einführt. Testerin Nicole sagte dazu: „Es wird für Anfänger wirklich alles Schritt für Schritt erklärt. Das finde ich gut“. Im Verlauf des Spiels merkte Simon aber bereits schnell: „Ich finde die Künstliche Intelligenz der Gegner schon ein bisschen anspruchsvoll.“ Auch Nicole fiel auf, dass der Überblick auf das Geschehen irgendwann nicht mehr so einfach gegeben ist: „Es wird ziemlich stressig, wenn parallel mehrere Dinge anliegen.“ So kann es vorkommen, dass auf dem Bildschirm gerade der Feind einmarschiert und zeitgleich ganz woanders Rohstoffe ausgehen und die Produktion von Soldaten nicht mehr möglich ist. „Da hat man zwischendurch gar keine Lust mehr. Aber irgendwie will man ja auch weiterkommen und wenn der nächste gegnerische Stützpunkt dann besiegt ist, möchte man natürlich unbedingt gewinnen.“ Die Spielenden empfinden die Erfolge als Belohnung und das ist schlussendlich ein positives Gefühl. Dustin merkte zudem noch an: „Die Künstliche Intelligenz lässt sich glücklicherweise auf verschiedene Schwierigkeitsstufen einstellen. Trotzdem ist es nicht ganz einfach. Besonders wenn man zeitgleich auf mehrere Gegner trifft“.

Geschichtsunterricht zum Thema Mittelalter

Spieletester Simon lobte die Inszenierung von AoE IV„Bei der Kampagne werden Zwischensequenzen gezeigt, die eine Kombination aus realen Filmaufnahmen und digitalen Animationen sind.“ So schwebt die Kamera über große Felder der Normandie und gibt durch eingeblendete Animationen von historisch wichtigen Personen, Armeen und Waffen sowie durch eine Erzählerin in deutscher Sprachausgabe einen guten Einblick in den damaligen Konflikt zwischen Frankreich und England. Dieser dokumentarische Stil ist durchaus nutzbar, um Jugendlichen spannend und unterhaltsam die Geschichte um den Hundertjährigen Krieg zu vermitteln. Gleiches gilt auch für die anderen Kampagnen über den Einmarsch der Normannen in England, das mongolische Reich und den Aufstieg Moskaus. Dabei nimmt die Erzählerin teilweise den Ausgang der Schlachten vorweg, sodass es den Spielenden einen sachlichen und distanzierten Zugang vermittelt.

Multiplayer, Internetzwang, Sucht und versteckte Kosten?

Es wird grundsätzlich keine Internetverbindung benötigt, lediglich für den Mehrspielermodus gegen andere Personen. Das hat einen besonderen Reiz: „Wenn man gegen Freunde kämpft oder auch gegen den Computer, dann hat man so ein Gefühl von Macht. Das finde ich spannend“, sagte Yavuz. Kommunizieren lässt sich dann mit den anderen Spielenden über eine Chatfunktion. Das ist mit Vorsicht zu genießen, da sich nicht erkennen lässt, wer wirklich vor dem Computer sitzt. Ansonsten besteht keine Gefahr für versteckte Kosten und die Kampagnen sind gut auf vereinzelte Missionen strukturiert. Da man jederzeit speichern kann, können sich Jugendliche mit genug Distanz in die Welt des Mittelalters begeben, ohne Angst zu haben, sich darin zu verlieren.

Fazit

Age of Empires IV orientiert sich an den Wurzeln des beliebten zweiten Teils aus dem Jahr 1999 und verzichtet dabei auf viel unnötigen Schnickschnack. Die Missionen sind gegenüber damals etwas abwechslungsreicher und die Kampagne inklusive der dokumentarischen Erzählweise bietet sowohl Strategiefreunden als auch Historik-Liebhaber*innen eine Menge Spaß.
Anfänger*innen wird durch ein umfangreiches Tutorial ein guter Einstieg in die Welt der Strategiespiele geboten. Spätestens beim ersten Aufeinandertreffen mit gegnerischen Völkern zeigt sich aber schnell die Komplexität. Es wird schnell wuselig auf dem Bildschirm und überall finden Dinge statt, bei denen man in irgendeiner Form interagieren muss. Das kann für jüngere Kinder zu Stress führen. Auch der kriegerische Aspekt um das Töten von Tieren und Menschen verlangt eine ausreichende kognitive Distanz zum Geschehen. Dabei lassen sich Einzelmissionen auch ohne Gegner und mit einem anderen Ziel (z.B. baue ein Weltwunder) erledigen. Die Inszenierung der Kampagne ist sehr gelungen und die Zwischensequenzen im Stile einer Dokumentation können als Werkzeug zum Geschichtsunterricht dienen.

Bewertung der Spieletest-Gruppe

GAMER TREFF Jugendzentrum Blomberg

Blomberg
Meinung der Tester*innen

Was ist gut? Was ist schlecht?

+ Gutes Tutorial für Einsteiger*innen
+ Tolle Inszenierung bietet einen sachlichen Einblick in die Geschichte
+ Einzelmissionen auch ohne Krieg möglich
+ Abwechslungsreiche Kampagne für Fortgeschrittene

Für Anfänger*innen teilweise zu schwierig und komplex
Situativ hoher Stressfaktor durch viele zeitliche Aufgaben
Nach Updates sind alte Spielstände teilweise nicht mehr spielbar

Unsere Tipps an Erwachsene:

  • Begleiten Sie zu Beginn Ihr Kind beim Spielen und probieren Sie vorerst eine Einzelmission ohne Gegner aus
  • Vereinbaren Sie vorab die Spielzeit, in dem Sie z.B. sagen: „Du kannst diese eine Mission machen und danach ist erstmal Pause“
  • Beobachten Sie beim Online-Multiplayer, mit wem Ihr Kind tatsächlich online spielt
  • Thematisieren Sie den Gewaltaspekt und beobachten Sie, wie ihr Kind darauf reagiert

Unsere Tipps an Heranwachsende:

  • Nutzt das Tutorial, damit der Einstieg leichter fällt
  • Die Zwischensequenzen bieten viel Wissen über die geschichtlichen Hintergründe
  • Vereinbart vor dem Spielstart eine Spieldauer. Das Speichern ist jederzeit möglich

Tester*innen: Nicole, Simon, Dustin, Yavuz

Spielspaß: