Oben steht: The Cosmic Wheel Sisterhood". Darunter sieht man eine dreiäugige Frau mit großem Hut, wie sie Karten anschaut, die vor ihr schweben.
Spielbeurteilung

The Cosmic Wheel Sisterhood

Interaktive Erzählung über Identität, Zugehörigkeit und Verantwortung in einem Fantasy Setting.

Eine junge Frau mit drei Augen und einem großen Hut ist zu sehen. Sie trägt ein weißes Hemd und eine schwarze Hose und schaut in den Spieler an.
In einer Pixelgrafik ist ein sechsarmige Wesen mit langem Schwanz zu sehen, die im All fliegt. Links sieht man einen klein Menschen auf einer Fensterbank sitzen. In einem Textfeld steht "Mein Name ist Fortuna. Ich bin eine Hexe."
Links ist die Steuerung des Spiels zu sehen: L Verschieben, Pfeiltasten Präzise verschieben, 2L (Halten) Drehen & skalieren, 2R (Halten) Hintergrund verschieben, X Löschen, Y Kopie erzeugen, B Spiegeln, A Auswählen. Ebentiefe: L zurück, R vor, linken Stick drücken Hinten, rechten Stick drücken vorne.
Zwei behandschuhte Hände mischen Karten. Rechts steht "Das Gute" und "Das Schlechte" geschreiben.
4
5

Allgemeines

Vertrieb: Devolver Digital
Spielewebsite: Website aufrufen
Erschienen: 16. August 2023
Genres:

Jugendschutz & Altersempfehlung

USK Alterskennzeichen

Icon USK 16
USK ab 16 freigegeben (getestet im IARC Verfahren)

Spielmodi:

  • nur alleine spielbar

Pädagogische Altersempfehlung

16
spielbar ab 16 Jahren
  • Empathiefähigkeit
  • Reflektionsfähigkeit
  • Kritisches Denken
K
Fordert Kreativität

Spielbeschreibung

Fortuna ist eine Hexe mit der besonderen Gabe des Wahrsagens. Da sie ihrem Hexenzirkel eine düstere Zukunft vorausgesagt hat, wurde sie vom Oberhaupt zu einer tausendjährigen Verbannung auf einen Asteroiden verurteilt. Nach 200 Jahren der Isolation beschwört sie aus Verzweiflung den Behemoth Abramar, ein mächtiges Wesen, und beide schließen einen Pakt. Als Teil ihrer Strafe wurden Fortunas Tarotkarten verbrannt, ohne die sie ihre Fähigkeiten nicht mehr ausüben kann. Mithilfe von Abramar kann sie neue Karten erschaffen, die es ihr ermöglichen, anderen wieder die Zukunft vorherzusagen. Wie Fortuna dies tut, liegt in den Händen der Spieler*innen. Mit der Zeit begegnet sie immer mehr Charakteren, und die Interaktionen mit ihnen sind sowohl durch verschiedene Dialogoptionen als auch durch das Legen der Karten steuerbar. Die Spieler*innen müssen sich in Fortunas Rolle kontinuierlich zu ihren eigenen Werten positionieren, Beziehungen zu den anderen Hexen gestalten und so über die Zukunft des Zirkels und Fortunas Platz darin entscheiden.

Pädagogische Beurteilung

Audiovisuelles Design

Der charmante Pixel-Art-Stil, der ruhige Soundtrack und das unkomplizierte Gameplay machen Cosmic Wheel Sisterhood zu einem kreativen Cozy-Game, das thematisch jedoch einiges an Tiefe mitbringt. Ganz im Stile einer „Visual Novel“ steuert man das Spiel durch die Auswahl unterschiedlicher Dialogoptionen, ohne dabei unter Zeitdruck zu stehen. Das Gameplay ist so jedoch recht eintönig und textlastig, weshalb es sich eher für lesebegeisterte Spieler*innen eignet. Im Verlauf können Spieler*innen eigene Tarotkarten designen und ein individuelles Deck zusammenstellen. Wer möchte, kann hier viel Zeit in die kreative Gestaltung der Karten investieren, was jedoch nicht zwingend für den Spielfortschritt notwendig ist.

Queere Repräsentation

Wie der Titel bereits andeutet, geht es um Frauen, die einander unterstützen – und dabei sind alle Frauen mitgemeint. Im Universum des Spiels ist es nur binär weiblich identifizierten Personen möglich, als Hexe wiedergeboren zu werden. Queere und trans* Frauen werden selbstverständlich, positiv und realistisch dargestellt und repräsentiert und es ist möglich, queere Beziehungen einzugehen.

Existenzielle Themen im zauberhaften Setting

Zentrale Themen sind Identität, Gemeinschaft und die Übernahme von Verantwortung – sowohl für sich selbst als auch für andere. Die moralischen Entscheidungen der Spieler*innen beeinflussen den Handlungsverlauf: von der Gestaltung von Fortunas individuellen Beziehungen bis hin zu politischen Entscheidungen. Die Spieler*innen sind gefordert, ständig zu reflektieren, wie ihr Verhalten den weiteren Verlauf der Geschichte, ihre Rolle im Zirkel und das Schicksal ihres Umfeldes beeinflusst. Dass das Spiel existenzielle Themen in ein entspanntes, fantastisches Setting einbettet, birgt großes Potenzial zur Selbstreflexion. Es ist jedoch in erster Linie für ältere Jugendliche und junge Erwachsene geeignet. Neben den komplexen Themen und dem notwendigen Textverständnis könnten die okkulten Symbole, das Design des Behemoth und einiger Hexen trotz Pixel-Art-Stil für jüngere Spieler*innen beängstigend sein.

Fazit

The Cosmic Wheel Sisterhood regt im Spielverlauf stark zur Reflexion der eigenen Identität, Normen und Werte sowie der Zugehörigkeit und Rolle in Gruppen an – zentrale Themen im Jugendalter. Die queerfeministische Perspektive und die positive Repräsentation, gepaart mit einem starken Fokus auf Gemeinschaft, machen das Spiel besonders für weiblich identifizierte und queere Jugendliche zu einer empowernden Erfahrung. Dadurch wird die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität gefördert.

Gleichzeitig sollten die sensiblen Themen beachtet werden, die nicht explizit dargestellt, aber dennoch angesprochen werden, wie Selbstverletzung, Suizid, Diskriminierung, Geschlechtsdysphorie, Depression, Angststörungen, Einsamkeit, sexuelle Themen, derbe Sprache und der Konsum legaler Drogen. Das Thema Tod wird durch das Narrativ der Wiedergeburt mal unterschwellig und mal direkter behandelt. Diese Themen erfordern eine gewisse kognitive und emotionale Reife, weshalb das Spiel für Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren empfohlen wird.