Jusant
Entspanntes Kletterspiel mit einer Geschichte über klimatische Veränderungen in einer magisch fremden Welt.
Allgemeines
Jugendschutz & Altersempfehlung
Spielmodi:
- nur alleine spielbar
Pädagogische Altersempfehlung
Spielbeschreibung
Im 3D-Abenteuer Jusant steuert man eine unbekannte junge Person, die einen Weg a die Spitze eines Berges in einer fremden Welt sucht und dabei verlassene Gebäude vorfindet. Neben dem Lesen einzelner Briefe, die die Vergangenheit der Orte der Zivilisation nacherzählen, müssen wir lediglich unseren Weg erklettern. Dabei seilen wir uns an, setzen Haken in die Wand, um uns vor einem tiefen Fall zu schützen und nutzen Vorsprünge, Holzbalken sowie alte Leitern, um mit jedem Meter weiter aufzusteigen. Nach weniger als zehn Stunden hat man das Finale erreicht und alle Aufgaben auf diesem Weg absolviert.
Pädagogische Beurteilung
Schwindelfrei nach oben
Die Hauptaufgabe und das Kernelement des Spiels sind das Klettern an sich. Es gibt aktuell kaum ein anderes Game auf dem Markt (bis auf einzelne VR-Titel mit Kletterfunktionen), in denen das Klettern so ausführliches und zentrales Spielelement ist. Während manche frei kletternden Menschen (Freeclimbers) im wirklichen Leben lebensgefährlich auch ohne Seile Felsen und Berge hinaufklettern, wird sich hier automatisch immer gesichert. Die Funktionen sind leicht zu erlernen und gut beschrieben. Wir wechseln uns mit den Schultertasten ab, welche links und rechts die Hände beim Klettern bedeuten und steigen Hand um Hand sowie Schritt um Schritt jeden Meter weiter nach oben. Solange bis wir eine sichere neue Ebene mit Häusern oder sogar Türmen gefunden haben. Manchmal gibt es im Felsen eingebaute Eisenleitern, wir nutzen natürliche Vorsprünge, müssen sogar springen oder mit dem Seil schwingen, um einen Felsvorsprung zu erreichen. Jusant lässt uns viele Freiheiten und wir müssen uns manchmal den richtigen Weg suchen, aber eigentlich ist das Spiel recht linear und wir können nicht einfach in eine bestimmte Richtung klettern, auch weil wir uns nur durch maximal drei Haken zusätzlich absichern können und unser Seil ebenfalls nicht unendlich lang ist. Vollständig abstürzen kann unsere Figur nicht und verletzt sich auch ansonsten nicht. Sie muss sich jedoch gelegentlich ausruhen, weil man nicht unendlich oft springen kann oder das Klettern in der Sonne unsere Ausdaueranzeige beansprucht. Auch wenn der Blick meist nach oben gerichtet ist, kann es sehr gut sein, dass Menschen mit Höhenangst nervös werden können.
Wir klettern zudem nicht ganz alleine, da wir einen tierischen Begleiter haben, der gelegentlich aus dem Rucksack herauskrabbelt und sich gurgelnd von uns streicheln lässt. Zusammen mit ihm bilden wir eine magische Verbindung, mit der wir unsere Welt manipulieren können und z.B. Pflanzen auf Knopfdruck auf magische Weise schnell wachsen lassen, um diese dann als Kletterhilfe nutzen zu können. Auch für das Gesamtziel scheint unser Begleiter wichtig zu sein, da wir gemeinsam mehrere Türme finden müssen, um dort etwas auszulösen. Das Spiel bleibt aber mysteriös und muss durch unsere eigenen Entdeckungen erklärt werden.
Ebbe
Während unserer Reise lernen wir die Folgen eines möglichen Klimaereignisses in dieser fremden magischen Welt kennen. Dies wird geschickt durch die Welt selbst und unsere Entdeckungen erzählt. Weil während des Abenteuers nicht gesprochen wird, müssen wir uns alle Informationen und Geschichten aus den Briefen oder Mitteillungen der Bewohner*innen aus den verlassenen Häusern auf unserer Klettertour selbst zusammendichten. Dabei erfahren wir mehr über das vergangene Leben und wie diese untergangene Gesellschaft funktioniert hat. Sehr schnell wird klar, dass das Fehlen des Wassers wohl dramatische Auswirkungen hatte. Der französische Titel Jusant heißt auch übersetzt Ebbe und deutet bereits die Geschichte an. Finden wir besondere Muscheln, lauschen wir in kurzen Zwischensequenzen dem Leben in diesem Dorf aus der Vergangenheit.
Atmosphärisches Gameplay
Insgesamt entsteht eine melancholische, visuell und akustisch beeindruckende Atmosphäre und lässt uns während des Spielens auch etwas über unsere eigene Zukunft und Vergangenheit nachdenken. Eben weil das Spiel keinerlei Zeitdruck aufweist und wir auch nicht lebensgefährlich abstürzen oder einen virtuellen Tod erleiden können, wird die ruhige Stimmung und der Charakter, eine Kletterwandersimulation zu spielen, nochmals deutlicher.
Trotz des comichaften Grafikstils sieht die fremde Welt schön detailliert aus und vermittelt mit speziellen Pflanzen und fremden Tieren eine eigene glaubwürdige, verlassene Welt, die es zu entdecken gilt. Und mit jedem erkletterten Meter fühlen wir uns in dieser Welt immer wohler und das Klettern wird immer mehr zu einer Freude, weil man auch ungewöhnliche Manöver starten kann, die in der realen Welt lebensgefährlich oder gar tödlich enden könnten. Das Spiel weist somit kaum Frustmomente auf, aber an diese ruhige Spielweise, sich einen Weg in Ruhe anzuschauen und mit einer Strategie vorzugehen, müssen sich ungeduldige Spielende gewöhnen. Hier gibt es keinen Highscore zu besiegen oder andere spielübliche Gewinnmöglichkeiten. Hier geht es nur um das herausfordernde Klettern an sich, die Musik und die wunderschöne Landschaft.
Eben weil es nur auf die Steuerung ankommt, benötigen jüngere oder unerfahrene Spielende mehr Eingewöhnungszeit, um die Mechanismen des Kletterns, des Herumschwingens und die einzelnen Rätsel auch zu lösen. Obwohl es abseits des linearen Weges kaum größere Entdeckungsmöglichkeiten gibt, ist das Spiel gerade kurz genug, um keine Langeweile zu aufkommen zu lassen.
Fazit
Wer (auch in virtuellen Spielen) keine Höhenangst hat und Lust bekommt, eine magisch fremde Welt zu erklettern, wird mit Jusant für mehrere Stunden eine entspannte Klettertour erleben dürfen. Es gibt keinen Zeitdruck und als Entdecker*in kann man Stück für Stück eine verlassene Zivilisation und deren Vergangenheit erkunden. Die Kletterfunktion gehört, neben einigen VR-Titeln, zu den realistischsten Simulationen, wenn es um die vertikale Sportart geht. Das Spiel kommt ruhig daher und die Geschichte wird durch viele Briefe und die schöne Spielegrafik erzählt, denn es gibt ansonsten keinerlei Gespräche. Zentrales Element ist und bleibt das Klettern mit all seinen Facetten des Vorausplanens und dem geschickten Umgang mit der Steuerung. Kinder ab 10 Jahren sollten das Abenteuer ohne größere Frustmomente absolvieren können.
Bewertung der Spieletest-Gruppe
Kinder- und Jugendhaus Brake
BielefeldDieser Bericht erfolgte über das Durchspielen des Spiels während des Streams des Twitch-Kanals des AWO KiJu Brake.