Horrorspiele – Ihre Potenziale und Risiken

31.10.2025 | Allgemeines, Gamespädagogik, Jugendkultur

Fiktiver Zeitungsartikel aus Five Nights at Freddy's, darüber der Titel in lila Schrift: Horror-Spiele, Ihre Potenziale und Risiken

Horror-Spiele üben einen besonderen Reiz auf Kinder und Jugendliche aus. Sie sind spannend, das Gruseln kann Spaß machen und die eigenen Grenzen können ausgetestet werden, ohne sich einer echten Gefahr auszusetzen. Aber sie können auch Ursache für Ängste und Alpträume sein. 

Manchmal dienen Horror-Spiele auch als Mutprobe unter Jugendlichen: Beliebte Titel werden auf dem Handy, der Spielkonsole oder am PC runtergeladen, allein oder gemeinsam auf dem Schulhof gespielt und Freund*innen und Mitschüler*innen gezeigt, um sie zu erschrecken. Sie kommen oft mit einem Hype daher, wodurch schnell der Zwang entsteht, diese zu spielen, um mitreden zu können. Oftmals wird dabei nicht auf die USK oder auf Warnungen geachtet, wodurch Kinder und Jugendliche getriggert werden können. Dies kann schlimmstenfalls Ängste und Alpträume zur Folge haben.

Horror-Spiele sind daher ein zweischneidiges Schwert: Oft bieten sie geheimnisvolle Geschichten, spannende Rätsel, eine düstere Atmosphäre und ein interessantes Gameplay, das sich von anderen Spielgenres stark unterscheidet. Andererseits sind ihre Inhalte meist kritisch, spielen mit bekannten Ängsten und können verstören.

Verschiedene Arten von Horror und Grusel

Vor allem im pädagogischen Rahmen ist der Umgang mit Horror-Spielen nicht immer leicht, denn Horror-Spiel ist nicht gleich Horror-Spiel: So arbeiten Indie-Titel überwiegend mit der Atmosphäre, sei es durch ein ausgefallenes Sound-Design oder durch düstere Grafiken, während die großen Titel meist mehr auf klassische Schreckmomente, sogenannte Jumpscares, setzen.

Große Horror-Titel und -Reihen sind beispielsweise Resident Evil, The Last of Us, Until Dawn, Silent Hill oder Alien: Isolation, die fast alle eine gesetzliche Alterskennzeichnung ab 18 Jahren haben. Mit Luigi’s Mansion bietet Nintendo ebenfalls eine bekannte Reihe mit Gruselelementen, die sich an Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren richtet und überwiegend atmosphärisch mit einigen Schreckmomenten daherkommt.

Luigi’s Mansion 3

Bei Indie-Horror-Spielen ist die Auswahl ebenfalls umfangreich. Besonders beliebt bei Kindern und Jugendlichen sind beispielsweise die Spiele oder Reihen Five Nights at Freddy’s, Bendy and the Ink Machine, Little Nightmares, Doki Doki Literature Club, Poppy Playtime oder Layers of Fear. Die meisten von ihnen arbeiten sowohl mit Atmosphäre als auch mit Schreckmomenten und sind überwiegend ab 12 oder 16, teils auch erst ab 18 Jahren freigegeben.

Aufgreifen schwieriger Thematiken

Horror-Spiele leben davon, dass sie Unnatürliches oder Alltagsfremdes darstellen, schwierige Thematiken aufgreifen oder auf soziale Missstände hinweisen.

Beispielsweise übernehmen Spieler*innen in Layers of Fear die Rolle eines schizophrenen Künstlers aus der First-Person-Perspektive und sehen die Dinge so, wie er sie wahrnimmt. Doki Doki Literature Club und Fractured Minds zeigen Einblicke in das Leben von Menschen mit Depressionen und Angststörungen, während sich Never Again mit dem Schrecken von Asthma-Anfällen bei Kindern auseinandersetzt. Bendy and the Ink Machine dagegen verweist auf die düsteren Seiten der Zeichenindustrie, was bis heute hinsichtlich der schlechten Arbeitsbedingungen in vielen Industrien immer noch an Relevanz behält.

Bendy and the Ink Machine

Gerade weil Horror-Spiele solche Thematiken besonders schrecklich in Szene setzen, wirken sie nach und regen zum Nachdenken an. Hierbei ist es wichtig, gemeinsam über die gezeigten Spielinhalte zu reflektieren.

Besonders vorsichtig sollte beispielsweise auch mit der Darstellung von psychisch kranken oder behinderten Menschen umgegangen werden, da diese in Medien oft als Schreckensfaktor genutzt werden. Auch werden Krankheitsbilder, insbesondere von psychischen Erkrankungen, teils stark verzerrt dargestellt, was zu Diskussionen anregen kann.

Begegnung von Ängsten

Spiele wie Among the Sleep, Five Nights at Freddy’s, Little Nightmares, Limbo oder Poppy Playtime spielen mit Kindheitsängsten. So werden die Spielenden in Five Nights at Freddy’s und in Poppy Playtime von lebendigen Spielzeugen oder mechanischen Tierfiguren verfolgt. In Among the Sleep, Angels of Death und Lydia werden die Spielenden aus der Perspektive eines Kindes, beziehungsweise Kleinkindes, mit dem Streit zwischen Erwachsenen konfrontiert.  

In vielen Horror-Spielen müssen auch düstere Wälder, alte Häuser oder andere verlassene Orte durchquert werden. Oft werden dann ebenfalls kindliche Charaktere gesteuert, wie bei Limbo oder Little Nightmares. So stellen sich die Spielenden aus Kinderperspektive Urängsten, wie der Angst vor der Dunkelheit und den Monstern, die darin lauern könnten.

Ein Kind im gelben Regenmantel versteckt sich in einer Küche hinter einem Fass. In der Küche stehen zwei große Köche mit besonders großen Köpfen. Das Kind versteckt sich vor ihnen.

Little Nightmares

Horror-Spiele können helfen, in einem geschützten Raum und mit der Möglichkeit, die Erfahrung jederzeit abzubrechen, mit seinen Ängsten konfrontiert zu werden und die Furcht abzubauen. Dabei ist es besonders wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und auf sich zu achten, denn ansonsten können bestehende Ängste verschlimmert werden oder es können neue Ängste entstehen.

In vielen Fällen weisen Spiele zu Beginn auf potenzielle Trigger hin. Ansonsten können diese Informationen auch oft online beim Spieleherstellenden nachgeschaut werden. Beispielsweise gibt es eine Webseite, die darauf hinweist, ob ein Tier innerhalb eines Spiels stirbt, oder ob Spinnen vorkommen.

Erkunden von Ortschaften

Spiele wie Pineview Drive, Bendy and the Ink Machine, Five Nights at Freddy’s: Security Breach, Layers of Fear oder The Suicide of Rachel Foster sind sogenannte Walking-Simulatoren, in denen die Spielenden sich durch Gebäude oder Ortschaften bewegen, diese erkunden und ab und an dabei erschreckt werden. Meist sind sie atmosphärisch aufgebaut und es müssen Rätsel gelöst werden.

Five Nights at Freddy’s: Security Breach

Hier können Kinder und Jugendliche Orte erkunden, zu denen sie gewöhnlich keinen Zutritt haben, wie alte Fabrikgeländer, leerstehende Häuser oder ein Einkaufszentrum bei Nacht, was einen gewissen Reiz des Verbotenen und Nervenkitzel mit sich bringt. Manche dieser Spiele bieten zudem verschiedene Einstellungsoptionen, sodass Orte mit weniger oder sogar vollständig ohne Erschreck-Momente erkundet werden können: In Layers of Fear 2 gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Monster-Begegnungen auszuschalten, während Yonesawara Hospital sogar die Möglichkeit bietet, das japanische Krankenhaus komplett ohne Schreckmomente zu durchgehen. Spiele wie Eyes – The Horror Game oder Five Nights at Freddy’s: Ultimate Custom Night lassen die Spielenden selbst bestimmen, wie stark und gefährlich die Monster sein sollen.

Yonesawara Hospital

Community-Bildung

Horror-Spiele gehen oft mit einem großen Hype unter Kinder und Jugendlichen einher, weshalb sich um diese oft auch mächtige Communities bilden, bei denen die Fans kreativ werden und beispielsweise Fan-Art, Fanfiction (Fangeschichten), Theorie-Videos oder Songs erstellen und miteinander teilen. Teilweise entstehen dadurch auch Hilfsangebote. So gibt es etwa bei zahlreichen Horror-Let’s-Play-Videos sogenannte Jumpscare-Listen, die Schreckmomente des Videos mit Zeitstempel auflisten. Auch Guides, Walkthroughs und Trigger-Warnungen können helfen, Spielinhalte im Bereich Horror einzuschätzen.

Fazit

Horror-Spiele kommen mit einigen Risiken daher, sind jedoch aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen kaum wegzudenken, insbesondere auf dem Schulhof, bei Übernachtungspartys oder während Halloween. Horror-Spiele können kritische Inhalte auf kreative und interessante Art darstellen und bieten vielfältige Reize für Kinder und Jugendliche, wie das Erkunden, das Spielen mit Ängsten und das Finden von Gruppen. Andererseits müssen stets die Risikoaspekte, die gesetzlichen Alterskennzeichen sowie pädagogische Alterseinschätzungen im Blick behalten werden, um Alpträume und Ängste zu vermeiden, damit das Spielen von Horror-Spielen letztendlich allen Spaß macht.