Digitale Spiele auf Barrierefreiheit testen

Digitale Spiele haben einen sehr verbindenden Charakter. Diese Eigenschaft eignet sich vor allem in inklusiven Gruppen. Denn über das Medium können Jugendliche mit und ohne Behinderung zusammengebracht werden. Durch die gemeinsame Zeit und ein verbindendes Element werden Berührungsängste umgangen und Vorurteile abgebaut.
Das ist das Fundament und gleichzeitig auch das Ziel dieser Methode. Jugendliche mit und ohne Behinderung spielen gemeinsam – gleichzeitig wird geschaut, ob alle mitspielen können. Auf welche Barrieren treffen Menschen mit Behinderung in digitalen Spielen? Wie können diese durch Einstellungen, assistive Technologien oder eine gegenseitige Hilfe innerhalb der Gruppe überwunden werden? Durch die mehrjährige Projektarbeit von Gaming ohne Grenzen wurde eine Methode für die inklusive Jugendarbeit entwickelt, die einen niedrigschwelligen Austausch ermöglicht.

Eine Jugendliche spielt mit einem Lenkrad und ein Pädagoge schaut zu.
4
5
Thema:
Reflektieren Interagieren
Einsatzort: außerschulische Jugendarbeit
Zielgruppe: Jugendliche mit und ohne Behinderung ab 12 Jahren
Ziele: Verständnis füreinander fördern, Berührungsängste abbauen, Jugendlichen mit Behinderung eine Teilhabe ermöglichen, Gruppengefühl stärken, Möglichkeiten des Mediums kennenlernen
Dauer: ca. 2 Stunden (als regelmäßiges Angebot möglich)

Material/Technik

Weiterführende Links

Vorbereitung

Im ersten Schritt müssen geeignete Spieletitel herausgesucht werden. Hier kann keine pauschale Empfehlung gegeben werden, denn welcher Titel sich eignet, hängt ganz von den Bedürfnissen und Interessen der Spieler*innen ab – und oftmals hilft nur ‚ausprobieren‘. Die Spiele-Beurteilungen von Gaming ohne Grenzen können aber eine hilfreiche Orientierung sein. Generell kann gesagt werden, dass sich Multiplayer-Titel am besten eignen, da sich die Jugendlichen dann nicht abwechseln müssen, sondern gemeinsam spielen können. 

Der nächste Schritt der Vorbereitung kann auch schon gemeinsam mit den Jugendlichen gemacht werden: die benötigte Technik aufbauen und vorbereiten. Geschieht dies gemeinsam, können gleichzeitig Technik-Kompetenzen geschult werden.

Durchführung

Die Durchführung besteht aus zwei Teilen. Bei einer Dauer von zwei Stunden kann jeder Teil jeweils eine Stunde dauern.

Die erste Stunde dient vor allem dem Kennenlernen des Titels sowie dem gemeinsamen Spielen. Es ist wichtig, dass die durchführende Person eine Auswahl an Spielen mitbringt. So kann gemeinsam geschaut werden, ob alle mitspielen können. Games mit unüberwindbaren Barrieren oder einer zu hohen Komplexität können ansonsten bei Jugendlichen mit Behinderung zu Frustration führen. Bei diesem Teil der Methode steht vor allem der gemeinsame Spaß im Vordergrund. 

In der zweiten Stunde beginnt dann die eigentliche Testphase, nachdem sich alle mit dem Spiel vertraut gemacht haben. Es gibt vier Bereiche, in denen das Spiel gemeinsam unter die Lupe genommen wird: Sehen, Hören, Verstehen und Steuern. Als Orientierung gibt es Kriterien zum Ausdrucken für jeden Bereich. Diese können einzeln mit den Jugendlichen besprochen und sortiert werden: Was macht das Spiel gut und was macht es nicht so gut? Für ein gemeinsames Fazit gibt es eine Zielscheibe – hier können die Jugendlichen Klebepunkte setzen: Hat das Spiel viele Barrieren, wenig Barrieren oder ist es sogar barrierefrei?

Barrieren simulieren

In inklusiven Gruppen sind Jugendliche mit verschiedenen Behinderungen und Bedürfnissen vertreten. Diese Heterogenität ist für diese Methode natürlich von Vorteil, denn so können verschiedene Erfahrungen gemacht und geteilt werden. Um die Spiele in allen Bereichen testen zu können und gleichzeitig die Jugendlichen für verschiedenste Barrieren sensibilisieren zu können, können diese auch simuliert werden. Dies geht mit einfachen Mitteln: Beispielsweise ein Spiel mit nur einer Hand steuern, den Ton des Fernsehers ausschalten oder die Farbsättigung des Bildschirms herunterdrehen. Aber auch Hilfsmittel, wie Simulationsbrillen, können unterstützend hinzugeholt werden. Diese ermöglichen das Spielen mit unterschiedlichen Seheinschränkungen. Das künstliche Simulieren von Barrieren kann nicht nur Erfahrungen bringen, sondern auch Verständnis untereinander fördern. Wichtig ist, dass die Simulationen gut reflektiert und pädagogisch gerahmt werden.

Hier ist Feingefühl nötig, damit die Jugendlichen ohne Behinderung nicht auf die Einschränkungen ‚herunterschauen‘ und die Jugendlichen mit Behinderung sich weiterhin wertgeschätzt und im besten Fall als Expert*innen fühlen.

Zielsetzung

Gemeinsam soll herausgefunden werden, welche Spiele mit welchen Einschränkungen spielbar sind. Gleichzeitig werden Jugendliche mit und ohne Behinderung über dieses verbindende Medium zusammengebracht. Dadurch werden Berührungsängste reduziert und Vorurteile abgebaut.

Variationen

Je nach Zielgruppe kann natürlich auch eine andere Fazit-Methode verwendet werden. Es eignen sich auch reine Gruppendiskussionen oder das Ausfüllen von Fragebögen.