Let’s Play & Streaming
Let´s Play-Videos und Streaming sind in der Jugendarbeit aktueller denn je. Beim Streamen können wertvolle pädagogische Ziele verwirklicht werden, indem man die Zielgruppe nicht nur erweitert, sondern auch Jugendliche abholt, die man durch persönlichen Kontakt sonst nicht erreicht. So werden digitale und analoge Räume verbunden und die Beziehungsarbeit auf eine neue Ebene gehoben. Neben technischen Faktoren sollten jedoch auch rechtliche Aspekte beachtet werden.
Material/Technik
- Kameratechnik
- Mikrofon und Kopfhörer
- stabiles Internet
- ein leistungsstarker PC inklusive Aufnahme- oder Streaming-Software (bspw. OBS)
- eine Capture Card, um Konsolen oder iPads mit stabiler Framerate zu übertragen (optional)
- Farblichter oder Farbfolie (optional)
Vorbereitung
Alle Geräte sollten vor dem Einsatz aktualisiert werden. Dazu zählen Betriebssysteme und Software auf dem PC. Aber auch Mikrofon und Kameratechnik können unter Umständen ein Update erhalten haben. Auch bei Konsolen sollte ein Update des Betriebssystem und ein Update der Capture Card mit eingeplant werden.
weiterhin ist es relevant, im Vorfeld die Bildrechte der Jugendlichen durch die erziehungsverantwortlichen Personen einzuholen.
Durchführung
In der ersten vorbereitenden Sitzung werden die wichtigsten Faktoren für einen Stream oder ein Let’s Play besprochen. Folgende Fragen sollten mit den Teilnehmenden besprochen werden:
Wie hält man die Aufmerksamkeit? Wie funktioniert ein Spannungsbogen in Social Media? Wie ist die Ansprache? Was muss gesagt werden, um sich vorzustellen? Wo können Abweichungen eingebaut werden, damit es sich nicht anhört, als lese man gerade ein Text ab? Welche Themen möchte man während der Aufnahme oder im Stream ansprechen? Wie sollte man auf Kommentare reagieren?
Neben den inhaltlichen Fragen sollte in der ersten Sitzung auch über Urheberrechte, Recht am eigenen Bild, Creative Commons, Daten im Netz und Nutzungsbedingungen gesprochen werden. Zusätzlich ist es möglich, Improvisationsspiele einzubauen, um die Kinder und Jugendlichen an Spontanität und Improvisation zu gewöhnen.
In der zweiten Sitzung gibt es eine kurze Technikeinführung: Wie weit sollte man vom Mikrofon (die Art des Mikrofons ist hier entscheidend) entfernt sein? Wie wird die Aufnahme oder der Stream gestartet und gestoppt? Wo sind die Kommentare zu sehen?
Anschließend findet der Stream oder die Aufnahme statt. Die Audiofrage ist bei einem Stream oder Let’s Play entscheidend. Für einen Let’s Play sollte der Ton vom Spiel und der Ton vom Mikrofon getrennt aufgenommen werden. Das erleichtert später die Bearbeitung und kann das eine oder andere Video retten. Bei einem Stream hat man die Kommentare und kann live die Einstellungen anpassen. An dieser Stelle gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen einem Let’s Play und einem Stream. Bei einem Stream wird mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt, da Musik und Grafiken schon bevor man live geht fertig sein müssen. Bei einem Let’s Play werden viele Aspekte im Nachhinein angepasst.
In der dritten Sitzung kann ebenfalls gestreamt oder weiter aufgenommen werden. Beim Let’s Play wird zudem am Schnitt und der Postproduktion gearbeitet. Ein kurzes Let’s Play benötigt normalerweise wenig Zeit in der Bearbeitung. Für jede aufgenommene Minute brauchen Kinder und Jugendliche je nach Vorerfahrung ungefähr 3 Minuten im Schnitt. Wichtig ist hier, dass auch Zeit für das Rendern der Aufnahmen benötigt wird. Nach dem gemeinsamen Anschauen gibt es eine Reflexionsphase. In dieser werden die Kinder und Jugendlichen nach der Arbeitsweise und ihrer Selbsteinschätzung gefragt und es werden mögliche Verbesserungen thematisiert. An diesem Punkt kann im Fale eines Videos auch besprochen werden, ob das Video online gestellt werden soll. Hierzu müssen alle beteiligten Teilnehmenden einverstanden sein.
Zielsetzung
Man sollte für die erste Veranstaltung nicht das Qualitätsziel zu hoch ansetzen. Anders als bei Texten, kann der Feinschliff nach der Aufnahme nicht mehr zu 100% vollzogen werden. Das Konsumieren von Streams und Let’s Plays bedeutet nicht, dass die Kinder und Jugendlichen automatisch Expert*innen in der Produktion sind. Unser Ziel ist es, die Hintergründe der Produktion zu verstehen und gleichzeitig mehr Möglichkeiten für die eigene Ausdrucksweise zu geben. Zusätzlich (wenn in einem Segment eingebaut) können Kinder und Jugendliche auch die Verkaufs- und Werbestrategien der Streamer*innen und Let’s Player*innen verstehen lernen.
Variationen
Wenn noch mehr Zeit zur Verfügung steht, kann die Aktion erweitert oder verstetigt werden. Zum Beispiel können ein Video-Intro, Thumbnails oder ein Profilbild eingebunden werden. Außerdem kann auch Fakewerbung eingebaut werden, um die Simulation von einem Stream oder Let’s Play auf die Spitze zu treiben und dies als Diskussionsgrundlage zu nutzen.