Spiele programmieren

Gamedesigner*in und Spieleentwickler*in sind bei vielen Kindern und Jugendlichen Traumberufe. Mittlerweile gibt es viele einfache Tools für die medienpädagogische Praxis, um Arbeitsschritte kennenzulernen und kleine Games selber zu programmieren. Kinder und Jugendliche erfahren so nicht nur, welche Kompetenzen gefordert werden, sie werden auch in ihrer Neugierde und Kreativität bestärkt.

Ein Pädagoge erklärt einem Jugendlichen etwas am Laptop.
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Thema:
Produzieren
Einsatzort: außerschulische Jugendarbeit
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren
Ziele: Technisches Wissen, Kreativität
Dauer: mindestens 3 Stunden

Material/Technik

  • Genügend PCs oder Laptops für die Teilnehmenden.

Vorbereitung

Vielen Heranwachsenden ist nicht bewusst, welche Kompetenzen gefordert werden, um selber Spiele zu entwickeln. So ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen einen realistischen Blick auf das Tätigkeitsfeld zu vermitteln, jedoch auch Methoden und Tools vorzustellen, um sie in ihrer Neugier und Kreativität zu fördern. Es gibt verschiedene Tools, die zugängliche Methoden liefern, um unterschiedliche Aspekte der Entwicklung von Spielen kennenzulernen und praktisch zu vermitteln. Auch das benötigte Vorwissen variiert und Programmierkenntnisse können hier neu kennengelernt oder weiter vertieft werden.

Im Vorfeld sollte daher überegt werden, welche Tools eingesetzt werden und die Fachkraft solte sich mit diesen vertraut machen. Hier gibt es auch viele kostengünstige oder kostenlose Angebote und auch die Anforderungen richten sich an Anfänger*innen bis Fortgeschrittene. Zudem sollte entschieden werden, ob ein kurzer einmaliger Workshop stattfindet oder ob man einen Game Jam über mehrere Tage, beispielsweise als Ferienaktion, durchführen möchte.

Durchführung

Zu Beginn des Projekts sollten den Jugendlichen die verschiedenen Tools, die genutzt werden, vorgestellt werden. Nicht selten gibt es hier auch unterschiedliche Wissensstände unter den Teilnehmenden. Auch wenn die Entwicklungsumgebungen vergleichsweise einfach zu bedienen sind, ist ein wenig Erfahrung hilfreich. Anschließend ist es sinnvoll, den Jugendlichen die unterschiedlichen Rollen der Spieleentwicklung vorzustellen. Dadurch werden Jugendliche mit verschiedenen Interessen abgeholt und alle finden ihre Aufgabe in der Gruppe. So können auch die Rollen der Game-Designer*innen, wie beispielsweise 2D- und Pixel-Artists, vergeben werden, welche für das Aussehen der Charaktere und der Spielwelt verantwortlich sind. Auch die Rollen der Narrative Designer*innen, die für die Story verantwortlich sind, und der Composer*innen, die Musik und Soundeffekte erstellen, können durch die Jugendlichen besetzt werden.

Im Folgenden stellen wir verschiedene Tools vor, die sich im praktischen einsatz bereits bewährt haben:

 

Scratch

Durch Scratch können kleine Spiele mit einfacher Blockprogrammiersprache entwickelt werden. Besonders beliebt und einfach umzusetzen sind hierbei kleinere Geschicklichkeitsspiele und Jump&Runs. Hierzu können auch eigene Figuren, Hintergründe und Objekte gestaltet werden, um diese in das Spiel zu integrieren. Die Programmierumgebung kann im Browser genutzt werden, alternativ kann man auch den Offline-Editor herunterladen. Die Webseite bietet einen separaten Bereich für Lehrkräfte. Hier finden sich neben Ideen und Coding-Karten auch Tutorials sowie Unterrichtsmaterialien.

In der Praxis bietet es sich an, den Teilnehmenden vorab eine feste Übungsaufgabe zu geben, um das Programm kennenzulernen. Hier werden erste Programmierkompetenzen vermittelt. Anschließend können die Kinder und Jugendlichen in Gruppen gemeinsam überlegen, welche Projekte sie umsetzen möchten und möglichst kreativ sein. Im Idealfall kennt man sich als Begleitperson etwas besser mit dem Programm aus, um einschätzen zu können, was möglich ist.

 

Bitsy

Mit Bitsy können eigene pixelbasierte Abenteuer entworfen werden. Hier können kleine Pixelgrafiken erstellt werden, um Abenteuer und Geschichten zu gestalten. Im Vergleich zu anderen Tools, geht es hier weniger um Programmierung, vielmehr stehen narrative Aspekte im Vordergrund.

Die Bedienung ist sehr einfach und lädt zum Ausprobieren ein. Über die Werkzeugleiste am oberen Bildschirmrand können die verschiedenen Fenster ein- und ausgeblendet werden. Hier können Kinder und Jugendliche eigene Avatare und Objekte in einfacher Pixeloptik zeichnen, Dialoge schreiben, Farben bestimmen, Spielumgebungen gestalten und mögliche Enden festlegen. Bitsy ist kostenlos nutzbar. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Zudem kann das fertige Spiel einfach heruntergeladen und an Freunde verschickt werden. Beispiele aus Projekten der Fachstelle für Jugendmedienkultur finden sich online.

 

Calliope

Die Calliope ist ein Einplatinencomputer, mit dem unter anderem kleine Spiele erstellt werden können. Hiermit verbindet sie als Mikrocontroller Soft- und Hardware. Die Programmierung findet am PC statt und die fertigen Programme können dann auf die Calliope geladen werden.

Die Calliope ist in der Anschaffung vergleichweise kostspielig, da im besten Falle für alle Teilnehmenden eine Calliope vorhanden sein sollte. Dann können aber kleiner Spiele, wie Stein, Papier, Schere, programmiert werden. Hier lernen Kinder erste Blockprogrammiersprache auf einem Anfänger*innen-Level kennen. Auch aufgrund der Haptik bietet sich die Calliope als Einstiegs-Tool an. Dafür bietet die Calliope aber nur begrenzt Möglichkeiten, um eigene Spiele zu programmieren. Vielmehr eignet sie sich als Tool mit verschiedenen Funktionen, wie Messen der Temperatur, da sie über verschiedene Sensoren verfügt, wie Temperatur- oder Licht-Sensor sowie einen Kompass und ein Mikrofon. Online finden sich auch weitere Unterrichtsmaterialien.

 

Bloxels

Um Videospiele zu designen, bietet Bloxels ein gutes Werkzeug, welches sowohl einsteigerfreundlich, als auch haptisch erfahrbar ist und vielerlei Möglichkeiten zur kreativen Medienarbeit bietet. Gerade für jüngere Kinder ist eine Verbindung von haptischer und digitaler Design-Umgebung sinnvoll. Durch die Verbindung der digitalen Welt in Form der App und der analogen Welt in Form des Bloxels-Boards, lassen sich die Zusammenhänge der digitalen Welten besser greifen und die Designvorgänge lassen sich, unabhängig davon, deutlich vereinfachen.

Bloxels lässt sich jedoch auch komplett ohne das analoge Spielbrett steuern. Hierzu benötigt man lediglich die App. In dem digitalen Baukasten können auch nur digital Level gebaut und gespielt werden.

 

MakeyMakey

Durch MakeyMakey kann alles, was Strom leitet, zum Controller werden. So lassen sich Spiele mit Obst, Knete oder anderen Gegenständen steuern. Die Platine wird hierzu per USB-Kabel an den Computer angeschlossen – weitere Software ist nicht nötig. Anschließend muss die Platine mit dem eigenen Körper verbunden werden, damit der Strom geerdet ist. Die beigelegten Kabel haben an beiden Seiten Metallklammern, wovon die eine Seite mit der MakeyMakey-Platine verbunden wird, während man die andere mit der Haut verbindet (beispielsweise durch ein Gummiband). Dann kann es eigentlich schon losgehen. Mit den anderen Kabeln wird die Platine mit allen Objekten verbunden, die Strom leiten: Obst, Knete, metallische Gegenstände, nasse Lappen oder Schwämme, Bleistiftzeichnungen und und und – der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

Für die Steuerung per MakeyMakey bieten sich Spiele an, die per Pfeiltasten und Space gesteuert werden. Sobald man nun die Banane oder den nassen Schwamm berührt, bewegt sich die Spielfigur wie auf Knopfdruck. Im medienpädagogischen Kontext bietet sich MakeyMakey sehr gut an, um Kindern spielerisch physikalische Funktionalitäten näherzubringen, beispielsweise „Was leitet Strom und warum?“ oder „Warum muss Strom geerdet werden?“.

Eine MakeyMakey-Platine ist an einen Laptop angeschlossen und Knete dient als Controller-Knöpfe.

Twine

Mit Twine entstehen individuelle Text-Adventures, in denen einzelne Entscheidungen über den Verlauf einer Geschichte entscheiden. Was viele noch in gedruckter Buchform kennen, findet sich hier digitalisiert in Form von simpel editierbaren Textelementen wieder. Mit Hilfe von leicht zu erlernenden Textcodes erschaffen Autor*innen am Ende eines Textabschnitts Handlungsmöglichkeiten. Mit Klick auf das zugehörige Wort im Text werden Leser*innen zu neuen Abschnitten geleitet, in denen die Geschichte jeweils einen anderen Verlauf nehmen kann. Auf diese Weise werden nicht nur kreative und interaktive Geschichten geschrieben, sondern auch niedrigschwellig die Prinzipien des Programmierens erlernt.

Allen Nutzer*innen, die sich mit den Grundzügen des Programms vertraut gemacht haben, stehen Zusatzfunktionen zur Verfügung: Schrift und Hintergrund sind formatierbar, zudem können Medien, wie bspw. Fotos und Links, eingefügt werden. Auch für das Storytelling hält Twine Gestaltungsmöglichkeiten bereit: Zufallsgeneratoren, unsichtbare Textelemente oder Variablen bringen zusätzliche Abwechslung in die Programmierung der ganz persönlichen Geschichte. Online finden sich zudem hilfreiche Übersichten aller Basis- und Zusatzfunktionen.

Twine bietet objektiv betrachtet lediglich ein kostenloses Tool, das die Verlinkung verschiedener Websites untereinander ermöglicht. Die Verbindungen werden für Nutzer*innen jedoch übersichtlich und niedrigschwellig visualisiert. Durch den gut dosierbaren Schwierigkeitsgrad dürften sowohl Einsteiger*innen als auch Fortgeschrittene Gefallen an Twine finden.

 

Draw Your Game

Mit dieser App können eigene Jump&Run-Level erstellt werden, indem man sie einfach auf ein Blatt Papier malt. Zur Erstellung dürfen nur die Farben Schwarz, Rot, Blau und Grün verwendet werden. Mit Schwarz zeichnen Spieler*innen den Boden. Durch Rot werden Feuer oder Gegner, die die Spielfigur oder bewegliche Objekte zerstören, dargestellt. Mit Blau werden bewegliche Objekte, die von den Spieler*innen verschoben werden können, gezeichnet. Mithilfe von Grün können Objekte gemalt werden, auf denen die Spielfigur wie auf einem Trampolin springen kann. Entspricht die fertige Kreation den eigenen Vorstellungen, muss das Blatt Papier nur noch abfotografiert werden und die App erstellt aus der Zeichnung ein spielbares Level.

Neben dem Erstellungsmodus bietet Draw Your Game auch einen Spielmodus, in dem eigene oder Level aus aller Welt gespielt werden können. Erstellte Spiele können auf zwei unterschiedliche Arten gelöst werden. Beim Fluchtmodus muss das Level so schnell wie möglich beendet werden. Im Zerstörungsmodus müssen alle blauen Elemente zerstört werden, um das Spiel abzuschließen. Mit einer Internetverbindung können eigene Level hochgeladen bzw. von anderen Spieler*innen im Abenteuermodus gespielt werden. Damit erhält man mit Draw Your Game Zugang zu einer endlosen Zahl an kreativen Kreationen, die von Leuten aus aller Welt erstellt wurden.

Die App ist im Android und im iOS Store sowie bei Steam verfügbar. Die Android- und iOS-Versionen sind kostenlos (Erweiterungen können per In-App-Käufe erworben werden), wohingegen die Steamversion 4,99 Euro kostet. Draw Your Game ist eine gute Möglichkeit, um Einsteiger*innen und jungen Kindern die Themen Computerspieldesign und Computerspielentwicklung grundlegend näherzubringen.

 

Adventure Game Maker Studio

Mit dem Adventure Game Maker Studio können kleine Adventure-Spiele entwickelt und mit eigenen Welten, Charakteren und Rätseln in beliebiger Grafik erzählt werden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Die kostenlose Software kann direkt auf der Website heruntergeladen werden. Das Programm ist nur in englischer Sprache erhältlich und setzt daher Englischkenntnisse voraus. Zu Beginn stehen mehrere Tutorials zur Verfügung, die einen ersten Überblick über die zahlreichen Fenster und vorhandenen Tools liefern. Die Bedienung des Adventure Game Maker Studio erfordert keine vorhandenen Programmierkenntnisse, lebt jedoch von Eigeninitiative und Ehrgeiz. Das Spiel kann schon in der Entwicklung getestet werden. Fertige Adventures können mit Freunden geteilt oder auf der Website der Entwickler hochgeladen werden.

 

Freggers Play

Die App ermöglicht das Erlernen von Blockprogrammierung, ohne dass Vorkenntnisse erforderlich sind. Spieler*innen können eigene Spiele erstellen oder eigene Filme animieren. Fünf unterschiedliche Welten stellen dabei die Gestaltungsbasis dar und ermöglichen beispielsweise Piraten-, Western- oder Mittelalterwelten zu erstellen. In der oberen linken Ecke befindet sich die Objektbox, in der alle verwendbaren Objekte und Charaktere zu finden sind. Mit einem Fingerwisch lassen sich alle Gegenstände einfach in das Level hineinziehen und mit einem Fingertipp lässt sich das Programmierfenster öffnen.

Zum Programmieren stehen USB-Stecker in fünf verschiedenen Farben zur Verfügung. Gelbe Stecker stellen Startbefehle dar und ermöglichen festzulegen, was passieren soll, wenn die Figur berührt wird, mit etwas kollidiert oder was geschehen soll, sobald das Level gestartet wird. Mit blauen Steckern können Bewegungen, Drehungen und Sprünge einprogrammiert werden. Unsichtbarkeit, Vergrößerung oder Verkleinerung von Gegenständen kann durch grüne Stecker erreicht werden. Violette Stecker ermöglichen das Ergänzen von Sprechblasen, Kamerafahrten, Explosions- und Soundeffekten. Zuletzt gibt es noch die orangefarbenen Stecker, mit denen Programmpassagen beschleunigt, pausiert, wiederholt oder angehalten werden können.

Freggers Play kann im Android- oder iOS-Store kostenlos heruntergeladen werden und ist besonders kinderfreundlich, da es keine Werbung und keine versteckten Kosten beinhaltet. Die App trainiert das räumliche Vorstellungsvermögen, fördert kreatives Denken und bietet Spieler*innen die Möglichkeit, ihrer Fantasie in dreidimensionalen Welten freien Lauf zu lassen.

 

Kodu Game Lab

Mit Kodu Game Lab können einfache Spiele in einer 3D-Umgebung gestaltet werden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung der dreidimensionalen Spielwelt. Dies funktioniert einfach und intuitiv durch verschiedene Befehle. Anschließend können Objekte und Figuren in der Welt platziert und programmiert werden. Die Programmierung erfolgt in einfacher visueller Programmiersprache. So können Objekte einfache WENN/DANN-Funktionen zugewiesen werden.

Das englischssprachige Programm wurde von Microsoft herausgegeben und kann kostenlos heruntergeladen werden. Vorkenntnisse sind hilfreich, aber nicht notwendig. Fertige Spielwelten können zudem auf der Webseite hochgeladen werden. Ebenso lassen sich Spiele anderer Nutzer*innen runterladen und spielen.

 

Pixel-Art online erstellen

Pixel-Grafik ist auch heute noch eine attraktive Darstellungsform im Gamedesign. Diese lässt sich kostenlos und anfängerfreundlich online erstellen und herunterladen. Das Einbinden der online-erstellten Designs in Spieleprojekte gestaltet sich dadurch sehr einfach. Tools, die die Möglichkeit bieten, Pixel-Art zu erstellen, ermöglichen nicht nur das Gestalten von Hintergründen, Objekten und statischen Spielcharakteren. Mit dem Erstellen animierter 2D-Pixel-Sprites wird die eigene Kreativität lebendig und spielbar.

Die Nutzung und Struktur der Onlineprogramme ist, mit einer sehr überschaubaren Toolbox, recht einfach gehalten. Zwei Onlineprogramme zum Erstellen von Pixel-Art, die nicht gedownloadet werden müssen, sind Piskel und Pixilart.

Zielsetzung

Gerade im Game Design findet sich eine hervorragende Möglichkeit, Heranwachsende nicht nur im Umgang mit informationstechnischen Systemen allgemein, sondern speziell in Softwareentwicklung zu schulen. All dies findet am Gegenstand der Videospiele statt, welcher sich nah an der Lebenswelt der Jugendlichen befindet, und durch diese Nähe für erhöhte Motivation bei der Zielgruppe sorgt. Durch den Blick hinter die Kulissen und den Einstieg in die Erstellung, werden aus Konsument*innen von Videospielen Produzent*innen. Kinder und Jugendliche erfahren so nicht nur, welche Kompetenzen gefordert werden, sie werden auch in ihrer Neugier und Kreativität bestärkt.

Variationen

In einem einmaligen Workshop macht es Sinn, dass die Jugendlichen alle am selben Projekt arbieten, welches Schritt für Schritt erstellt wird. In einem mehrtägigem Workshop ist mehr zeitliche Flexibilität gegeben, weshalb hier auch individuellere Projekte betreut werden können. Die Unterstützung von Spieleentwickler*innen aus der Branche kann ebenfalls sehr hilfreich sein. Oft können auch Studierende aus Bereichen der Spieleentwicklung für medienpädagogische Projekte begeistert und als Unterstützung angefragt werden.