Spiele programmieren
Gamedesigner*in und Spieleentwickler*in sind bei vielen Kindern und Jugendlichen Traumberufe. Mittlerweile gibt es viele einfache Tools für die medienpädagogische Praxis, um Arbeitsschritte kennenzulernen und kleine Games selber zu programmieren. Kinder und Jugendliche erfahren so nicht nur, welche Kompetenzen gefordert werden, sie werden auch in ihrer Neugierde und Kreativität bestärkt.
Material/Technik
- Genügend PCs oder Laptops für die Teilnehmenden.
Vorbereitung
Vielen Heranwachsenden ist nicht bewusst, welche Kompetenzen gefordert werden, um selber Spiele zu entwickeln. So ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen einen realistischen Blick auf das Tätigkeitsfeld zu vermitteln, jedoch auch Methoden und Tools vorzustellen, um sie in ihrer Neugier und Kreativität zu fördern. Es gibt verschiedene Tools, die zugängliche Methoden liefern, um unterschiedliche Aspekte der Entwicklung von Spielen kennenzulernen und praktisch zu vermitteln. Auch das benötigte Vorwissen variiert und Programmierkenntnisse können hier neu kennengelernt oder weiter vertieft werden.
Im Vorfeld sollte daher überegt werden, welche Tools eingesetzt werden und die Fachkraft solte sich mit diesen vertraut machen. Hier gibt es auch viele kostengünstige oder kostenlose Angebote und auch die Anforderungen richten sich an Anfänger*innen bis Fortgeschrittene. Zudem sollte entschieden werden, ob ein kurzer einmaliger Workshop stattfindet oder ob man einen Game Jam über mehrere Tage, beispielsweise als Ferienaktion, durchführen möchte.
Durchführung
Zu Beginn des Projekts sollten den Jugendlichen die verschiedenen Tools, die genutzt werden, vorgestellt werden. Nicht selten gibt es hier auch unterschiedliche Wissensstände unter den Teilnehmenden. Auch wenn die Entwicklungsumgebungen vergleichsweise einfach zu bedienen sind, ist ein wenig Erfahrung hilfreich. Anschließend ist es sinnvoll, den Jugendlichen die unterschiedlichen Rollen der Spieleentwicklung vorzustellen. Dadurch werden Jugendliche mit verschiedenen Interessen abgeholt und alle finden ihre Aufgabe in der Gruppe. So können auch die Rollen der Game-Designer*innen, wie beispielsweise 2D- und Pixel-Artists, vergeben werden, welche für das Aussehen der Charaktere und der Spielwelt verantwortlich sind. Auch die Rollen der Narrative Designer*innen, die für die Story verantwortlich sind, und der Composer*innen, die Musik und Soundeffekte erstellen, können durch die Jugendlichen besetzt werden.
Im Folgenden stellen wir verschiedene Tools vor, die sich im praktischen einsatz bereits bewährt haben:
Bloxels
Um Videospiele zu designen, bietet Bloxels ein gutes Werkzeug, welches sowohl einsteigerfreundlich, als auch haptisch erfahrbar ist und vielerlei Möglichkeiten zur kreativen Medienarbeit bietet. Gerade für jüngere Kinder ist eine Verbindung von haptischer und digitaler Design-Umgebung sinnvoll. Durch die Verbindung der digitalen Welt in Form der App und der analogen Welt in Form des Bloxels-Boards, lassen sich die Zusammenhänge der digitalen Welten besser greifen und die Designvorgänge lassen sich, unabhängig davon, deutlich vereinfachen.
MakeyMakey
Durch MakeyMakey kann alles, was Strom leitet, zum Controller werden. So lassen sich Spiele mit Obst, Knete oder anderen Gegenständen steuern. Die Platine wird hierzu per USB-Kabel an den Computer angeschlossen – weitere Software ist nicht nötig. Anschließend muss die Platine mit dem eigenen Körper verbunden werden, damit der Strom geerdet ist. Die beigelegten Kabel haben an beiden Seiten Metallklammern, wovon die eine Seite mit der MakeyMakey-Platine verbunden wird, während man die andere mit der Haut verbindet (beispielsweise durch ein Gummiband). Dann kann es eigentlich schon losgehen. Mit den anderen Kabeln wird die Platine mit allen Objekten verbunden, die Strom leiten: Obst, Knete, metallische Gegenstände, nasse Lappen oder Schwämme, Bleistiftzeichnungen und und und – der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt.
Für die Steuerung per MakeyMakey bieten sich Spiele an, die per Pfeiltasten und Space gesteuert werden. Sobald man nun die Banane oder den nassen Schwamm berührt, bewegt sich die Spielfigur wie auf Knopfdruck. Im medienpädagogischen Kontext bietet sich MakeyMakey sehr gut an, um Kindern spielerisch physikalische Funktionalitäten näherzubringen, beispielsweise „Was leitet Strom und warum?“ oder „Warum muss Strom geerdet werden?“.
Twine
Mit Twine entstehen individuelle Text-Adventures, in denen einzelne Entscheidungen über den Verlauf einer Geschichte entscheiden. Was viele noch in gedruckter Buchform kennen, findet sich hier digitalisiert in Form von simpel editierbaren Textelementen wieder. Mit Hilfe von leicht zu erlernenden Textcodes erschaffen Autor*innen am Ende eines Textabschnitts Handlungsmöglichkeiten. Mit Klick auf das zugehörige Wort im Text werden Leser*innen zu neuen Abschnitten geleitet, in denen die Geschichte jeweils einen anderen Verlauf nehmen kann. Auf diese Weise werden nicht nur kreative und interaktive Geschichten geschrieben, sondern auch niedrigschwellig die Prinzipien des Programmierens erlernt.
Allen Nutzer*innen, die sich mit den Grundzügen des Programms vertraut gemacht haben, stehen Zusatzfunktionen zur Verfügung: Schrift und Hintergrund sind formatierbar, zudem können Medien, wie bspw. Fotos und Links, eingefügt werden. Auch für das Storytelling hält Twine Gestaltungsmöglichkeiten bereit: Zufallsgeneratoren, unsichtbare Textelemente oder Variablen bringen zusätzliche Abwechslung in die Programmierung der ganz persönlichen Geschichte. Online finden sich zudem hilfreiche Übersichten aller Basis- und Zusatzfunktionen.
Twine bietet objektiv betrachtet lediglich ein kostenloses Tool, das die Verlinkung verschiedener Websites untereinander ermöglicht. Die Verbindungen werden für Nutzer*innen jedoch übersichtlich und niedrigschwellig visualisiert. Durch den gut dosierbaren Schwierigkeitsgrad dürften sowohl Einsteiger*innen als auch Fortgeschrittene Gefallen an Twine finden.
Draw Your Game
Zielsetzung
Gerade im Game Design findet sich eine hervorragende Möglichkeit, Heranwachsende nicht nur im Umgang mit informationstechnischen Systemen allgemein, sondern speziell in Softwareentwicklung zu schulen. All dies findet am Gegenstand der Videospiele statt, welcher sich nah an der Lebenswelt der Jugendlichen befindet, und durch diese Nähe für erhöhte Motivation bei der Zielgruppe sorgt. Durch den Blick hinter die Kulissen und den Einstieg in die Erstellung, werden aus Konsument*innen von Videospielen Produzent*innen. Kinder und Jugendliche erfahren so nicht nur, welche Kompetenzen gefordert werden, sie werden auch in ihrer Neugier und Kreativität bestärkt.
Variationen
In einem einmaligen Workshop macht es Sinn, dass die Jugendlichen alle am selben Projekt arbieten, welches Schritt für Schritt erstellt wird. In einem mehrtägigem Workshop ist mehr zeitliche Flexibilität gegeben, weshalb hier auch individuellere Projekte betreut werden können. Die Unterstützung von Spieleentwickler*innen aus der Branche kann ebenfalls sehr hilfreich sein. Oft können auch Studierende aus Bereichen der Spieleentwicklung für medienpädagogische Projekte begeistert und als Unterstützung angefragt werden.